Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel
Autoren: Mischa Martini
Vom Netzwerk:
der Co-Pilot, der Walde die Tür aufhielt.
    *
    Keine hundert Meter trennten sie von dem vor ihnen fahrenden Polizeiwagen, als der Kombi nach links über die Fahrbahn schoss und knapp vor einem heranbrausenden Lkw-Konvoi im Wald verschwand. Der Streifenwagen musste eine Vollbremsung machen. Grabbe schloss auf. Endlich bogen sie in den Wald ein. Ein schmaler Sandweg führte zwischen Tannen hindurch. Der Kombi war nicht mehr zu sehen. Nach ein paar hundert Metern teilte sich der Weg. Der Einsatzwagen fuhr nach rechts.
    »Links«, rief Harry.
    Grabbe bremste und lenkte scharf ein. Der Wagen brach hinten aus und rutschte quer zur Strecke in das unbewachsene Dreieck zwischen den beiden Wegen, wo er zum Stillstand kam.
    »Bei Hinterradantrieb muss man schon ein bisschen Gefühl haben«, schrie Harry.
    »Woher soll ich denn wissen, wo die Karre ihren Antrieb hat? Dafür brauch’ ich mich nicht anschreien zu lassen«, Grabbe verschränkte trotzig die Arme.
    »Komm’ lass mich mal ans Steuer«, Harry sprang aus dem Wagen und lief zur Fahrerseite, wo Grabbe unschlüssig hinauskletterte: »Dann will ich aber meine Pistole wieder!«
    »Bleib’ draußen, vielleicht musst du anschieben«, befahl Harry. Er schaltete das Martinshorn aus, startete den Motor und schaffte es, wieder auf den Weg zu kommen.
    »So, jetzt zeig’ ich dir mal, was man aus der Kiste rausholen kann«, Harry reichte die Pistole hinüber und fuhr mit durchdrehenden Reifen durch die Kurve. »Achte darauf, wann ich wieder Gas gebe«, er hatte den Ton eines Fahrlehrers.
    »Wie kommt es, dass du wieder Gas geben kannst?«, rief Grabbe.
    »Das ist einfach stärker!« Harry führte einen Tanz auf den Pedalen auf.
    Jedes Mal, wenn Grabbe glaubte, sie würden an einem Baum landen, fing Harry den Wagen im letzten Moment ab, um mit Vollgas die nächste Gerade hinunter zu brettern.
    Urplötzlich hatten sie Asphalt unter den Rädern. Neben dem schnurgeraden Weg lief eine etwa zwanzig Meter breite Schneise mit einem hohen Natozaun in der Mitte.
    »Da«, Grabbe deutete nach vorn, wo der weiße Kombi schemenhaft zu sehen war.
    Der BMW machte schnell Boden gut. Vom Wagen der Kollegen war nichts zu sehen.
    Grabbe gab ihre Position durch.
    »Wo ist nur der Helikopter?«, rief er, als er aufgelegt hatte.
    »Den kriegen wir auch so.« Im selben Moment verschwand der Kombi nach rechts. Wenig später sahen sie das aufgerissene Gittertor. Hier war Hemp durchgebrochen.
    Beim Passieren des Tores verzog Harry schmerzlich das Gesicht, als der BMW am Draht vorbeikratzte.
    »Grabbe, kuck’ nach rechts, ich übernehme die linke Seite.«
    Harry schoss über eine betonierte Straße zwischen einer Unzahl von Seitenwegen, die jeweils mit einem Buchstaben gekennzeichnet waren, hindurch. Daran reihten sich unzählige Hügel. Auf jedes Stahltor waren eine Zahl und ein Buchstabe gemalt.
    »Wo sind wir hier?«, fragte Grabbe.
    »Das sind Bunker mit Material für die große Mobilmachung«, antwortete Harry, »da werden Jeeps, Panzer und was weiß ich drin sein.«
    »Da«, rief Grabbe aufgeregt, »ich hab’ ihn gesehen. Er ist in Sektor G.«
    Die Reifen des BMW radierten die Kurve auf den Beton, die Harry in Sektor F nahm. Die Sicht in die andere Straße war ihnen durch die Hügel genommen. An der nächsten Kreuzung bremste Harry ab, bevor er nach links abbog und kurz darauf wieder Sektor G erreichte.
    Sie blickten die lange Trasse rauf und runter. Der Kombi war wie vom Erdboden verschluckt.
    Harry fuhr an den Bunkern entlang. Die doppelflügeligen Stahltüren waren mit schweren Vorhängeschlössern gesichert.
    »Wie gehabt, du kuckst rechts, ich links«, sagte Harry.
    Sie rollten über den Beton.
    »Bingo, G 45.«
    Das Bügelschloss steckte nur in einem Türflügel.
    Harry fuhr in die Auffahrt und parkte den Wagen so nah vor der Tür, dass gerade noch eine Zeitung dazwischen passte.
    Er zog die Handbremse, schnallte sich los und schaltete den Motor ab: »Wenn er da drin ist, muss er sich etwas einfallen lassen.«
    »Und wenn er uns nur reinlegen will?«, bemerkte Grabbe.
    »Psst«, Harry hielt den Zeigefinger an die Lippen. »Was ist das?«
    Es klang, als würde ein Lkw gestartet.
    »Raus!«, schrie Harry und rollte sich aus der Tür. Er krachte auf den Beton und wusste sogleich, dass er sich etwas gebrochen hatte.
    Die Stahltüren wurden mit solcher Wucht aufgestoßen, dass der BMW einen Satz nach hinten machte. Ein stählernes Ungeheuer schoss heraus. Das schwere Kettenfahrzeug zermalmte den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher