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Emma traut sich was

Emma traut sich was

Titel: Emma traut sich was
Autoren: Maja von Vogel
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verknallt sich sowieso nur in ältere Typen. Sie hat nämlich einen Vaterkomplex, weil ihr Papa abgehauen ist, als sie noch ein Baby war. Das hatte sie mir vor einer Weile erklärt und ich fand das ziemlich interessant. Bis dahin hatte ich noch nie jemanden mit einem Vaterkomplex gekannt.
    »Was wird denn das?«, fragte Mona und warf mir einen neugierigen Blick zu. »Du machst doch nicht etwa in den Ferien Hausaufgaben, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf und legte schnell die Hand über die Postkarte, obwohl ich bis jetzt noch kein einziges Wort geschrieben hatte. »Quatsch, ich bin doch nicht verrückt!«
    Das ist eine von Monas nervigen Eigenschaften: Sie ist superneugierig und will immer alles wissen. Na ja, irgendwie kann ich das auch ein bisschen verstehen, ich bin nämlich auch ziemlich neugierig. Vor ein paar Wochen hätte ich sie wahrscheinlich noch furchtbar angeschnauzt und ihr auf gar keinen Fall geantwortet. Aber inzwischen herrschte ja Waffenstillstand. Außerdem konnte Mona mir vielleicht helfen. Sie las nämlich total viel und schrieb Tagebuch, da war es bestimmt ein Klacks für sie, so eine kleine Postkarte zu schreiben.
    Also holte ich tief Luft und sagte: »Ich versuche gerade, eine Karte an Bastian zu schreiben.«
    Mona machte große Augen. »Ehrlich? Ich dachte, du willst nichts mehr von ihm wissen.«
    »Jaaa ... wollte ich eigentlich auch nicht ...«, druckste ich herum. Es war mir etwas peinlich, dass Mona nun mitbekam, dass ich es ohne Bastian einfach nicht aushielt. »Aber irgendwie muss ich total oft an ihn denken. Und Oma meinte auch, ich soll mich noch mal bei ihm melden. Sonst finde ich schließlich nie heraus, ob er meine große Liebe ist. Außerdem: Der Klügere gibt nach!«
    Ha, der richtige Spruch zur richtigen Zeit! Das war echt praktisch. Ich beschloss, mir in Zukunft jeden Spruch von Oma sofort aufzuschreiben. Vielleicht konnte ich sogar irgendwann mal ein richtiges Sprüche-Buch veröffentlichen und damit jede Menge Geld verdienen.
    »Finde ich gut, dass du den ersten Schritt machst«, sagte Mona. »Bastian freut sich bestimmt, wenn du dich bei ihm meldest.«
    »Meinst du?« Ich zog eine Grimasse. Aber eigentlich war ich froh, dass Mona mich nicht auslachte, weil ich Bastian einfach nicht vergessen konnte. »Und wenn er sich nicht freut? Das wäre doch oberpeinlich! Eins ist klar: Wenn Bastian sich auf die Postkarte nicht meldet, will ich den Blödmann nie, nie, nie wieder sehen.«
    »Das heißt, dann könntest du nach den Sommerferien nicht mehr zur Schule gehen«, stellte Mona fest.
    »Und in den Schwimmverein auch nicht«, sagte ich und schluckte. Auf die Schule konnte ich locker verzichten, aber auf den Schwimmverein?
    »Am besten fährst du dann gar nicht mehr nach Dederstadt, dort könnte dir Bastian schließlich jederzeit über den Weg laufen«, gab Mona zu bedenken.
    »Genau. Ich lass mich einfach gleich einsargen«, sagte ich und seufzte.
    Mona kicherte und ich musste auch grinsen. Aber dann fiel mein Blick auf die leere Karte und das Grinsen verging mir wieder.
    »Sag mal, könntest du mir vielleicht helfen?«, fragte ich Mona. »Ich weiß einfach nicht, was ich schreiben soll.«
    Mona stand auf und kam zu mir herüber. »Na klar, kein Problem. Das kriegen wir schon hin.«
    Es dauerte trotzdem ziemlich lange, bis wir einen Text geschrieben hatten, mit dem wir beide zufrieden waren. Leider liest Mona nämlich viele Schnulzenromane und wollte darum ständig Sachen schreiben wie »Mein Herz schlägt nur für dich« oder »Lass uns unsere Liebesqualen beenden«. Aber das kam natürlich überhaupt nicht in die Tüte (oder besser gesagt: auf die Postkarte).
    Als wir endlich fertig waren, stand Folgendes auf der Karte:
    Lieber Bastian,
es tut mir Leid, dass ich dich am Telefon angeschrien habe. Das wollte ich nicht, aber manchmal bin ich eben so. Ich hoffe, du bist nicht mehr sauer.
Herzliche Grüsse,
Emma
    »Kurz und bündig«, sagte ich. »Ich finde, das muss reichen.«
    »Willst du nicht noch dazuschreiben, dass du dich gerne mit ihm treffen würdest?«, fragte Mona, nachdem sie sich den Text noch mal durchgelesen hatte.
    Ich schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Da muss er schon selbst drauf kommen. Immerhin hab ich mich bei ihm entschuldigt und das mach ich bestimmt nicht bei jedem!«
    »Stimmt«, sagte Mona und ich merkte, wie ich rot wurde.
    Ich hatte mich nie so richtig bei Mona dafür entschuldigt, dass ich am Anfang so gemein zu ihr gewesen war. Natürlich wusste
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