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Emma traut sich was

Emma traut sich was

Titel: Emma traut sich was
Autoren: Maja von Vogel
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1. Kapitel
Was, bitte schön,
ist ein
Gesundheitszentrum?
     
    ch habe nichts gegen Wohngemeinschaften. Grundsätzlich zumindest. Es kann eine Menge Vorteile haben, mit mehreren Leuten in einem Haus zusammen zu wohnen. Zum Beispiel kann man sich alle unangenehmen Arbeiten teilen wie Kochen, Abwaschen, das Klo putzen oder den Müll rausbringen. Und die laufenden Kosten sind niedriger. Das sagt zumindest Mama immer. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht so genau, was laufende Kosten sind. Und warum sie so heißen. Weil sie immer weiterlaufen, egal, was passiert? Vielleicht haben sie ja Wanderschuhe an und marschieren im Gänsemarsch hintereinander her. Mal höher und mal niedriger. Und bei uns marschieren sie eben niedriger, weil wir in einer Wohngemeinschaft leben. (Kleiner Scherz!) Ist ja auch egal. Eigentlich sind mir die laufenden Kosten ziemlich schnuppe. Aber Mama nicht. Darum hat sie alles ganz genau ausgerechnet und festgestellt, dass wir in einer Wohngemeinschaft jede Menge Geld sparen. So viel zu den Vorteilen von WGs.
    Leider kann es manchmal auch ganz schön nervig sein, sich sein Haus plötzlich mit anderen Leuten teilen zu müssen. Das weiß ich spätestens, seit Mamas beste Freundin Gesa mit ihrer Tochter Mona Lisa vor einiger Zeit bei uns eingezogen ist. Ein völlig bescheuerter Name, ich weiß. Mona, die Nebelkrähe, mit der ich mir leider nicht nur das Haus, sondern auch noch mein Zimmer teilen muss. Mannomann, das war eine ganz schöne Umstellung. Am Anfang fand ich Mona einfach nur bescheuert. Sie hat mich mit ihrem Dauergelaber, ihrer ständigen guten Laune und ihrem stundenlangen Flötengequietsche beinahe zum Durchdrehen gebracht. Mona spielt nämlich im Flötenchor unserer Schule mit und übt jeden Tag mindestens eine halbe Stunde. Sogar in den Ferien! Verrückt, oder?!
    Gesa mit ihrem Yoga-Tick und der Bio-Macke ist auch nicht viel besser. Seit sie das Kochen übernommen hat, essen wir nur noch Vollwertkost mit jeder Menge Körnern und frischem Gemüse. Fleisch kommt überhaupt nicht mehr auf den Tisch. Das wäre ja noch irgendwie zu ertragen, wenn es wenigstens ab und zu auch mal wieder so was wie Wackelpudding, Gummibärchen, Negerküsse oder Erdnussflips geben würde. Ich meine, solche Sachen gehören doch einfach zu einer ausgewogenen Ernährung dazu, oder? Aber das sieht Gesa natürlich anders. Ich finde, man kann es mit der gesunden Ernährung auch übertreiben.
    Na ja, aber abgesehen davon hatten wir uns nach ein paar Wochen eigentlich alle halbwegs aneinander gewöhnt. Manchmal nervte mich die Nebelkrähe zwar immer noch ganz schön, vor allem, wenn sie stundenlang »Im Märzen der Bauer« auf ihrer Blockflöte quietschte. Aber wir hatten einen Waffenstillstand geschlossen und hielten uns beide auch daran. Meistens zumindest. Außerdem hatte ich festgestellt, dass Mona auch ein paar nette Seiten hat. Sie ist zum Beispiel total hilfsbereit und überhaupt nicht nachtragend. Darum hat sie mir auch ohne mit der Wimper zu zucken verziehen, dass ich am Anfang so gemein zu ihr war. Ich wollte sie und Gesa nämlich unbedingt so schnell wie möglich wieder loswerden und hab mich deshalb so fies wie möglich benommen. Und ich kann ziemlich fies sein, wenn ich will. Auf jeden Fall ist es wirklich nett von Mona, dass sie mir das jetzt nicht mehr jeden Tag vorhält. Ich würde das an ihrer Stelle wahrscheinlich tun.
    Außerdem rastet Mona nie aus, so wie ich. Wenn ich richtig wütend werde, schreie ich manchmal total laut herum oder werfe Sachen durch die Gegend. Und hinterher tut es mir dann Leid. Echt blöd, aber ich kann nichts dagegen machen.
    So was würde Mona wahrscheinlich nie passieren. Dazu ist sie viel zu nett. In der Schule ist sie allerdings trotzdem nicht besonders beliebt. Sie kommt nach den Ferien schon in die Siebte, weil sie ein Jahr älter ist als ich. Ich glaube, sie hat keine einzige richtige Freundin. Vielleicht ist Monas Dauergelaber den anderen aus ihrer Klasse ja auch zu nervig, genauso wie mir am Anfang. Da braucht man wirklich starke Nerven. Aber wenn man sich erst mal dran gewöhnt hat, kann man es ganz gut mit ihr aushalten.
    Oder die anderen mögen Mona nicht, weil sie immer so komische Klamotten anhat. Aus Jute oder so was. Die Sachen sehen total schrecklich aus. Wie Kartoffelsäcke. Wahrscheinlich kauft Gesa das Zeug in irgendeinem Bioladen, keine Ahnung. Auf jeden Fall muss sich Mona deswegen ziemlich viele dumme Sprüche anhören. Aber sie wehrt sich nie. Sie starrt
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