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Heiter. Weiter.

Heiter. Weiter.

Titel: Heiter. Weiter.
Autoren: Michael Heininger
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Im Sommer 2004 wanderte ich das erste Mal von Gelnhausen nach Santiago de Compostela. Nach der Rückkehr wurde ich zu Vorträgen über den Jakobsweg eingeladen. Die Zuhörer interessierten meine Gründe für den Aufbruch und die Erlebnisse unterwegs. Auch in der Volkshochschule konnte ich meine Erfahrungen an die Frau und den Mann bringen. Hier standen vor allem praktische Themen wie Ausrüstung und Kosten im Mittelpunkt. Oft wurde bedauert, dass von mir nichts „Schriftliches“ zu erhalten war. Etwas auf Papier, wo der Leser meine Wanderung nach Spanien nachvollziehen kann, aber auch am Pilgern nach Santiago Interessierte Tipps und Informationen finden.

    Der Kontakt mit dem Jakobsweg bleibt mir zu Hause weiter erhalten. Für eine Jakobusgesellschaft stelle ich Pilgerausweise aus, berate zukünftige Pilger Auch hierbei gibt es hin und wieder die Anfrage nach etwas „Gedrucktem“.

    Als ich 2008 zur zweiten Wanderung nach Santiago aufbrach, hatte ich weniger im Rucksack, doch im Kopf die Idee, ein Buch über „meinen“ Jakobsweg zu verfassen. Ich wollte Pilger, die ihren Jakobsweg an ihrer Haustüre beginnen, für die Wandelung durch Deutschland und Frankreich meine Kenntnisse mit auf den Weg geben. Aber auch denen, die in den Jakobsweg in Spanien einsteigen, Auskünfte geben, die in Wanderführern fehlen. Glückliche, die schon einmal nach Santiago gepilgert sind, sollten sich in und zwischen den Zeilen an die schöne Zeit auf „dem Weg“ erinnern können. Schließlich wollte ich Lesern, denen das Vorhaben vergönnt ist, ein wenig die Atmosphäre „unterwegs“ näher bringen.

    Zahlreiche Wanderführer lotsen durch Spanien. Für Etappen durch Deutschland und Frankreich ist nicht viel auf dem Büchermarkt. Deshalb habe ich versucht, mit häufigen Ortsangaben meine Strecke durch diese Länder nachwanderbar zu machen. Im Anhang befinden sich Wegskizzen, ein Literaturverzeichnis, eine Packliste sowie eine Übersicht der genutzten Karten und der Übernachtungsorte in Deutschland und Frankreich.

Bevor wir das Weite suchen

    Eine Wanderung nach Santiago wird auch zur Begegnung in der Fremde mit Fremden und Fremdem. Der Pilger muss sich mit Neuem befassen, er wird verstehen und nicht verstehen. Er sollte aber lernen, zu tolerieren. Dieses Buch ist ein Übungsheft zur Vorbereitung.

    Im Buch wird gewandert, gedacht, gegessen, getrunken, geschlafen - wie im richtigen Pilgerleben eben. Das wird dem Leser mal gefallen, mal ärgern. Schöne Passagen werden sich abwechseln mit langweiligen - wie auf dem Jakobsweg eben.

    „Heiter. Weiter.“ Heiter kommt man weiter - auf dem Jakobsweg und auf dem Lebensweg. Nach der Erfahrung Jakobsweg bin ich mir gewiss, egal was kommt, ich bleibe weiter heiter.

Schon am ersten Tag hänge ich den Rucksack an den Haken

    „Und wo geht es jetzt hin?“, fragt die Wirtin im „Bayerischen Hof‘ in Geiselbach. Der Wanderer stellt sein Apfelweinglas auf den Tresen und meint: „Na, erst mal runter in den Kahlgrund.“ „Ui, das ist aber noch ein schönes Stückchen!“ Er aber will weiter. Viel weiter. Er traut sich nur nicht, zu sagen wohin. Zu phantastisch, zu großmäulig erscheint ihm das wirkliche Ziel seiner Wanderung. Doch der Wanderer hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der Wirt lugt durch die Durchreiche. „Mit so einem großen Rucksack will der doch noch viel weiter!“ Abschätzend blickt er auf das Gebinde. „Und was wiegt der?“ „Ich schätze so zwölf, dreizehn Kilo.“ „Der ist doch schwerer, das sehe ich dem schon an. Komm mal mit, mit deinem Riesen-Rucksack!“
    In der Wurstküche wird der Rucksack an den Haken einer Waage gehängt, an der man sonst tote Schweine taxiert. „Dachte ich mir es doch: siebzehn Kilo! Ganz schön schwer.“ Das spürt auch der Wandersmann in den nächsten Tagen. Und packt Päckchen für die Post, um Rucksack und Rücken zu erleichtern. Beim nächsten Mal will er klüger und sein Gepäck leichter sein.
    Das nächste Mal ist heute: der 28. Mai 2008. Früh verlasse ich das Haus. Es scheint ein schöner Tag zu werden. Auch Dauerregen hätte meinen Aufbruch in Gelnhausen nicht verhindert, die Stimmung nicht getrübt. Ich gehe los. Nach Spanien, nach Santiago de Compostela. Schon mein Schritt hinaus auf die Straße ist ein erster Schritt auf dem Jakobsweg. Ein richtiger Schritt.
    Durch Stadt, Feld und Wald gehe ich auf vertrauter Strecke nach Geiselbach. Oft bin ich hier gewandert, doch heute ist es etwas Besonderes: Der Beginn meines
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