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Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt

Titel: Endlich in Frieden mit den Eltern - und frei für das eigene Leben - Was Menschen bewegt
Autoren: Manfred Scherrman
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Trauer überlagertwerden, und es kommt zu einem Verhalten wie bei einem Kind, das Mutter oder Vater verloren hat.
    Viel zu wenig bekannt ist, dass das völlige Fehlen des leiblichen Vaters ebenfalls solche Auswirkungen haben kann: Die Verbindung zu einem Teil der eigenen Wurzeln ist unterbrochen, Lebenskraft und Lebensfreude sind häufig beeinträchtigt, der eigene Stand im Leben ist erschwert.
    Vielleicht können Sie sich, sofern Sie selbst ganz oder weitgehend ohne Mutter oder Vater aufgewachsen sind, in dem wiederfinden, was wir bisher erläutert haben. In diesem Fall schlagen wir Ihnen vor, dass Sie Ihren ganz persönlichen Trauerprozess nachholen und zu einem guten Ende bringen. Sie können das auf unterschiedliche Art und Weise tun, wir werden Ihnen dazu einige Vorschläge machen. Wichtig ist in jedem Fall, egal welche Form Sie wählen, dass Sie sich Ihrem Schmerz wirklich aussetzen. Sie wissen ja, Sie sind nicht mehr das schwache Kind von damals, sondern ein erwachsener Mensch, und als solcher werden Sie den Schmerz aushalten können. Nehmen Sie also jeweils bewusst Ihre Erwachsenenposition ein, wenn Sie an die Arbeit gehen.
    Unser erster Vorschlag ist, dass Sie sich noch einmal in aller Ruhe jener Zeit in Ihrem Leben zuwenden, in der Sie den Verlust erlitten haben. Spüren Sie achtsam dem nach, wie es Ihnen damals gegangen ist. Wenn Sie schildern sollten, was Sie damals durchlebt haben, was würden Sie erzählen? Gab es einen Menschen, der Sie durch die schwere Zeit geleitet und Ihnen Halt gegeben hat? Oder sind Sie früh »groß« geworden und haben andere getröstet? Vielleicht sind Sie auch der »Sonnenschein« der trauernden Familie geworden, oder Sie haben sich der trostlosen häuslichen Atmosphäre entzogen, indem sie früh eigene Wege gegangen sind. Haben Sie den Eindruck, Sie haben damals ausreichend getrauert? Konnten Sie das Schwereüberhaupt an sich heranlassen, oder haben Sie es möglichst locker überspielt? Vielleicht haben Sie sich ja »cool« gegeben, sich gegen alle Gefühle abgeschottet und sich entschieden, den fehlenden Elternteil gar nicht zu brauchen. Möglicherweise waren Sie damals auch oder sogar überwiegend erleichtert – auch das darf sein. Oder Sie waren wütend – das ist eine ganz normale und gesunde Reaktion für Kinder, die sich allein gelassen fühlen. Auf wen waren Sie gegebenenfalls wütend, worüber waren Sie erleichtert? Hatten Sie mit Schuldgefühlen zu kämpfen, und wenn ja, worum ging es dabei? Lassen Sie alles auf sich wirken, was Ihnen durch Kopf und Herz geht.
    Fassen Sie das Ergebnis Ihrer Bestandsaufnahme für sich in Sätze. Was gibt es noch zu sagen zu dem Elternteil, bei dem Sie groß geworden sind? Was möchten Sie aus Ihrer Erwachsenensicht dem Elternteil sagen, den Sie nicht oder nur kurz gehabt haben? Wie bei einigen Ritualen beschrieben, können Sie sich nun Ihren Vater und Ihre Mutter vorstellen und Ihnen das sagen, was Ihnen heute wichtig ist. Wenn Sie das ernsthaft und konzentriert machen, werden Sie dabei wahrscheinlich ins Gefühl kommen. Lassen Sie die Trauer zu und spüren Sie, dass dahinter ein noch tieferes Gefühl liegt, nämlich die Liebe zu dem so schmerzlich vermissten Elternteil. Wenn es Ihrem Empfinden nach mit der Trauer reicht und Sie vielleicht sogar Ihre Liebe gespürt haben, beenden Sie die Imagination und kommen ins Hier und Jetzt zurück.
    Ein anderer Vorschlag geht dahin, dass Sie mit Hilfe eines Fotos, einer Puppe oder eines Kuscheltiers aus Ihrer Kindheit den Trauerprozess nachholen. Alternativ dazu können Sie auch an einen Ort gehen, an dem Sie sich in Ihrer Kindheit gerne aufgehalten haben. Nehmen Sie sich Zeit, sich einzufühlen, wie es damals war. Registrieren Sie bewusst, welche Gefühle in Ihnen aufsteigen, wenn Sie an früher denken, und lassen Sie alle zu. Manche kennen Sie vielleicht gut, andereweniger oder gar nicht. Manche haben vielleicht über Jahrzehnte geschlummert oder sind lange von Ihnen in Schach gehalten worden und trauen sich jetzt, da Sie erwachsen sind, erstmals ans Licht. Den Gefühlen, die Sie erstmals registrieren, widmen Sie besondere Aufmerksamkeit. Sie bedeuten etwas Neues und damit einen Schritt voran. Die alt vertrauten Gefühle, die Sie bemerken, verabschieden Sie am besten möglichst zügig – wenn Sie immer schon wütend waren, bringt die Wut Sie nicht voran, sie hindert Sie nur am Trauern. Sie sollten dann zielstrebig zu der dahinter verborgenen Trauer durchdringen. Wenn Sie Ihre Wut aber
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