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Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Titel: Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt
Autoren: Manfred Scherrman
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ein klares Nein ausdrücken. Vor einer Begegnung können Sie sich mental vorbereiten und genau überlegen, wie Sie beim nächsten Angriff ganz konkret und kraftvoll mit Worten oder Handlungen noch nachdrücklicher Widerstand leisten wollen.
    Sofern Ihre Eltern sogar dieses unmissverständliche Signal »Bis hierher und nicht weiter!« missachten und die Beleidigungen, Herabsetzungen und sonstigen Angriffe weitergehen, sollten Sie sich dieser entwürdigenden Situation nicht öfter als unbedingt erforderlich aussetzen. Um Ihrer Würde willen kann es sogar nötig sein, dass Sie den Kontakt zu Ihren Eltern für eine gewisse Zeit unterbrechen. Möglichweise bewirkt dieser einschneidende Schritt doch noch ein Umdenken bei Ihren Eltern, und sie bemühen sich bei einem Treffen irgendwann später um eine gewisse Mäßigung. Den Kontakt auf Dauer und vollständig abzubrechen halten wir nur in ganz extremen Ausnahmefällen für angesagt – in der Regel geht es den erwachsenen Kindern besser, wenn sie nicht die Flucht ergreifen und das Feld räumen, sondern es schaffen, ihren Stand zu behaupten, mit Abstand zu den Eltern und zu ihren eigenen Bedingungen.
    Manche Menschen haben von beiden Eltern wirklich nur Schlimmes erfahren und finden trotz aller Bemühungen keine gute Erinnerung an Vater und Mutter. Das kann ein anhaltender großer Schmerz sein und auch starke Selbstzweifel auslösen. Doch trotz allem Schlimmen: Ihr Leben haben Sie nun mal von diesen Eltern. Nehmen Sie dieses Geschenk mit Dank und grenzen Sie sich im Übrigen innerlich konsequent ab.Lassen Sie es ganz bei Ihren Eltern, was diese Ihnen angetan haben oder was diese Ihnen nicht geben konnten – es hat nicht an Ihnen gelegen, sondern hat mit dem Lebensrucksack Ihrer Eltern zu tun. Manche Väter und Mütter sind aus unterschiedlichen Gründen nur sehr begrenzt dazu fähig, Liebe zu empfinden und zu geben. Andere haben ein sehr eigentümliches Verständnis von Liebe, das zum Beispiel das Prügeln der eigenen Kinder einschließt.
    Auch hier gilt: Besinnen Sie sich auf Ihre eigene Kraft. Schauen Sie auf das, was Ihnen trotz mangelnder Unterstützung und ungeachtet der vor Ihnen aufgetürmten Hindernisse gelungen ist, und würdigen Sie sich selbst dafür. Kinder, die sich von ihren Eltern nicht geliebt und allein gelassen fühlen, entwickeln in vielen Fällen besondere Qualitäten und Fähigkeiten: Selbstständigkeit, Vertrauen auf die eigene Kraft, Leistungsbereitschaft, aber auch Einfühlungsvermögen, Verantwortungsbewusstsein und Einsatzbereitschaft für andere. Bewerten Sie Ihre eigene Geschichte neu nach dem Motto: »Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, lässt sich Schönes bauen.« Erinnern Sie sich daran, wer Sie auf Ihrem steinigen Weg unterstützt hat oder was Ihnen gutgetan hat, und greifen Sie innerlich auf diese Kraftquellen zurück.
    Eines sollten Sie in Ihrem eigenen Interesse auf keinen Fall tun, wenn Sie eine schwere Kindheit hatten: Sie sollten sich nicht Ihr Leben lang in der Opferrolle einrichten, auch nicht so ganz insgeheim oder nur in einem Winkel Ihres Herzens. Wenn Erwachsene immer wieder ihrer Mutter oder ihrem Vater oder beiden die Schuld geben dafür, dass es ihnen so schlecht geht, ist das so, wie wenn immer wieder die bekannte alte Schallplatte aufgelegt wird, bei der der Tonkopf immer wieder in dieselbe Rille springt. Durch die häufige Wiederholung eines Vorgangs ändert sich rein gar nichts. Sich als das Opfer zu fühlen ist wie ein Baden in Selbstmitleid. Es dientdazu, immer wieder einen vertrauten Schmerz zu spüren, und hat den Vorteil, einen oder sogar zwei Schuldige zu haben und selbst nichts ändern zu müssen. Leiden ist oft leichter als lösen.
    Aus dem Hamsterrad herauszutreten und für sich selbst Verantwortung zu übernehmen kann sehr anstrengend sein. Doch wer sich als Opfer fühlt und weiter auf die »Schuldigen« ausgerichtet bleibt, schwächt sich mit seinem Selbstmitleid und nimmt sich selbst einen Teil seiner Lebensmöglichkeiten. Richtig erwachsen kann nur werden, wer Verantwortung für das eigene Wohlergehen übernimmt.
    Damit sind wir beim letzten Teil dieses Kapitels. Wie Sie gedanklich mit sich und Ihrer Geschichte umgehen, stellt Weichen für Ihr weiteres Leben. Positive und negative Gedanken beeinflussen, wie wir uns fühlen und wie unser Körper reagiert. Es ist nicht so, dass wir unseren Gedanken ausgeliefert wären und nicht lernen könnten, sie zu steuern. Darauf haben wir im Kapitel
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