Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
Plötzlich durchbrach ein Schrei den Gesang. Sie zuckte beinahe zusammen, doch dann bemerkte sie, dass Brad neben ihr saß und amüsiert grinste. Sie hatte zu viel Fantasie, das hatte er schon immer gesagt. Und sie war zu furchtsam.
    Sie ermahnte sich, dass sie dabei waren, ihre Beziehung zu erneuern. Dass sie beide daran arbeiten mussten, auch wenn er derjenige war, der fremdgegangen war. Er hatte niemals sein Leben mit Brenda verbringen wollen. Sie hatte ihn nur angezogen, weil sie vorwitzig war, ihre Chancen ergriff und weil sie … etwas Nuttiges hatte. Mary konnte sich einen Moment des Grolls nicht verkneifen.
    Brad liebte sie, das wusste sie. Doch er hatte sie verletzt. Aber sie wollte nicht ihre gemeinsame Zukunft ruinieren, indem sie die Vergangenheit nicht ruhen ließ. Sie wollte einiges verändern, und den Anfang machte sie, indem sie versuchte, abenteuerlustiger zu werden.
    Brad hielt ihre Hand. Er war bei ihr. Sie glaubte, dass er sie liebte und dass sie es schaffen konnten.
    „In der Dunkelheit und im Nebel liegen die Orte der Gefahr. Lass die Hand, die dich hält, nicht los, denn wenn der Wind bläst und die Bäume einknicken, wirst du dort den Tod finden“, sagte Damien. „Sieh in die Kugel, behalte den Kristall im Auge.“
    Sie fühlte sich geradezu gezwungen, erneut hinzusehen. Wieder hörte sie Schreie und das Schluchzen tiefer Verzweiflung. Die Äste der Bäume wirkten wie knochige Finger. Es begann zu schneien, und dann …
    Plötzlich starrte sie auf die Leiche einer Frau, die an einer über einen Ast geworfenen Galgenschlinge baumelte. Ein Schrei erstickte in ihrer Kehle, als der Körper direkt vor ihren Augen verweste.
    „Indianer“, sagte Brad. Er klang völlig entrückt. „Sorry, amerikanische Ureinwohner.“
    Es gelang ihr, den Blick von der Todesszene abzuwenden, um einen Blick auf Brad zu werfen. Er lächelte und sah offenbar etwas völlig anderes.
    „Das erste Thanksgiving-Dinner“, sagte er staunend.
    Sie musste hier raus.
    „Sie sind wirklich gut“, sagte Brad zu Damien.
    Damien lächelte und wandte sich dann Mary zu. Sie hatteden Eindruck, dass etwas Gemeines in seinem Blick lag, etwas Zügelloses und … Teuflisches.
    „Berühren Sie den Kristall“, befahl Damien den beiden. Nein. Das würde sie nicht tun.
    Doch sie fühlte sich dazu gezwungen. Es war vermutlicheine Art Projektor, sagte sie sich. Ein Holograph. Das musste es sein.
    Was auch immer es war und was auch immer den Zwang erzeugte – Brad fühlte es ebenfalls. Mit ihren noch immer verflochtenen Händen berührten sie die Kristallkugel.
    Jetzt, da sie in seine Tiefen starrte, sah sie Maisstängel. Reihen und Aberreihen von Mais.
    Maisfelder mit Vogelscheuchen, die etwas Bedrohliches, Böses ausstrahlten.
    Sah Brad die gleichen Dinge wie sie? Was auch immer er sah, er starrte wie hypnotisiert in die Kugel.
    „Sie sind in Gefahr“, sagte Damien zu Brad. „Sie haben geliebt, doch Sie haben betrogen, und nun sind Sie schwach. Und weil Sie schwach sind“, nun wandte er sich Mary zu, „sind Sie leichte Beute.“ Damien hörte sich an, als ob ihm seine Rede Vergnügen bereitete. „Ihm fehlt das Selbstvertrauen, für Sie zu kämpfen, sodass Sie verloren sein werden in den Nebeln des Bösen.“
    Brad erhob sich abrupt und funkelte Damien wütend an. „Was zum Teufel soll das? Man sollte Sie einsperren. Für diese Art von Unsinn sind wir nicht hergekommen.“
    Damien erhob sich ebenfalls. „Es tut mir leid, dass Ihnen die Sitzung nicht zusagt, doch die Kristallkugel sagt die Wahrheit. Sie spricht, nicht ich.“
    Brad warf einen Zwanziger auf den Tisch, griff nach Marys Hand und zog sie mit sich aus dem Zelt.
    Zurück in der Fußgängerzone waren sie von lachenden Menschen umgeben, die sich amüsierten. Ein Gruppe Kinder stürzte laut prustend aus einem der Spukhäuser. Ein alter Mann, der dem Trubel entkommen wollte, schlüpfte in einen Coffeeshop. Eine Frau ging mit zwei kleinen Mädchen vorbei, die als Elfen verkleidet waren. Sogar die Hunde, die mitgeführt wurden, trugen Kostüme.
    „Mein Fehler, dass ich den Idioten ausgesucht habe“, sagte Brad entschuldigend.
    „Hey, mach dir keine Gedanken. Er glaubte offenbar, er müsse eine Show abziehen, das ist alles.“ Sie bemühte sich sehr, leichthin zu klingen. Brad war wirklich zornig, vielleicht sogar erschüttert. Merkwürdig, wie Damien in der Lage gewesen war, die Spannung zu erspüren, der sie entkommen wollten, und wie er sie direkt anvisiert hatte.
    Doch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher