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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer
Autoren: Harald Schneider
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pass bloß gut drauf auf. Da ist das komplette Ge spräch drauf. In einer Wahnsinnsqualität, sag ich dir!«
    Gerhard sah mich von der Seite an und schmunzelte.
    »Du warst doch nicht etwa bei Jacques?«
    Darauf brauchte ich nicht zu antworten. Uns beiden war klar, dass die Frage nur rhetorisch gemeint war.
    In diesem Moment gesellte sich Jutta hinzu.
    »Alles klar? Übrigens, herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Reiner!«
    Ich schaute auf die Uhr. Tatsächlich, es war Viertel nach zwölf. Ich war wieder ein Jahr älter. Und ich lebte noch.
    Nachdem mir Gerhard gratuliert hatte, verließ ich er leichtert die Halle. Doch der Hinweis auf meinen Geburts tag brachte mir weitere Erinnerungen ins Gedächtnis.
    Im Kampf mit Siegfried und Petersen hatte ich gewon nen. Doch bei Stefanie war meine Niederlage bereits vor programmiert.

Epilo g
    Selbstverständlich möchte ich Ihnen jetzt nicht vorenthal ten, wie es mit allem weiterging. Der Spannungsbogen ist nun zwar zu Ende gespannt, doch es sind noch viele Fra gen offen geblieben. Ich hoffe, dass ich mit diesem Epilog noch die eine oder andere Frage beantworten kann und nichts Wichtiges vergesse.
    Die nächsten Wochen waren nämlich sehr ereignisreich. Nach wie vor unter gerichtlicher Zwangsverwaltung steht der Geschäftsführer Samuel R. Siegfried. Nach politischer Intervention durch die ortsansässigen Bürgermeister und des Landrates konnte die Genossenschaft bereits einen Tag nach Petersens Festnahme ihren Betrieb wieder aufneh men. Trotz diverser Pfändungen in sein Privatvermögen scheint Siegfried nicht allzu unzufrieden zu sein. Denn er fährt einen Wagen, den ich mir nie leisten kann. Und den Schmuck, den er trägt, wiegt man am besten mit einer Personenwaage.
    Zwei Wochen nach seiner Festnahme gelang Paul Pe tersen bei einem Arztbesuch in der Frankenthaler Fußgän gerzone die Flucht. Den begleitenden Beamten hatte er bei einem vorgetäuschten Toilettengang überwältigt. Petersens Bruder Max verschwand noch in der Nacht von Pauls Festnahme. Internationalen Recherchen zufolge sollen die beiden in Paraguay in der Nähe von San Pedro unterge taucht sein. Die Gefährten der Petersen-Brüder wurden zu Haftstrafen zwischen drei und zehn Jahren verurteilt.
    Dietmar Becker hat mir seinen ersten Romanentwurf zugeschickt. Eigentlich muss ich sagen, dass es sich dabei mehr um einen Tatsachenbericht als um einen Krimi han delt. Als Belohnung für unser gemeinsam überstandenes Abenteuer fütterte ich ihn mit dem einen oder anderen Detail aus unserer Polizeiarbeit. Ich fand seinen Tatsa chenkrimi überaus spannend, und vielleicht wird er ir gendwann einmal sogar als Pfalzkrimi gedruckt. Becker hat mir anvertraut, dass er bewusst den einen oder anderen Rechtschreibfehler im Manuskript hat stehen lassen. Da mit könne man bei der Leserschaft zusätzliche Aufmerk samkeit erregen. Becker hat mir weiterhin angekündigt, dass er bereits am zweiten Krimimanuskript arbeite. Dabei soll es sich um irgendetwas mit einem nicht zugelassenen Pseudo-Krupp-Medikament handeln.
    Professor Müller entging ganz knapp der Aberkennung seines akademischen Titels. Nur die freiwillige Heraus gabe seiner privat gehorteten Museumsstücke rettete ihm sein Ansehen und nicht zuletzt auch seine Pension. Nicht vermeiden ließ sich, dass seine Frau von den regelmäßigen Besuchen bei Mary erfuhr. Doch ihrer eigenen Aussage zufolge bewertete sie die Beibehaltung ihres bisherigen Le bensstandards höher als eine Trennung von ihrem Mann.
    Über Dr. Matthias Metzger gibt es nicht viel zu sagen. Er fährt nach wie vor Notarzteinsätze und kein Mensch kümmert sich darum. Angst habe ich davor, dass ich nach einem Unfall aufwache und Metzger sich gerade mit ei nem blutverschmierten Kittel über mich beugt. In der ei nen Hand hält er eine Banane, in der anderen eine Blech schere. Mit einem zuckenden Lächeln höre ich ihn sagen: »Den Blinddarm und die Mandeln habe ich auch gleich mit erledigt.«
    Friedrich Knoll wurde zwar von Hannah Weiß ent lassen. Doch als Mitgesellschafter der Wanda GmbH in Böhl-Iggelheim musste Knoll keine Arbeitslosigkeit be fürchten.
    Ach ja, Hannah Weiß. Die Ermittlungen bezüglich des Todes ihres Mannes und ihrer Schwiegermutter verliefen zwar im Sand, ein fahler und nicht nachweisbarer Nach geschmack blieb aber bei mir zurück. Wie mir berich tet wurde, sucht Hannah Weiß im Moment einen Käufer für ihren Hof. Meine gefühlsmäßigen Turbulenzen waren nicht von langer Dauer. Je
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