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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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der Reihe wartender Autos saß ein weiß gekleideter Mann in einem Saab. Er gehörte offensichtlich zu dem Typ Cabriofahrer, die, wenn das Wetter es gerade so zuließ, offen fuhren.
    Walde hielt ihm seine Marke unter die Nase: »Steigen Sie bitte aus. Der Wagen ist beschlagnahmt. Sie können ihn später vor der Station F abholen.«
    Hilflos musste der Arzt mit ansehen, wie sieben Leute in das Fahrzeug kletterten und drei davon ihre Schuhe auf die Ledersitze stellten und oben auf dem Heck Platz nahmen.
    Walde suchte unter dem Lenkrad den Zündschlüssel.
    »Hier«, Gabi deutete vom Beifahrersitz auf das Zündschloss, das sich zwischen ihren Sitzen befand. Walde setzte auf den Rasen zurück und fuhr am Krankenhaus vorbei, wo einigen Rauchern vor Überraschung die Zigaretten aus den Mündern fielen. Wie Teenies in einem amerikanischen Film brausten sie um den ausladenden Bau herum. Oben vor der Station F parkte Walde direkt an der Eingangstreppe. Die Frau hinter der Glasscheibe verstand nicht sofort, dass der groß gewachsene Herr, eben noch Mitglied des Pfarrgemeinderates Christkönig, jetzt Polizist sein sollte.
    »Mach keine Zicken«, Gabi schlug mit der flachen Hand gegen die Glasscheibe. »Wo werden hier die Organe gewechselt?«
    Die verschreckte Frau deutete mit dem Finger nach oben.
    »Mädchen, mach’, welche Etage?«
    »Vier«, die Frau sprach sehr leise.
    »Finger weg vom Telefon!«, warnte Gabi und drängte mit den anderen durch die Tür zum Treppenhaus.
    Das Klappern von Gabis Stöckelschuhen hallte auf den Treppen und übertönte die Schritte ihrer sechs Kollegen.
    Oben mündete das Treppenhaus in zwei Korridore.
    »Meier, bleiben Sie hier, die anderen kommen mit«, rief Walde. »Haltet die Waffen griffbereit!«
    Eine Schwester trat aus einem der Stationszimmer: »Was wollen Sie …«
    Walde zeigte seine Dienstmarke: »Wo ist der Professor?«
    Sie schüttelte den Kopf: »Vielleicht auf der Station nebenan.«
    »Bleiben Sie bitte hier auf dem Gang!«
    »Aber …«, versuchte sie zu protestieren, als die Türen aufgerissen wurden.
    Nicht alle Krankenzimmer waren belegt.
     
    Walde hatte zuerst die Seite, die zur Vorderfront des Hauses lag, gewählt. Hier fehlten die großen Balkons.
    »So, jetzt schauen wir uns mal auf der anderen Seite um.«
    Auf dem Weg zur Station unterrichteten sie Meier.
    Die Stationstür war verschlossen. Walde fand eine Klingel mit Gegensprechanlage und Kamera.
    »Hallo, Sie wünschen?«, meldete sich eine Stimme.
    »Polizei, machen Sie sofort die Tür auf.«
    Es tat sich nichts.
    »Aufmachen, Polizei«, Gabi trommelte gegen die dicke Milchglasscheibe.
    »Zeigen Sie ihren Dienstausweis in die Kamera«, schallte es aus dem Lautsprecher.
    Walde kam der Aufforderung nach: »Noch drei Sekunden, dann lass’ ich Sie festnehmen.«
    Der Türschließer summte. Ein kräftiger Mann in weißer Arbeitskleidung stellte sich ihnen in den Weg: »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Aus dem Weg! Jetzt reicht es!« Gabi wollte ihn rüber schubsen. Der Mann wich keinen Zentimeter und hielt sie mit beiden Armen an den Schultern fest.
    Gabi rammte ihm blitzschnell ein Knie in die Weichteile. Der Pfleger ließ Gabi los und krümmte sich. Ein zweiter Pfleger kam auf den Gang gestürzt. Walde streckte ihm seine Marke entgegen.
    »Kümmern Sie sich um Ihren Kollegen. Er hat wohl einen Schwächeanfall«, sagte Gabi. »Ach, noch was. Wo finde ich die drei Afrikaner?«
    Der Pfleger schaute unsicher zu seinem am Boden liegenden Kollegen, der sich nicht rührte: »Gucken Sie mal in 412.«
    Hinter der Tür mit der Nr. 412 befand sich eine Diele. Von hier gingen Türen zu einem großen Bad, einem Schlafraum, der außer drei Krankenbetten und einigen Vorrichtungen für Apparate nichts von einem Krankenzimmer hatte. Im Wohnzimmer fanden sie die drei Afrikaner. Sie ließen sich widerstandslos festnehmen. Walde erkannte die Narben im Gesicht des einen wieder. Sie verstanden offensichtlich, als Gabi sie in französischer Sprache über ihre Rechte aufklärte. Walde tat es Leid, ihnen Handschellen anlegen zu müssen. Sie waren die Opfer in dieser Affäre. Aber er durfte nicht riskieren, dass sie flohen.
    Ein Hubschrauber dröhnte. Der Krach wurde schnell immer lauter.
    »Der landet«, Gabi wies durch die Scheibe, hinter der ein roter Rettungshubschrauber niederging. Walde trat mit Gabi im Schlepptau auf den Balkon hinaus.
    Der Helikopter setzte im Park auf einem mit einem großen Kreuz gekennzeichneten Landeplatz

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