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Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Titel: Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt
Autoren: Manfred Scherrman
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kommen, wenn Sie von sich aus getan haben, was Sie konnten. Es wird Ihnen helfen, gegebenenfalls Ihrem Schicksal zuzustimmen, dass Sie nur sehr wenig oder gar nichts über Ihre Eltern wissen und auch kaum mehr etwas in Erfahrung bringen konnten.
    In machen Fällen sind auch noch Schritte bezogen auf die Adoptiv- oder Pflegeeltern nötig, um sich dem eigenen erwachsenen Leben voll zuwenden zu können. Auch gegenüber den sozialen Eltern ist es nötig, das Nehmen und das Lassen zu vollziehen, zu danken und Abstand zu nehmen. Wenn es dann noch gelingt, sie auf einem inneren Bild friedlich neben den leiblichen Eltern stehen zu sehen, auch wenn es in Wirklichkeit ganz anders war, wird eine große Kraft spürbar. Eine unserer Klientinnen, der dies gelungen war, lehnte sich innerlich an alle an und formulierte nach einer Weile des Genießens strahlend: »Ich habe jetzt vier Eltern, und von allen nehme ich, was gut war! Und demnächst werde ich heiraten!«

Wenn ich immer wieder in Altes zurückfalle: In die eigene Kraft gehen
    Auch wenn Sie schon viel an der Beziehung zu Ihrem Vater und Ihrer Mutter gearbeitet haben, kann es sein, dass Sie sich doch noch nicht richtig erwachsen fühlen. Vielleicht ist es auch so, dass Sie sich in manchen Situationen nicht so souverän gegenüber Ihren Eltern verhalten können, wie Sie das möchten. Es kann Phasen geben, in denen Verletzungen aus der Kindheit unversehens wieder heftig schmerzen oder längst vergessene Vorwürfe plötzlich lebendig werden: Wieder fühlen Sie sich als Opfer oder stellen fest, Sie tragen immer noch an der Last des Vaters mit oder an dem Kummer der Mutter. Scheinbar aus heiteremHimmel brechen alte Konflikte auf, und Sie würden am liebsten wie früher das Weite suchen.
    Wenn Altes erneut hochkommt, kann dies durch das Verhalten der Eltern ausgelöst sein. Weil Ihr Vater oder Ihre Mutter Sie so behandeln, wie Sie das von früher kennen, geraten Sie selbst wieder in Ihre »eigentlich« überwundenen kindlichen Gefühle. Es kann aber auch sein, dass Sie sich unabhängig vom Verhalten Ihrer Eltern wieder wie das Kind von früher fühlen, sogar wenn Ihre Eltern schon verstorben sind. In diesem Kapitel möchten wir Sie dabei unterstützen, die Ursachen für solche »Rückfälle« in Altes herauszufinden, und Ihnen Strategien aufzeigen, mit denen Sie gegensteuern können. Immer wird es dabei wichtig sein, dass Sie in Ihre eigene Kraft gehen, die Sie schließlich auch dann weiterhin besitzen, wenn Sie sich wieder einmal eher kraftlos fühlen.
    Zunächst nochmals die Feststellung, die wir bereits im Kapitel »Erwachsenwerden ist schwer« gemacht haben: Niemand kann sich in jeder Situation rundherum erwachsen verhalten. Ausrutscher sind normal. Sie sollten sie nicht überbewerten und Geduld mit sich selbst aufbringen. Schauen Sie auf das, was Sie bisher geschafft haben. Vermutlich haben Sie allen Grund, stolz auf sich zu sein, vor allem, wenn Sie dabei berücksichtigen, von welchen Ausgangsbedingungen Sie auf Ihren Weg gestartet sind. Schwierige Ausgangsbedingungen sind als Ursache für Schwankungen im Erwachsenenalter weit verbreitet. Bei vielen Menschen gab es während der Kindheit so heftige Verletzungen der Kinderseele, dass diese noch nach Jahrzehnten nicht völlig verheilt sind. Sobald nur ein ganz klein wenig an ihnen gerührt wird, brechen die alten Wunden wieder auf, oder die Narben tun weh.
    Ein Kind, das tief verletzt worden ist, braucht viel Zeit und auch viel Schutz und Pflege, um das Alte wirklich hinter sichzu lassen. In der Psychologie wird unter anderem von einem Kind-Ich und einem Erwachsenen-Ich gesprochen. Darunter ist Folgendes zu verstehen: Wir haben als Erwachsene das in uns, was uns in der Kindheit zu dem Kind von damals gemacht hat, und wir haben dieses Kind von damals mitgenommen in unsere Erwachsenenwelt. Es ist und bleibt, auch wenn wir äußerlich erwachsen sind, ein Teil von uns, der sich immer wieder Gehör verschafft und unsere Empfindungen bestimmt. Dieses Kind in uns wird ein Leben lang zu uns gehören. Wir können mit ihm sprechen und dafür Sorge tragen, dass es ihm gut geht. Bekam es zum Beispiel in schlimmer Weise Gewalt zu spüren, können wir es trösten und in Gedanken schützend in die Arme nehmen.
    Vielleicht haben Sie ein solches tief verletztes Kind in sich, das eine Unterstützung benötigt. Gehen Sie in Ihr Erwachsenen-Ich und spüren Sie nach, wie das Kind in Ihnen sich gefühlt hat, was sein Leben belastet hat und was es
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