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Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord
Autoren: Heather Graham
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raubt die Seelen, lässt sie nie wieder fort.
    Drum fürchte nicht den Sensenmann,
    doch fürchte den Schnitter im Herbst,
    raubt er die Seele einer Frau, wird sie zu Satans Braut.
    Rowenna Cavanaugh schrak im Bett hoch, keuchend und von Panik erfüllt.
    Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Welch ein Albtraum. Er hatte sie ziemlich mitgenommen, und das konnte sie nicht zulassen. Sie redete sich ein, dass sie einfach eingeschlafen war, während sie an zu Hause gedacht hatte, obwohl sie erst in ein paar Tagen losfahren und Halloween noch hier in New Orleans verbringen würde.
    Sie vermisste ihre Heimat. Massachusetts war immer so schön zu dieser Jahreszeit. Und Salem … Salem war in vielerlei Hinsicht noch immer eine Kleinstadt. In ihrer Abwesenheit hatte man sie zur Erntekönigin gekürt. Immerhin gab ihr das etwas, worauf sie sich freuen konnte nach der anstehenden Radiodiskussion mit Jeremy Flynn. Die fand statt, um Spenden für Children’s House einzuwerben, eine Wohltätigkeitsorganisation, die er hier betrieb. Außerdem würde ihr Mitwirken helfen, ihre Bücher zu verkaufen. Sie war so haltlos, seit Jonathan, der Mann, den sie hatte heiraten wollen, gestorben war. War es wirklich drei Jahre her? Von daher hatte sie sich über die Gelegenheit gefreut, von zu Hause wegzukommen. Nicht dass sie einen Vorwand gebraucht hätte, um nach New Orleans zu fahren, schließlich liebte sie die Stadt. Aber nun war sie auch bereit, nach Hause zurückzukehren, Albtraum hin oder her.
    Als Kind hatten sie Spiele wie den Schnitter gespielt. Die Puritaner hatten geglaubt, dass der Teufel in den dunklen Wäldern um ihre Siedlungen wohnte und nur darauf lauerte, unvorsichtige Seelen zu stehlen. Damals hatten Aberglaube und Furcht geherrscht. Doch sie wusste es besser, egal welch einen Unsinn ihr Unterbewusstsein hervorkramte.
    Und doch musste sie aufwachen, musste aufstehen, bevor sie in einen anderen Traum verfiel, der ebenso schlimm oder gar schlimmer war.
    Sie lebte in der realen Welt, der Welt des Heute. Sie musste sich zusammenreißen – und irgendwie einen weiteren Tag in der Gesellschaft von Mr Jeremy Flynn überstehen.
    Ach ja, Jeremy Flynn. Expolizeitaucher und nun Partner einer Privatdetektei, die er mit seinen beiden Brüdern betrieb. Intelligent, wortgewandt, charmant, gut aussehend … und in keiner Weise von ihr angezogen. Tatsächlich schien er sie sogar abzulehnen, aber vielleicht waren es auch nur ihre Ansichten, die ihm nicht gefielen. Zugegebenermaßen verhielt er sich ihr gegenüber nie unhöflich oder feindselig. Aber natürlich würde er das auch nicht wagen, weil seine Schwägerin Kendall seit vielen Jahren eine ihrer besten Freundinnen war. Heute Abend sollte auf dem Anwesen der Flynns eine Halloweenparty stattfinden. Kendall und ihr Mann waren vor einem Jahr eingezogen und betrieben dort nun ein Gemeindetheater und richteten verschiedene Wohltätigkeitsveranstaltungen aus. Es würde eine großartige Party werden. Jeremy würde sie höflich begrüßen und dann eine Möglichkeit finden, sich den ganzen Abend in der anderen Ecke des Raumes aufzuhalten.
    Mit Aidan, Kendalls Ehemann, verstand sie sich gut, und der jüngste Bruder Zach war stets freundlich.
    Unglücklicherweise fühlte sie sich aber zu Jeremy hingezogen, und das seit dem ersten Moment. Das hatte sie verblüfft, weil sie seit Jonathans Tod keine Verabredungen mehr gehabt hatte. Nicht dass sie an irgendeine altmodische Trauerzeit glaubte, sie hatte einfach niemanden kennengelernt, der sie genug anzog, um mit ihm ausgehen zu wollen oder sich zumindest zu fragen, wie es wäre, wieder Sex zu haben undjemanden zu berühren. Doch bei Jeremy ertappte sie sich nur allzu oft dabei, dass sie seinen Mund betrachtete, wenn er sprach, oder seine starken Hände mit den langen Fingern und den vom Gitarrespielen verhornten Fingerkuppen. Und er war ein großartiger Musiker. Das wusste sie, weil sie ihn hatte spielen sehen.
    Doch offensichtlich war er nicht an ihr interessiert, weshalb sie ihre Träume von wildem, ungezügeltem Sex mit Jeremy Flynn geheim hielt. Sie fragte sich, ob ihre geheime Fantasie illoyal gegenüber Jonathans Andenken oder einfach nur menschlich war.
    Allerdings war ihr rätselhaft, wie Jeremy die Spannung und die Hitze ignorieren konnte, die zwischen ihnen bestand. Als ob sie sich nur berühren müssten, damit die Funken zwischen ihnen fliegen und die Luft vor gegenseitigem Begehren knistern würde.
    Oder existierte dieses Gefühl
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