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Emma traut sich was

Emma traut sich was

Titel: Emma traut sich was
Autoren: Maja von Vogel
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frei«, erklärte ich. »Seit Gesa und Mona hier wohnen, ist es ziemlich eng bei uns geworden.«
    Oma setzte sich aufs Bett und klopfte mit der Hand auf die Matratze. Ich ließ mich neben sie plumpsen.
    »Wie läuft's denn jetzt so mit eurer WG?«, fragte sie. »Habt ihr euch inzwischen aneinander gewöhnt?«
    Ich nickte. »Eigentlich klappt's ganz gut. Bis auf die Sache mit dem Essen, aber das wird sich jetzt ja ändern. Mit der Nebelkrähe, ich meine mit Mona, verstehe ich mich inzwischen auch ganz gut. Sie nervt zwar manchmal, aber eigentlich ist sie ganz nett.«
    Oma nickte. »Den Eindruck hatte ich auch. Und wie läuft's mit Bastian? Hast du schon herausgefunden, ob er deine große Liebe ist?«
    »Nicht so richtig«, krächzte ich. Irgendwie war ich plötzlich ein bisschen heiser. »Wir haben uns gestritten. Seitdem hab ich nichts mehr von ihm gehört.«
    »Gestritten?«, fragte Oma. »Warum denn?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Nicht so wichtig. Ich war wütend und hab ihn angeschrien. Jetzt ist er bestimmt total sauer und will nicht mehr mit mir reden.«
    Oma wackelte mit dem Kopf. Das macht sie immer, wenn sie nachdenkt. Sieht eigentlich ziemlich lustig aus, aber mir war gerade nicht zum Lachen zumute.
    »Das käme auf einen Versuch an«, sagte sie schließlich. »Warum rufst du ihn nicht einfach an? Dann wirst du schon merken, ob er noch mit dir redet oder nicht. Fragen kostet nichts. Und der Klügere gibt nach.«
    Kein Mensch auf der Welt kennt so viele schlaue Sprüche wie meine Oma, da bin ich mir ganz sicher. Zu jeder Gelegenheit fällt ihr ein passender Spruch ein. Ich versuche immer, mir ihre Sprüche zu merken. Denn es ist ziemlich praktisch, in jeder Situation das Passende sagen zu können. Ich quassele zwar ständig ohne Punkt und Komma, aber leider ist das, was ich sage, oft nicht gerade besonders passend. Doch das merke ich meistens erst hinterher, wenn mal wieder jemand sauer auf mich ist, weil ich etwas Falsches gesagt habe. Na ja, hinterher ist man eben immer schlauer!
    »Aber ich kann Bastian doch nicht einfach anrufen!«, rief ich. »Stell dir vor, er redet wirklich nicht mehr mit mir – das wäre doch total peinlich!«
    »Hm, da hast du allerdings Recht. Dann müssen wir uns eben etwas anderes überlegen.« Oma kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Ich hab's! Warum schreibst du ihm nicht einfach eine Postkarte? Dann ist es nicht so peinlich, wenn er dir nicht antwortet. Und du hast trotzdem den ersten Schritt gemacht.«
    Ich überlegte. »Eine Postkarte? Meinst du wirklich?«
    »Na klar!« Oma nickte und kramte in einer der Tüten herum, die neben ihrem Bett auf dem Fußboden standen. »Bestimmt wartet er schon sehnsüchtig auf ein Zeichen von dir.« Sie zog eine Postkarte aus der Tüte. »Hier, bitte schön. Am besten machst du es sofort, ehe dich der Mut wieder verlässt. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.«
    Noch ein Spruch, den ich mir merken musste. Auch wenn mir der nicht so gut gefiel. Manche Dinge verschiebe ich nämlich ganz gerne auf morgen. Mathehausaufgaben zum Beispiel. Die verschiebe ich sogar am liebsten auf überüberübermorgen.
    Ich seufzte und nahm die Postkarte. Vorne war wieder ein Esel drauf. Na, das passte ja!
    »Wenn du willst, stecke ich die Karte nachher noch ein, dann bekommt Bastian sie vielleicht schon morgen«, sagte Oma. »Ich wollte sowieso noch einen kleinen Abendspaziergang machen.«
    Ich ging mit der Postkarte in mein Zimmer und setzte mich an meinen Schreibtisch, auf dem sich wie immer jede Menge Krimskrams türmte. Ich kaute eine halbe Ewigkeit auf meinem Bleistift herum und hatte keinen blassen Schimmer, was ich schreiben sollte. Was Schreiben angeht, bin ich leider nicht so gut. Reden kann ich besser.
    Schließlich polterte Mona die Bodentreppe herauf – sie hört sich immer an wie eine ganze Elefantenherde – und ließ sich keuchend auf ihr Bett fallen. Sie hatte mit Tim im Garten Federball gespielt. Das machten sie fast jeden Abend und ich fand das inzwischen auch in Ordnung. Eine Weile hatte ich tatsächlich gedacht, Tim wäre in Mona verknallt, weil die beiden ziemlich oft zusammen herumhingen, seit Mona bei uns wohnte. Mannomann, das hatte mir vielleicht gestunken! Aber zum Glück hatte ich total falsch gelegen. Tim fand Mona einfach nur nett, mehr nicht. Und er wollte ihr ein bisschen helfen, sich bei uns einzugewöhnen. Das war auch dringend nötig, weil ich am Anfang echt eklig zu ihr gewesen bin.
    Und Mona
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