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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel
Autoren: Mischa Martini
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die Dauner Maare«, Walde zeigte nach unten, wo zwei tiefblaue Seen wie Augen nach oben starrten.
    »Das waren der Jungfernweiher und das Ulmener Maar, genau dazwischen haben die Deppen eine Autobahn gebaut«, klärte sie der Copilot auf.
    »Das Zielobjekt ist bei Mayen vom Radar verschwunden«, die Pilotin hatte sich wieder in den Bordfunk geschaltet.
    »Sind sie abgestürzt?«, fragte Gabi.
    »Nein, die sind nur tiefer runter gegangen. Da kriegt sie der Radar nicht mehr«, sagte die Pilotin. »Ich hab’ eine Meldung an alle rausgegeben, Ausschau nach einem roten Rettungshubschrauber zu halten. Im Tiefflug ist er nicht zu überhören.«
    »Na hoffentlich überfliegt er einen von den zwei Bullen, die hier in der Einöde Dienst machen«, Gabi fand langsam ihren Biss wieder. Solange sie nicht nach unten sah und nur den Horizont beobachtete, konnte sie inzwischen auch aus den Fenstern sehen.
    »Sie kommen zurück, sie sind von Kaisersesch in Richtung Büchel unterwegs«, meldete die Pilotin. »Die haben eine Finte geflogen.«
    Dicker Regen prasselte an die Scheiben. Im Nu war der Hubschrauber von einem undurchsichtigen Schleier umgeben.
    »Mist, ausgerechnet jetzt, wo wir sie vielleicht hätten sehen können«, fluchte die Pilotin und flog einen weiten Bogen.
    Der Copilot betätigte das Funkgerät. Nach einer Weile drehte er sich nach hinten: »Nichts, immer noch kein Kontakt.«
    Das Motorengeräusch wurde lauter, ebenfalls die Vibration. Walde wurde durch die Beschleunigung in den Sitz gedrückt. Die Temperatur stieg weiter an. Eine Schweißperle lief ihm über die Schläfe.
    Neben ihm knöpfte sich die nach Luft ringende Gabi ihre Bluse noch weiter auf.
    Der Helikopter durchbrach den Dunstschleier. Sie sausten über ein kreisrundes Maar. Wenig später folgte ein weiterer Vulkansee und gleich dahinter Hügel mit Burgruinen.
    »Pulvermaar, der tiefste Kratersee Deutschlands, Eckfelder Maar und Manderscheid«, der Copilot sagte das im gleichen Tonfall wie ein Steward in der Touristenklasse beim Überfliegen der Niagarafälle.
    »Die liegen aber dichter zusammen, als ich dachte«, Walde überlegte, ob er nicht darum bitten könne, ihn irgendwo abzusetzen und ohne ihn weiterzufliegen.
    Er atmete tief durch: »Wie schnell sind wir überhaupt?«
    »Knapp alle neun Sekunden überqueren wir einen Kilometer«, antwortete der Copilot.
    Walde rechnete. Er konnte sich kaum konzentrieren. Das waren etwa sieben Kilometer pro Minute und …
    »Sie sind westlich von Wittlich«, rief die Pilotin. »Die können wir kriegen.«
    Walde gab den Rechenversuch auf.
    Es hatte den Anschein, dass die Vibration weiter zugenommen hatte. Wie lange reichte der Sprit?
    »Da«, der Copilot wies nach vorn.
    Walde brauchte eine Weile, bis er den winzigen roten Punkt am Horizont ausmachte.
    Als er nach ein paar Sekunden nochmals hinsah, konnte er ihn nicht mehr finden.
    Sie überflogen einen Ort.
    »Das ist Hetzerath, dahinter kommt der Föhrener Sportflugplatz«, die Pilotin sprach ganz ruhig.
    Als sie einschwebten, stand der rote Rettungshubschrauber mit ausschwingenden Rotoren neben einem offenen Hangar. Noch bevor sie aufsetzten, griff Walde nach der Pistole.
    Er befreite sich von Helm und Gurt und sprang heraus. Als er aus dem Wirbel des Helikopters kam, spürte er das Rauschen in den Ohren. Die Flügel des Rettungshubschraubers standen still. Durch die Cockpitscheibe sah er nur den Piloten, der sich aus seinem Sitz erhob.
    Walde entsicherte die Pistole. Mit der Linken signalisierte er dem Piloten, auszusteigen. Der schaute ihn verdutzt an, kam aber seiner Aufforderung nach.
    »Polizei, wo sind Sieblich und Singh?«, Walde schaute an dem mit erhobenen Händen dastehenden Piloten vorbei in die Maschine.
    »In Mayen«, antwortete er unsicher.
    »Wie?«, Walde verstand nicht, was der Mann in der roten Hose sagte.
    »Ich habe sie zu einem Notfall ins Mayener Krankenhaus gebracht.«
    »Shit, Shit, Shit, Shit«, Walde schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Warum haben Sie nicht geantwortet?«
    »Das Funkgerät ist defekt, darum bin ich ja hier zur …«
    Walde lief zum Hubschrauber zurück.
    »Geben Sie sofort eine Fahndung nach Sieblich und Singh an alle Flughäfen im Rhein-Main-Gebiet durch.«
    Dann ließ er sich neben den Hubschrauber ins Gras sinken.
    *
    Der Wagen bremste scharf. Stadler und Monika sprangen heraus und eilten zum Flussufer. Die Speed III lag noch am Landesteg des kleinen Hafens.
    »Warten wir auf Verstärkung?«, fragte Stadler und
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