Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Titel: Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt
Autoren: Manfred Scherrman
Vom Netzwerk:
bisher verdrängt haben, ist es wichtig und ein Entwicklungsschritt, wenn sie jetzt zum Vorschein kommen darf. Dann widmen Sie Ihr eine Weile Ihre Aufmerksamkeit. Wenn sie Ihrem Empfinden nach bereit ist, sich wieder zurückzuziehen, gehen Sie weiter zur Trauer. Nehmen Sie sich reichlich Zeit und prüfen Sie nach einer Weile, ob Sie auch die Liebe spüren können, die hinter der Trauer liegt. In Ihrem eigenen Tempo kommen Sie, wenn es für Sie passt, in das Hier und Jetzt zurück.
    In manchen Fällen lässt sich der Trauerprozess auch gut mit ganz praktischen Schritten nachholen. Vielleicht machen Sie den immer wieder aufgeschobener Besuch am Grab des Vaters oder am Grab der Mutter. Vielleicht finden Sie doch noch heraus, wo der unbekannte leibliche Vater wohnt, und nehmen nach Jahrzehnten Kontakt mit ihm auf; falls er schon gestorben ist, finden Sie heraus, wo er begraben liegt, und holen den Trauerprozess an seinem Grab nach. Vielleicht springen Sie endlich über Ihren Schatten und schreiben Ihrem Vater, zu dem Sie seit der Scheidung Ihrer Eltern keine Verbindung mehr hatten. Oder Sie nehmen allen Mut zusammen und fahren zum ersten Mal an den Ort, an dem Ihre Mutter den tödlichen Autounfall hatte. Wenn Sie der Realität ins Auge sehen, kann der Trauerprozess sehr heftig verlaufen, aber auch besonders heilsam sein.Die befreiende Wirkung von Trauerarbeit haben schon viele Menschen erfahren. Auch Menschen, bei denen der leibliche Vater ganz fehlte, können es als erleichternden Abschluss ihrer inneren Suche empfinden, wenn sie die Trauer um das aufsteigen lassen, was sie nie hatten. Als aktiver, kraftvoller Prozess kann Trauerarbeit herausführen aus einer lähmenden, nicht recht fassbaren Traurigkeit. Ersatzgefühle werden überflüssig, versteckte oder unterbrochene Liebe kann wieder fließen, das Leben fühlt sich leichter an.

Wenn ich nicht bei den leiblichen Eltern aufgewachsen bin: Mit zwei Familien leben
    Jeder Mensch entwickelt schon im Mutterleib eine tiefe Bindung zur Mutter, und später auch zum Vater. Diese Bindung an die Eltern ist eine starke Kraft. Jeder Mensch hat den Wunsch, sie zu beiden Eltern hin in einer guten Weise zu spüren. Wird die Beziehung zu den leiblichen Eltern äußerlich unterbrochen, was der Fall ist, wenn Kinder nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen können, ist dies eine besondere Belastung.
    Als Folge des Krieges gab es in der Zeit danach eine große Zahl von Kinderheimen. Wie leidvoll der Start ins Leben für nicht wenige der Heimkinder war, das kommt erst seit den letzten Jahren im Zusammenhang mit vielen Fällen von Gewalt und von Missbrauch an die Öffentlichkeit. Oft war es ein schweres Schicksal, im Heim aufwachsen zu müssen.
    Häufig wurden Heimkinder an Ehepaare vermittelt, die ein Kind adoptieren wollten. Die Adoption geschah oft in bester Absicht, manches wurde besser, doch viele dieser Kinder hatten große Schwierigkeiten und machten große Schwierigkeiten. Später wurden vermehrt Kinder adoptiert, die aus ärmsten Verhältnissen aus dem Ausland kamen. Auch wenn ihr neuesZuhause ihnen deutlich bessere Lebensbedingungen bot, ging es ihnen dadurch nicht automatisch gut. Für Kinder, die aus sozialen Gründen eine Fremdbetreuung brauchten, gab es in den letzten Jahrzehnten zunehmend die Unterbringung in Pflegefamilien und in vielerlei stationären Einrichtungen.
    Was wir bei unserer eigenen Arbeit immer wieder sehen konnten, fanden wir bestätigt in einem 2011 erschienenen berührenden Buch der Sozialpädagogin und Familientherapeutin Enamaria Weber-Boch. Unter dem Titel »Mit zwei Familien leben« veröffentlicht sie die Erfahrungen aus ihrer langjährigen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die aus ihren Familien herausgenommen werden mussten, weil dort ihre Entwicklung stark gefährdet war.
    Frau Weber-Boch weist einleitend darauf hin, dass auch heute noch weit über hunderttausend Kinder von Fremdbetreuung in unterschiedlichen Formen betroffen sind, und stellt fest: »Manche der Kinder haben Kontakt zu ihren Eltern und manche nicht. Alle gemeinsam haben das Schicksal, nicht bei den leiblichen Eltern aufwachsen zu können. Dahinter verbergen sich oftmals leidvolle, gefahrvolle und traumatische Erfahrungen und Erlebnisse, die jedoch trotz allem einhergehen mit der Sehnsucht der Kinder nach den Eltern, die sie im Alltag nicht haben können. Haben Kinder und Jugendliche während ihrer Unterbringung in einer sozialen Familie keinen Kontakt zu ihren Eltern, so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher