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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel
Autoren: Mischa Martini
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hielt seine Mütze fest.
    Monika schüttelte während des Laufens den Kopf: »Wer weiß, ob noch jemand an Bord ist.« Sie zückte ihre Pistole.
    Stadler hatte nicht bemerkt, wo sie die Waffe getragen hatte.
    »Haben Sie keine Waffe?«, fragte Monika. »Oder gibt es bei Ihnen nur Wasserpistolen?«
    Stadler stellte die Ohren auf Durchzug. Er schaffte es, vor ihr an Bord zu sein. Das hatte er der frechen Landratte voraus.
    »Gehen Sie aus meinem Schussfeld«, zischte sie ihn an.
    Das fehlte noch, dass sie ihm in den Rücken ballerte. Er blieb stehen.
    »Ich möchte Ihnen kein Loch in Ihre schöne Uniform schießen.« Sie schlängelte sich an ihm vorbei.
    Er fasste ihren Ellbogen, um ihr behilflich zu sein.
    »Finger weg«, sie wehrte seine Hand ab.
    Er überlegte noch, was er ihr getan hatte. Da riss sie schon die Tür auf und sprang ins Innere der Yacht. Wenn jemand an Bord war, hatte er längst bemerkt, dass Besucher kamen.
    »Wo bleiben Sie?«, kam es barsch von innen. Stadler folgte seiner Kollegin. Es brannte kein Licht. Die Vorhänge waren zugezogen. Monika stand in der Mitte des Salons. Sie hatte die Waffe sinken lassen. Sonst war niemand anwesend. Alles machte einen aufgeräumten Eindruck.
    Sie trat zur nächsten Tür, lauschte einen Moment, hob wieder die Waffe und riss die Tür auf. Stadler folgte. Er achtete darauf, auf keinen Fall gegen sie zu stoßen. Von oben fiel Licht durch eine Luke in den schmalen Flur. Nach und nach schaute Monika hinter alle Türen, die von hier abgingen.
    »Ausgeflogen!«
    »Haben Sie auch unter den Betten nachgesehen?«, fragte Stadler.
    »Gute Idee, das können Sie ja machen. Ich geb’ Ihnen Feuerschutz.«
    Er rangierte wahrscheinlich, was den Dienstgrad anging, über dieser eingebildeten Tante. Gut, er hatte keine Erfahrung mit Kolleginnen, außer den Sekretärinnen im Innendienst. Aber das war etwas anderes. Hatten die womöglich etwas erzählt?
    Monika riss ihn aus seinen Gedanken: »Was ist mit den Betten?«
    Er nickte und zwängte sich vorsichtig an ihr vorbei in den Schlafraum.
    Das hätte er eigentlich wissen müssen. Die Betten waren eingebaut. Hier gab es keinen Platz für unnötige Lücken. Er öffnete in beiden Schlafräumen die Wandschränke und zog größere Schubladen heraus. In der Kombüse war nicht einmal unter der Spüle genug Platz für ein Versteck.
    »Schauen Sie auch unter die Brille«, riet ihm Monika, als er ins Bad ging. Er hatte sich vorgenommen, bei der nächsten frechen Bemerkung der Tussi mal gewaltig Kontra zu geben. Aber aus seinem Mund kam nur ein lang gezogenes »Oooh.«
    Monika war sofort neben ihm.
    Madame Goedert lag in der Badewanne. Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie mit glasigem Blick auf die beiden zu Salzsäulen erstarrten Personen. Sie trug ein weißes Kleid, das ab der Hüfte dunkelrot verfärbt war. Stadler beugte sich über die Wanne. Er suchte ihren Puls am Hals. Die Haut war kalt. Der Tod war schon länger eingetreten. Jetzt sah er auch die Wunden an ihren Handgelenken. Madame Goedert hatte sich offensichtlich beide Pulsadern aufgeschnitten und den Abfluss der Wanne offen gelassen. An ihrer Hand stand der Deckel des Siegelringes offen. Ihr Gesichtsausdruck ließ nicht darauf schließen, dass sie einen friedlichen Tod gehabt hatte. Mit dem Öffnen der Pulsadern war sie auf Nummer Sicher gegangen.
    *
    Jo servierte in der noch unbewachsenen Gartenlaube drei Tassen Espresso. Marie schenkte sich aus der Flasche vom Tablett einen Schuss Grappa ein.
    Die Sonne trocknete die frisch ausgehobene Erde neben einer mehrere Meter langen Vertiefung.
    »Ich halte euch von der Gartenarbeit ab«, sagte Walde.
    Jo trank aus einer Wasserflasche: »Wir haben das Hügelbeet schon komplett ausgehoben. Eine Pause tut uns ganz gut. Du siehst so aus, als ob du auch Erholung nötig hättest.«
    Walde trank in kleinen Schlucken. Ins Präsidium wollte er noch nicht fahren.
    »Ich brüh’ dir noch einen auf«, Marie nahm Waldes leere Tasse und ging ins Haus.
    Walde berichtete Jo, was geschehen war. »Harry ist mit einem Oberschenkelbruch nach Trier ins Brüderkrankenhaus gebracht worden. Ich kann verstehen, dass er nicht in die Klinik der Gebenedeiten Schwestern wollte. Grabbe ist übrigens auch gleich da geblieben. Er steht unter Schock. Es hat ihn ganz schön mitgenommen, diesen Hemp erschossen zu haben«, endete sein Bericht.
    Eine Weile saßen beide nachdenklich da. Walde betrachtete die kleinen Blumen, die das zarte Grün des Rasens
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