Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer
Autoren: Harald Schneider
Vom Netzwerk:
das ist alles unsere persönliche Angelegenheit. Wir sind ein kleines verschworenes Team, bei dem jeder ordentlich was verdient.«
    »Was machen Sie tagsüber mit den Drogen, wenn die Arbeiter und Ihr Chef anwesend sind?«
    »Tagsüber ist hier kein Heroin zu finden. Das wird erst nach Ladenschluss, wenn Samuel fort ist, hierher gebracht. Morgens um 3 Uhr ist Fred dann bereits mit seiner Ladung in Richtung Ruhrgebiet unterwegs.«
    »Wo das Heroin dann in einem Gemüsemarkt weiter verteilt wird. Schlau ausgedacht, mein Kompliment!«
    Petersen strahlte über das ganze Gesicht.
    »Ganz recht. In Köln beliefern wir alle 14 Tage den Petersen-Großmarkt.«
    Bei diesem Satz sah er mich erwartungsvoll an.
    »Kommt Ihnen der Name bekannt vor? Bingo, das ist mein Bruder. Sie sehen, alles ist fest in Familienhänden.«
    Petersen schaute nervös auf die Uhr und mir schwante Fürchterliches.
    »Tja, Herr Kommissar, uns läuft leider die Zeit davon. Ich hoffe, Sie werden Verständnis dafür haben, dass wir Sie nun nicht mehr ohne Weiteres laufen lassen können.«
    Im gleichen Moment zog er unvermittelt eine Pistole aus seiner Jackentasche. Die Männer, die uns die ganze Zeit umzingelt hatten, wichen zur Seite. Jetzt wurde es sehr kritisch für Becker und mich.
    »Denken Sie daran, Polizistenmord wird besonders hart bestraft, Herr Petersen.«
    »Wie komisch, Herr Palzki. Als ob es darauf noch an kommen würde. Sie müssen sich um mich keine Sorgen machen. Denn man wird mich noch nicht einmal verdäch tigen, weil man von Ihnen und Ihrem Freund nichts mehr finden wird. Wir verfügen über die geeigneten Mittel und Wege, biologisches Material absolut rückstandsfrei zu ent sorgen. Sie werden sich quasi in ein paar Kilowattstun den Energie verwandeln, hahaha. Wären Sie so freundlich, etwas vom Tisch zurückzutreten? Ich finde rot gefärbte Rettiche nämlich etwas unappetitlich!«
    In diesem Moment passierte es. Ein Schuss peitschte durch die Halle. Ich hielt die Luft an.
    Ich wusste, dass ein Schuss nicht unbedingt mit ei nem Schmerzempfinden einhergehen musste. Ich spürte nichts. Nichts weiter, außer dem anhaltenden schmerz freien Schock, und der Erkenntnis, kurz vor meinem Ab leben zu stehen.
    Die wenigen Sekunden, die mir noch blieben, nutz te ich, um festzustellen, wo die Kugel in meinen Körper eingedrungen ist. Ich konnte nichts finden. War ich etwa schon auf dem Weg ins Jenseits? Ich war völlig verwirrt. Doch es gelang mir ohne Mühe, zu Petersen zu schauen. Und ich begriff nicht, weshalb Petersen langsam im Zeit lupentempo mit weit aufgerissenen Augen und schmerz verzerrtem Gesicht zu Boden glitt. Ich starrte ihn weiter an. Polizeikollegen rannten an mir vorbei und stürzten sich auf den am Boden liegenden Petersen und dessen Mitganoven.
    Langsam, ganz langsam verstand ich, was da vor sich ging. Erst als kurz darauf Gerhard in meinem Blickfeld auftauchte, war ich wieder eines zaghaften Wortes fähig.
    »Ist alles in Ordnung bei dir, Reiner?«
    Ich nickte.
    »Ja, ja, ist schon gut. Ich stehe wahrscheinlich etwas un ter Schock. Ich dachte, das wäre meine Kugel gewesen.«
    »Das kann ich dir gut nachfühlen. Aber ich kann dich beruhigen. Diese Kugel war nur für Petersens Unterarm bestimmt und das wird er überleben.«
    Jetzt hielt ich mich an meinem Freund fest und holte erst mal tief Luft.
    »Puh, das war knapp. Sag mal, warum seid ihr über haupt hier?«
    »Das, mein lieber Reiner, hast du nur dem Zufall zu verdanken. Kowalski ist heute Abend überraschend aus dem Koma erwacht und war zudem sofort gesprächig. Aus diesem Grund wollten wir uns hier eigentlich zunächst mal unverbindlich umsehen. Bevor wir deinen Wagen am Straßenrand stehen sahen, konnten wir ja gar nicht wissen, dass du bereits an Ort und Stelle warst.«
    »Zusammen mit deinem Freund«, ergänzte er.
    »Das ist nicht mein Freund«, wehrte ich aufgebracht ab.
    »Dafür, dass es nicht dein Freund ist, bist du aber ziem lich oft mit ihm unterwegs.«
    »Wo ist Becker eigentlich?«
    »Der ist schon draußen in ärztlicher Behandlung. Und du solltest dich sicherheitshalber auch dorthin be geben.«
    »Später, Kollege, später. Ich hoffe, ihr habt das Geständ nis von Petersen noch mitbekommen?«
    »Jedes einzelne Wort, Reiner. Alles ist in meinem Ge dächtnis unauslöschlich gespeichert.«
    »Apropos Speicher –.«
    Ich ging zum Tisch, auf den Petersen vorhin das Tele abgelegt hatte. Vorsichtig zog ich den Speicherchip ab und übergab ihn an Gerhard.
    »Hier,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher