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Emma traut sich was

Emma traut sich was

Titel: Emma traut sich was
Autoren: Maja von Vogel
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keine Vögel, die nur von Körnern leben können, oder?«
    Ich kicherte. Ich hatte doch gewusst, dass Oma mit Gesas Bio-Tick nichts anfangen konnte. Jetzt war es endlich vorbei mit dem Körnerfutter!
    Der Essensduft lockte nach und nach auch die anderen in die Küche. Sogar Klaus kam ausnahmsweise mal pünktlich zum Abendbrot. Er stellte sein Mofa auf dem Hof ab und stürmte ins Haus. Als ihm der Bratenduft in die Nase stieg, breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Ich betrachtete ihn fasziniert, denn das war wirklich ein seltener Anblick. Normalerweise guckt er immer ziemlich grimmig. Wahrscheinlich findet er das cool.
    »Mann, Oma, schön, dass du da bist«, sagte er und gab Oma sogar einen Kuss auf die Wange. »Jetzt gibt's endlich mal wieder was Vernünftiges zu essen.«
    Oma stellte den Braten und eine riesige Schüssel mit Sauerkraut auf den Tisch. »Na, das wurde ja auch wirklich Zeit, so verhungert, wie ihr alle ausseht.«
    Beim Abendbrot hauten wir ordentlich rein. Sogar Mama nahm sich mehrere Scheiben Braten, dabei hatte sie Gesas Körnergerichte sonst immer verteidigt. Nur Gesa sah nicht besonders begeistert aus. Aber sie sagte nichts, sondern aß ein bisschen Sauerkraut und betrachtete dabei angeekelt das Fleisch auf unseren Tellern. Mir fiel ein, dass sie mal erzählt hatte, ihr würde von Fleischgeruch schlecht. Hoffentlich musste sie sich nicht gleich mitten in der Küche übergeben!
    »Und du isst wirklich gar kein Fleisch?«, fragte Oma zwischen zwei Bissen. »Wie werdet ihr denn dann satt?«
    »Wir essen viel Gemüse, Obst und Vollkornprodukte«, erklärte Gesa. »Es gibt zum Beispiel jede Menge leckere Gerichte aus Weizen-, Roggen- oder Haferschrot. Die machen satt, enthalten viele Nährstoffe und schmecken auch noch gut. Nächste Woche fängt mein Vollwert-Kochkurs an, da kannst du gerne mitmachen, wenn du magst.«
    »Ich weiß nicht ...«, sagte Oma unschlüssig. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass das etwas für mich ist. Schließlich koche ich schon mein Leben lang nach den alten Rezepten meiner Mutter und meiner Großmutter. Und da gehört Fleisch nun mal einfach dazu.«
    »Der Braten schmeckt übrigens super, Oma«, sagte Tim und nahm sich noch ein Stück.
    Auch Mona hatte sich unauffällig ein kleines Stückchen Braten von der Platte gemopst und versteckte es gerade unter ihrem Sauerkraut. Ich musste grinsen. Gut, dass Gesa das nicht mitbekommen hatte. Sie achtet sehr darauf, dass sich Mona genauso gesund ernährt wie sie. Wahrscheinlich würde sie einen Schreikrampf bekommen, wenn sie Mona Fleisch essen sähe. Ich finde ja, sie könnte da ruhig ein bisschen lockerer werden. Schließlich ist das hier ein freies Land und jeder kann essen, was er will, oder?!
    »Morgen kaufe ich auf jeden Fall erst mal ein paar Vorräte ein«, sagte Oma. »Ihr habt ja überhaupt nichts im Haus. Und dann werde ich euch alle ein bisschen rausfüttern.«
    Ich sah, dass Gesa etwas sagen wollte. Aber dann ließ sie es doch bleiben und nahm sich stattdessen eine von den Orangen, die Oma aus Mallorca mitgebracht hatte. Sie kamen direkt von der Orangenplantage, neben der Oma Ferien gemacht hatte.
    »Es wäre wirklich prima, wenn du das Kochen übernehmen könntest, solange du hier bist«, sagte Mama. »Dann haben Gesa und ich mehr Zeit für die Eröffnung unseres Gesundheitszentrums.«
    »Kein Problem, das mach ich doch gerne«, sagte Oma und lächelte in die Runde. »Essenswünsche können ab sofort bei mir abgegeben werden.«
    Ich lehnte mich zufrieden zurück. Ich wusste genau, was ich mir morgen zum Nachtisch wünschen würde: Wackelpudding mit Vanillesoße!

    Nach dem Abendbrot klopfte ich an Omas Zimmertür. Eigentlich war es gar kein richtiges Zimmer, sondern eher eine Art Kammer. Normalerweise standen hier das Putzzeug, der Staubsauger, unsere Koffer und jede Menge anderer Kram herum. Aber das hatten wir in einer großen Aufräumaktion alles in den Gartenschuppen geschleppt und stattdessen ein Bett und eine kleine Kommode hineingestellt.
    »Tritt ein, bring Glück herein!«, rief Oma und ich öffnete die Tür.
    Oma stand vor der Kommode und räumte gerade ihre Sachen ein.
    »Na, wie gefällt dir dein Zimmer?«, fragte ich.
    »Sehr schön, wirklich. Vor allem das Fenster ist toll. Da komme ich mir beinahe vor wie auf einem Ozeandampfer.«
    Die Dachluke war ziemlich klein und halbrund. Sie hatte tatsächlich entfernt Ähnlichkeit mit einem Bullauge.
    »Ein anderes Zimmer war nicht mehr
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