Erntemord

an Rowennas Kehle. Er war ein Meisterschütze, aber …
    Alles, was er brauchte, war eine winzige Drehung.
    Ihr Blick traf den seinen. Ihre Augen glühten golden und verströmten Stärke, so viel Stärke.
    „Dan, Vorsicht vor Billy“, sagte sie. „Siehst du ihn nicht? Er ist direkt neben dir.“
    Dan machte eine leichte Drehung, doch Jeremy wollte das Risiko nicht eingehen. Stattdessen stürzte er sich auf den Mann und riss ihn von Rowenna fort, sodass sie zusammen zu Boden fielen.
    Das Messer blitzte auf, als Dan es in Jeremys Brust stoßen wollte, doch Jeremy setzte sich auf und gab Mie eine Kopfnuss.
    Das Messer flog Dan aus der Hand, und Jeremy hörte einen schrillen Schrei, wie das Krächzen einer Krähe. Er blickte hoch und sah Ginny MacElroy auf sich zukommen.
    Rowenna brachte sie zu Fall, während er Mie mit einem Faustschlag zurück gegen die Wand schleuderte.
    Plötzlich ertönten Schüsse, die sie alle erstarren ließen.
    Sein Bruder war eingetroffen. Direkt hinter ihm befand sich Brad, dem sich ein tiefes Aufstöhnen entrang, als er an allen vorbei zu Mary stürzte.
    „Mary, Mary“, schluchzte er, während er sie in seinen Armen wiegte.
    „Hast ganz schön lange gebraucht“, sagte Jeremy grinsend zu seinem Bruder.
    „Ich habe gegen jede Geschwindigkeitsbeschränkung verstoßen“, sagte Zach. „Wie zum Teufel bist du so schnell hierhergekommen?“
    „Du würdest es mir sowieso nicht glauben, wenn ich es dir erzähle“, erwiderte Jeremy. Dann half er Rowenna auf die Füße.
    „Es war Billy“, sagte sie weich, bevor sie sich bebend in seine Arme fallen ließ.

EPILOG
    „Ich schwöre, ich werde es nie verstehen“, sagte Joe kopfschüttelnd. „Warum?“
    „Nun“, sagte Jeremy, der sich noch ein Stück Truthahn nahm. „Ginny hatte ihr ganzes Leben von diesen Legenden gehört. Sie glaubte, dass, wenn sie Satan als Magd diente, dieser sie dafür mit Jugend und Schönheit belohnen und sie für immer leben würde. Also half sie Mie nur zu gern, Satan zu werden. Sie war diejenige, die ihn überhaupt erst auf die Idee brachte.
    Vermutlich fing das schon vor Jahren an – als er noch Kekse mit Milch in ihrer Küche gegessen hat. Sie sind beide natürlich völlig verrückt, doch ihre Wahnvorstellungen beflügelten sich gegenseitig – und haben dazu geführt, dass fünf Frauen sterben mussten.“ Und zwei weitere wären beinahe gestorben, dachte er, wobei er dankbar zu der Frau an seiner Seite sah.
    „Es ist einfach zu gruselig, zu wissen, dass Menschen, die wir unser ganzes Leben lang kennen, Mörder sind“, sagte Eve und lächelte zögernd ihren Mann an. Seit er Medikamente nahm, hatte er keinen weiteren Blackout gehabt, sodass sie beide an diesem Thanksgiving tatsächlich Grund zur Dankbarkeit hatten.
    Er erwiderte ihr Lächeln. „Ich versuche noch immer, das alles zusammenzukriegen.“
    „Ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung“, sagte Rowenna. „Dan nahm Touristinnen ins Visier, Frauen, die nur auf der Durchreise waren. Er traf sie in Bars oder im Museum. Er wählte Frauen aus, die nicht so schnell vermisst werden würden. Bis Halloween näher kam. Da musste er sich beeilen, weshalb er die Gelegenheit ergriff und Mary entführte, obwohl Brad dabei war und die Polizei verständigen würde. Er wusste von Adams Blackouts – er hat dich beobachtet“,sagte sie zu Adam. „Also hat er eine deiner Karten genommen, etwas von deinem Kaugummi darauf geklebt und sie bei einer der Leichen platziert. Sollte die Leiche jemals gefunden werden, würde alles auf dich hinweisen. Ginny hat versucht, den Doc als den Schuldigen hinzustellen. Armer Kerl. Er steht noch immer unter Schock.“
    „Okay, das alles verstehe ich“, sagte Joe. „Und mir ist klar, dass Dan das Museum durch den Tunnel nach Belieben betreten oder verlassen konnte. Und jeder am Empfang hätte geschworen, dass er nie weg gewesen war, weil er ja nie an ihnen vorbeimusste. Aber … Mary sagte, sie hätte auf einem Hügel gestanden und dann in einem Maisfeld, und danach hätte sie gefesselt in dem Keller gelegen – und sie wusste nicht, wie sie an einen dieser Plätze gelangt oder ob sie überhaupt wirklich dort gewesen war.
    „Dan beherrscht Hypnose“, erklärte Jeremy.
    „Aber kann jemand so gut sein?“, wollte Joe wissen.
    „Er war sehr gut“, sagte Rowenna leise. „Er konnte Bilder in deinem Bewusstsein entstehen lassen. Mary und ich haben sogar unsere Namen auf einem Grabstein gesehen. Aber … es gibt einige Dinge, die