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Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Titel: Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt
Autoren: Manfred Scherrman
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sich an das Beispiel von Herrn A., der voller Vorwürfe gegenüber seinem Vater war und sich beruflich stark unter Druck und ohne Perspektive erlebte. Er würdigte in einem Ritual seine Großeltern väterlicherseits, die im Zweiten Weltkrieg viel Schweres mitgemacht hatten. Danach konnte er viel freundlicher auf seinen Vater schauen, der es als Nachkriegskind nicht leicht gehabt hatte. Mit seinem Vater im Rücken war er in der Lage, gestärkt seine beruflichen Schwierigkeiten anzugehen.
    Manche Menschen fühlen sich ganz allgemein kraftlos oder unfähig, Entscheidungen zu treffen. Manche verhalten sich, wenn es um bestimmte Themen geht, wie zum Beispiel Wohneigentum oder Geld, immer wieder völlig irrational, oder sie haben unerklärliche Ängste vor Krankheit oder Verarmung. Viele leiden unter Depressionen oder haben das Gefühl, ihr Leben nicht auf die Reihe zu bringen. Andere können einfach nicht Nein sagen, fühlen sich ständig überfordert oder erleben sich als ohnmächtig gegenüber ihren heranwachsenden Kindern. Wieder andere kämpfen mit Alkoholproblemen, oder sie sind in ihrem Essverhalten gestört.
    In all diesen Fällen gibt es in der Regel einen engen Zusammenhang mit der Familiengeschichte. Sie achtsam in den Blick zu nehmen kann oft entscheidend weiterhelfen. Vereinfacht ausgedrückt ist es wie bei einem Motor, dessen Einspritzung nicht ohne Störungen funktioniert. Er läuft dann nicht rund und ist immer wieder in Gefahr, auszufallen. Werden Zündung und Einspritzung optimal eingestellt, kann der Motor wieder ohne Störungen laufen.
    Am Beispiel von Frau S. wird dies deutlich: Frau S. ging es seit Monaten körperlich und seelisch sehr schlecht. Aufgrund ihrer Depressionen hatte ihr Arzt ihr dringend eine Psychotherapie empfohlen. Die Befragung zu ihrer Familiengeschichte ergab,ihr Vater hatte am Russlandfeldzug teilgenommen und danach sechs Jahre in russischer Gefangenschaft verbracht. Ihre Mutter war mit ihr und einem Bruder aus Ostpreußen vertrieben worden. Aufgrund ihrer Rolle als Flüchtlinge hatten sie nach ihrer Ankunft im Westen einen sehr schweren Stand, was sich auch nicht wesentlich änderte, als ihr Vater im Jahre 1951 aus der Gefangenschaft zurückkam. Frau S. wurde außerordentlich tüchtig. Doch nach dem Ende ihres Beruflebens fiel sie in ein seelisches Loch. Das Schwere, das es in ihrer Familie gab, holte sie ein. Sie war damit überfordert und reagierte mit Depressionen.
    Es wurde leichter für sie, als sie genau hinschaute, was zu ihr gehörte und was zu ihren Eltern. Sie benannte es im Einzelnen und verneigte sich dann jeweils respektvoll vor ihrer Mutter und ihrem Vater. Ihre Eltern zu würdigen, das tat ihr sichtlich gut. So konnte sie ohne große Anstrengungen die Lasten an ihre Eltern zurückgeben. Das Schwere in ihrem eigenen Leben bekam durch das Schwere ihrer Eltern gleichsam einen Rahmen. Es wurde dadurch überschaubarer und irgendwie leichter und kleiner. Frau S. fand ihren Frieden mit ihren Eltern und konnte ihrer Kindheit zustimmen, so, wie sie war. Danach fühlte sie sich gut und stark, im Einklang mit ihrem Schicksal. Ihre Depressionen waren wie weggeblasen.
    Auch bei schweren körperlichen Krankheiten kann es sinnvoll sein, die Familiengeschichte in den Blick zu nehmen. Vielfach erleben es die Betroffenen als entlastend, wenn Lasten dorthin zurückgegeben werden können, wo sie hingehören. Für andere ist es eine Erleichterung, wenn sie das Nehmen der Eltern üben, denn Vorwürfe, Ablehnung und Widerstand sind einem Heilungsprozess nicht gerade förderlich.
    Ein respektvoller Umgang mit dem, was war, speziell mit dem, was das Leben der Eltern überschattet hat, wirkt sich inder Regel befreiend aus auf alle Lebensbereiche. Wenn Sie Verstrickungen gelöst und Lasten zurückgegeben haben, wird Ihr Leben auf jeden Fall leichter werden. Ihr Rücken ist dann frei von dem, was Sie bisher, ohne es zu wissen, mit sich herumgetragen haben. Es lohnt sich, sich auf den Weg zu machen und die Lasten abzulegen.

Wenn ich mit meinen Eltern nur sehr schwer ins Reine komme: Die Geschichte von Ellen
    Was sonst noch weiterhilft? Zum Abschluss ein ausführlicheres Beispiel. Eine Freundin von uns – nennen wir sie Ellen – hat uns folgenden Text geschrieben, den wir zum Schutz der Verfasserin etwas geändert haben:
    »Ich bin Ende vierzig, zweimal geschieden und allein erziehend. Meine Mutter verstarb, als ich 20, mein Vater, als ich 26 Jahre alt war. Lange Zeit haderte ich mit meiner
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