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Emma traut sich was

Emma traut sich was

Titel: Emma traut sich was
Autoren: Maja von Vogel
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die Zehenspitzen. Doch selbst so reichte ich Oma noch nicht mal bis zur Schulter.
    Oma lachte und half dem Taxifahrer, das Gepäck aus dem Kofferraum zu holen. Ich war ganz schön baff, als ich sah, was sie alles dabeihatte: einen großen blauen Koffer, einen kleinen knallroten Koffer, eine karierte Reisetasche, einen dicken Wanderrucksack, drei Plastiktüten, die bis oben hin mit allem möglichen Krimskrams voll gestopft waren, und einen Pappkarton voller Orangen und Zitronen.
    »So, ich glaube, das ist alles«, sagte Oma und bezahlte das Taxi.
    »Hallo, Oma!«, rief Tim in diesem Moment.
    Er stürmte aus dem Haus und wurde von Oma auch erst mal kräftig gedrückt. Ich glaube, das war ihm ein bisschen unangenehm, denn er zappelte so lange herum, bis Oma ihn wieder loslassen musste. Jungs sind manchmal komisch. Tim sind oft Sachen peinlich, die ich ganz normal finde. Jemanden umarmen, den ich gerne mag, zum Beispiel. Oder Oma einen Kuss geben. Gesa sagt immer, Männer können ihre Gefühle nicht so gut ausdrücken wie Frauen. Erst hab ich nicht richtig verstanden, was sie damit meint. Aber ich glaube, langsam verstehe ich es. Und es könnte tatsächlich sein, dass sie da ausnahmsweise mal Recht hat.
    »Hallo, Timmi, mein Junge«, sagte Oma und verstrubbelte Tims Haare. »Na, was macht dein Computer?«
    Ehe Tim antworten konnte, kam Mama aus dem Haus, gefolgt von Gesa und Mona.
    »Lia, meine Kleine, wie schön, dich zu sehen!«, rief Oma und gab Mama einen Kuss auf jede Wange. Dann betrachtete sie Mama kritisch von oben bis unten. »Du meine Güte, du bist ja völlig abgemagert, Kind. Isst du etwa nicht genug?«
    Mama lächelte etwas gequält. »Doch, doch, mach dir keine Sorgen, Mutti. Es ist alles in Ordnung. Schön, dass du da bist! Gehört das ganze Gepäck etwa dir?« Sie zeigte auf den Stapel aus Koffern, Taschen und Tüten, der neben Oma auf dem Hof stand.
    Oma nickte. »Allerdings. Ich bin schließlich schon eine Weile unterwegs. Und das sind also eure neuen WG-Mitbewohner, richtig?«
    »Stimmt genau«, sagte Gesa und gab Oma die Hand. »Ich bin Gesa Kaminski und das ist meine Tochter Mona Lisa. Freut mich sehr, dass wir uns endlich auch mal kennen lernen. Hatten Sie einen guten Flug?«
    »Ja, ja, der Flug war prima«, antwortete Oma. »Aber auf die Förmlichkeiten können wir von mir aus gerne verzichten. Schließlich wohnen wir jetzt alle unter einem Dach, oder? Also, ich heiße Gertrud.«
    Mona lächelte schüchtern und gab Oma ebenfalls die Hand. Sie sagte keinen Ton, was mich ziemlich überraschte. Sonst quasselt sie schließlich immer wie ein Wasserfall. Aber offensichtlich ist sie bei fremden Leuten etwas zurückhaltender.
    Ich hüpfte ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Komm jetzt, Oma«, sagte ich und schnappte mir zwei der Tüten. »Ich zeig dir dein Zimmer. Wir haben extra die Abstellkammer auf dem Dachboden für dich ausgeräumt.«
    »Na, dann nichts wie los«, sagte Oma. »Das klingt ja sehr verlockend. Und wenn wir mein Gepäck nach oben gebracht haben, koche ich uns erst mal was Schönes. Ich hab das Gefühl, ihr braucht alle dringend ein bisschen was auf die Rippen.«

 
3. Kapitel
Emma schreibt eine
wichtige Postkarte
     
    ur Abendbrotszeit wehte ein köstlicher Duft durch das Haus. Ich lag auf dem Dachboden in meiner Hängematte und schnupperte. Es roch wahnsinnig lecker. Irgendwie kam mir der Geruch bekannt vor, aber ich hatte ihn ziemlich lange nicht mehr gerochen. Dann fiel es mir plötzlich ein: Es roch nach Braten. Eindeutig.
    Ich sprang aus der Hängematte und flitzte in die Küche. Oma stand am Herd und rührte in einem großen Topf, aus dem jede Menge Dampf aufstieg.
    »Das riecht ja gut! Gibt's etwa Schweinebraten?«, fragte ich erwartungsvoll.
    Oma nickte. »Schweinebraten mit Sauerkraut, mein Spezialrezept. Ich hoffe, das mögt ihr immer noch so gerne.«
    »Na klar!«, rief ich. »So was hat's schon seit Ewigkeiten nicht mehr bei uns gegeben. Gesa und Mona sind nämlich Vegetarier. Seit Gesa fürs Kochen zuständig ist, gibt's überhaupt kein Fleisch mehr. Nur noch Körner und Bioprodukte.«
    Oma sah mich misstrauisch an. »Ehrlich? Du verkohlst mich doch gerade, oder? Gar kein Fleisch?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Auch keine Wurst?«, fragte Oma weiter. »Und stattdessen nur Körner? «
    Ich nickte und erklärte: »Das nennt man Vollwerternährung. Gesa schwört da total drauf.«
    Oma rümpfte die Nase. »Na, das kann aber nicht gesund sein. Wir sind schließlich
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