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1169 - Satans Kind?

1169 - Satans Kind?

Titel: 1169 - Satans Kind?
Autoren: Jason Dark
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Jane nickte ihr zu. »Ist gut.«
    »Sollte etwas sein, dann…«
    »Ich kenne mich aus, danke.«
    Die Uniformierte verschwand. Mit einem harten Laut fiel die Zellentür hinter ihr zu. Jane Collins war mit der Gefangenen allein, die zögernd vor dem Tisch stand und beide Hände auf die Lehne des schlichten Holzstuhls gelegt hatte.
    Es war eine Umgebung, die einen Menschen depressiv machen konnte. Besucherzimmer nannte sich der triste Raum mit den grau gestrichenen Wänden und dem starken Gitter vor dem Fenster.
    Dahinter breitete sich ein Junitag aus, den jeder in Nord- und Westeuropa vergaß. Es gab nur Wolken, Regen und Wind, und das lief schon seit zwei Wochen so ab. Der Süden des Erdteils stöhnte unter einer irrsinnigen Hitze, die in Griechenland und auf verschiedenen Inseln zu starken Waldbränden geführt hatte.
    Weiter nördlich und auch westlich herrschte Tristesse, und im United Kingdom gab es für die Bewohner nur einen Lichtblick. Das waren die Feiern zu Queen Mum's hundertstem Geburtstag.
    »Ich bin gekommen«, sagte Jane. »Ja, das ist gut.«
    »Wollen Sie sich nicht setzen, Julia? Das darf ich doch sagen - oder?«
    »Ist mir egal.« Sie hielt eine Hand vor den Mund und hustete. Die Monate im Knast hatten Spuren bei ihr hinterlassen. Die Haut war blass geworden. Der Mund mit den farblosen Lippen zeigte an den Winkeln nach unten, aber die Augen hatten noch immer den harten Glanz oder zeugten von dem Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen.
    Julia Coleman trug einen grauen Kittel, der an der Vorderseite nasse Stellen zeigte. Wie Jane erfahren hatte, war sie in der Waschküche beschäftigt, und jetzt war sie von der Arbeit weggeholt worden.
    Die Gefangene hatte es sich überlegt. Sie zog den Stuhl ein wenig zurück und nahm Platz. Zwischen den beiden Frauen gab es jetzt nur noch den einfachen Tisch mit der dicken Holzplatte, auf die beide ihre Hände gelegt hatten.
    Jane Collins hatte Julia fragen wollen, wie es ihr ging. Nach ihrem Eintreten hatte sie die Frage zurückgestellt. Die Coleman war eine Frau, die darauf kaum eine Antwort geben würde. Sie zeigte sich verbittert. Was Jane verstehen konnte. Der Knast war eben kein Hotel mit fünf Sternen und perfektem Service.
    »Warum wollten Sie mich sprechen?«, fragte Jane und stellte wie nebenbei fest, dass Julias Haar im Knast irgendwie farbloser geworden war.
    »Das werde ich Ihnen gleich sagen.« Sie lächelte. »Können Sie sich vorstellen, wie man sich hier fühlt?«
    »Viel Fantasie braucht man dazu nicht«, erwiderte Jane.
    »Danke, das ist wunderbar. Noch mal. Ich fühle mich beschissen. Wie ausgekotzt, und daran tragen Sie die Schuld. Sie sind es gewesen, die mich gefasst hat.«
    »Ja - damals…«
    »Wie lange ist das her, wissen Sie es noch?« Julia zischte Jane die Frage entgegen.
    »Nein, nicht genau. Da bin ich ehrlich.«
    »Aber ich weiß es. Ich kenne mich aus. Ich habe jeden Tag genau gezählt, Collins, jeden Tag.«
    »Das ist in Ihrer Lage natürlich.«
    »Ich sitze bereits elf Monate und muss noch weitere neun absitzen. Zu zwei Jahren hat man mich verurteilt. Und das nur wegen eines läppischen Diebstahls. Sie hatten damals den Job übernommen und haben mich gestellt. Das wissen Sie noch - oder?«
    »Ich habe es nicht vergessen. Ich bin zwar nicht gekommen, um den Richter in Schutz zu nehmen, aber Sie sollten nicht vergessen, dass es kein einfacher Diebstahl gewesen ist. Was die Waren angeht, schon. Nur sind Sie eine Wiederholungstäterin gewesen, Julia, und das hat man Ihnen auch gesagt. Sie standen bereits zwei Mal vor Gericht. Der Richter musste diese Strafe aussprechen.«
    »Zwei Jahre, Jane.«
    Sie hob die Schultern.
    »Eine verdammt lange Zeit für manche Menschen, zu deren Gruppe ich gehöre. Wahnsinnig lang. Eine Zeit, in der viel passieren kann. Mag sein, dass sie anderen Menschen zu schnell vergeht, aber nicht denjenigen, die im Knast sitzen und die Freiheit so lieben.«
    »Sie haben ja schon mehr als die Hälfte hinter sich, Julia.«
    »Bergfest gefeiert, meinen Sie?«
    »So ähnlich.«
    Die Gefangene gestattete sich ein Lächeln. »Ich weiß. Es geht alles vorbei. Nichts ist endgültig.« Sie verengte die Augen. »Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Sorry, Julia, aber Sie haben mir in diesem Fall leider zu allgemein gesprochen.«
    Die Coleman senkte den Blick und hob ihn wieder. »Das weiß ich. Keine Angst, ich werde noch konkreter. Ich habe mich auch auf das Gespräch mit Ihnen gefreut, Jane. Sie haben mich zwar geschnappt
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