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Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Titel: Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt
Autoren: Manfred Scherrman
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Lebensleistung? Kann ich sagen: »Es ist für mich in Ordnung, dass ich euer Kind bin«, oder habe ich doch noch Vorwürfe, wo sie versagt haben, was sie alles hätten besser machen können, wenn sie sich nur bemüht hätten?Möglicherweise ist wieder eine der vielen »Glaubenssatzfallen« zugeschnappt. Dann könnte Ihnen weiterhelfen, sich nochmals in die entsprechenden Kapitel im ersten Teil unseres Buches zu vertiefen. Außer den dort genannten Fallen gibt es noch weitere, in die vor allem diejenigen Menschen leicht geraten, die schon viel an sich und an ihrer Elternbeziehung gearbeitet haben. Sie meinen, da sie schon so viele Vorleistungen erbracht haben, müsste endlich zumindest ein wenig von ihrem Vater oder von ihrer Mutter zurückkommen, und sie erleben es als ausgesprochen ungerecht, wenn dies nicht der Fall ist. Der Vater müsste doch endlich einsehen, was er alles falsch gemacht hat, und die Mutter könnte sich doch wenigstens für alle erhaltene Unterstützung bedanken. »Eltern müssen gerecht sein, und sie müssen Fehler eingestehen können« – entgegen dieser Erwartung sind Eltern in Wirklichkeit nicht besser und nicht fähiger als andere Menschen auch!
    Vielleicht steht auch an, dass Sie sich nochmals mit dem Lebensrucksack Ihres Vaters befassen, der ohne Vater aufgewachsen ist, oder dass Sie noch tiefer als bisher in die Kindheit Ihrer Mutter eintauchen, die als unerwünschtes Kind keinen wirklichen Platz in der Familie hatte und von ihrer eigenen Mutter viel aushalten musste. Wenn Sie bisher trotz intensiver Beschäftigung mit den Fakten nur schwer Zugang zur Geschichte Ihrer Eltern gefunden haben, könnte es für Sie eine Hilfe sein, wenn Sie die Lebensgeschichte Ihres Vaters oder Ihrer Mutter aufschreiben, und zwar in Ich-Form, angefangen bei der Kindheit bis in die Gegenwart. Schauen Sie besonders darauf, was Ihre Geburt für Ihre Mutter und Ihren Vater bedeutet hat und wie Ihre Eltern Sie als ihr Kind erlebt haben – vielleicht waren Sie als Kind ja eine echte Herausforderung mit Ihrer unbändigen Energie und Ihrem Widerspruchsgeist. Oder Sie waren derart überzeugend das brave, zufriedene Kind, dass Ihre Eltern Ihre innere Einsamkeit nicht bemerkten und wirklich glaubten, es ginge Ihnen rundum gut.Wenn Sie in dieser Weise versuchen, die Welt mit den Augen der Eltern zu sehen, werden Sie Ihre Eltern besser verstehen und manches anders beurteilen. Das, was Sie bisher der Mutter insgeheim doch noch als Egoismus ausgelegt haben, begreifen Sie plötzlich als Ausdruck ihrer inneren Not und Verlorenheit. Oder hinter der autoritären Strenge Ihres Vaters, unter der Sie so gelitten haben, entdecken Sie die Verletztheit des schwächlichen Jungen, der von seinen Geschwistern und Kameraden in seiner Kindheit und Jugend viel hatte einstecken müssen und das nie wieder erleben wollte. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Sie das eine oder andere Ritual wiederholen oder neu vollziehen würden, damit Sie in Ihrem erwachsenen Stand sicherer werden. Bisweilen empfiehlt es sich, sich von Neuem auf den Weg zu machen, um das schon Erreichte zu festigen.
    Sofern Sie nach sorgfältiger Prüfung Ihrer eigenen Haltung gegenüber Ihren Eltern zu dem Ergebnis kommen, Sie haben das Ihre getan, und trotzdem ist es nach wie vor zwischen Ihnen und Ihren Eltern schwierig oder die Eltern bleiben unversöhnlich, empfehlen wir Ihnen, sich noch mehr als bisher auf Ihre eigene Kraft zu besinnen. Geben Sie sich selbst die Anerkennung, die Sie von Ihren Eltern nicht bekommen haben und höchstwahrscheinlich auch nicht mehr bekommen werden. Geben Sie ganz bewusst die Erwartung auf, die Beziehung könnte sich noch grundlegend ändern. Manche Eltern sind nun mal immer wieder ohne erkennbaren Grund vorwurfsvoll oder aggressiv gegenüber ihren erwachsenen Kindern, wissen alles besser oder kreisen nur um sich selbst.
    In dem Kapitel »Wenn die Eltern fordernd oder übergriffig sind« haben wir bereits erläutert, dass Sie sich nicht alles von den Eltern gefallen lassen müssen, und haben Ihnen das Ritual der doppelten Handbewegung vorgestellt: Die eine Hand signalisiert Offenheit, die andere bringt ein klares Stopp zumAusdruck. Doch es gibt Eltern, die sich wirklich extrem verhalten, völlig distanzlos und ohne jeglichen Respekt. Dann kann es sein, das Ritual der doppelten Handbewegung bleibt wirkungslos, sooft Sie es auch üben und einsetzen. In diesem Fall können Sie – um im Bild zu bleiben – mit beiden Händen ganz entschieden
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