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Emma traut sich was

Emma traut sich was

Titel: Emma traut sich was
Autoren: Maja von Vogel
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einem lauten Rums auf dem Fußboden neben meinem Bett.
    Ich öffnete die Augen und sah mich verwirrt um. Kein Schwimmbad, kein Wasser, kein Bastian. Nur mein Dachbodenzimmer und Monas Schnarchen. In den ersten Nächten hatte es mich furchtbar genervt, aber jetzt klang es schon beinahe vertraut. Ich seufzte und rappelte mich hoch. Warum konnte ich nicht mal etwas Vernünftiges träumen? Bastian ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Tagsüber schaffte ich es meistens, an andere Sachen zu denken, aber dafür träumte ich fast jede Nacht von ihm. Ich konnte nichts dagegen machen. Die Träume kamen einfach angeflogen und überfielen mich im Schlaf. Ganz schön fies eigentlich, weil ich mich da natürlich nicht wehren konnte.
    Bastian ist ein Junge aus meinem Schwimmverein und ich hatte mich dummerweise ziemlich in ihn verknallt. Wir hatten uns in den Ferien ein paarmal getroffen und da war es mir so vorgekommen, als wäre er vielleicht auch ein bisschen in mich verknallt. Aber irgendwie war bei uns der Wurm drin. Bei jedem Treffen war irgendetwas schief gelaufen. Und dann hatten wir uns auch noch total gestritten. Es ging um ... ach, egal. Es ging um irgendetwas Blödes. Bastian war sauer geworden und ich war mal wieder total ausgerastet. Hatte ihn am Telefon angeschrien und dann den Hörer aufgeknallt. Nicht besonders nett von mir, ich weiß. Hinterher tat es mir Leid, aber da war es schon zu spät. Wie immer.
    Seitdem hatte er sich nicht mehr bei mir gemeldet. Und ich mich auch nicht bei ihm. Ich war mir ziemlich sicher, dass Bastian nie wieder ein Wort mit mir reden würde. Darum versuchte ich, ihn zu vergessen. Aber wie sich gerade mal wieder gezeigt hatte, klappte das nicht besonders gut.
    Weil ich jetzt sowieso nicht mehr schlafen konnte, beschloss ich aufzustehen. Es war noch ziemlich früh und im ganzen Haus herrschte morgendliche Stille. Bis auf Monas Schnarchen natürlich und das Geraschel ihres Kaninchens Pinki, das neben Monas Bett in einem riesigen Käfig wohnt. Vermutlich war Gesa auch schon wach. Sie ist in die Scheune gezogen, in der bis vor kurzem noch Papas Atelier war. Meistens turnt sie schon in aller Herrgottsfrühe auf der Apfelwiese vor dem Atelier herum und macht ihre Yogaübungen. Ganz schön verrückt. Alle anderen Hausbewohner sind leider hoffnungslose Langschläfer. Ich weiß wirklich nicht, wie man freiwillig den halben Tag verschlafen kann. Vor allem in den Ferien! Da stehe ich immer früh auf, schließlich will ich nicht alles verpassen. In der Schulzeit würde ich allerdings auch manchmal liebend gerne noch etwas im Bett bleiben – vor allem, wenn ich in der ersten Stunde Mathe habe. Mathe ist das Letzte. Reine Quälerei und total überflüssig, wenn ihr mich fragt.
    Ich ging in die Küche. Die Morgensonne schien auf die Fliesen und Paul begrüßte mich, indem er schwanzwedelnd auf mich zukam. Ich füttere ihn morgens nämlich immer und das weiß er natürlich genau, der alte Fresssack. Draußen turnte Gesa tatsächlich schon auf der Wiese herum und ich winkte ihr kurz zu, nachdem ich Paul sein Hundefutter gegeben hatte. Sie winkte zurück und machte mit ihren Verrenkungen weiter.
    Komisch, wie schnell man sich an manche Dinge gewöhnt. Zu Beginn der Sommerferien hatte ich noch gedacht, ich könnte mich nie mit Gesa, Mona und unserem neuen WG-Leben anfreunden. Ich tat alles, um die beiden wieder loszuwerden. Hat aber nicht geklappt. Doch vielleicht war das ja auch ganz gut so. Mittlerweile fand ich das WG-Leben nämlich gar nicht mehr so schlecht. Wenigstens war immer etwas los und es wurde nie langweilig. Das einzig Blöde war nur, dass Papa nicht mehr bei uns wohnte. Daran hatte ich mich noch überhaupt nicht gewöhnt. Und daran würde ich mich wahrscheinlich auch nie gewöhnen. Wir sahen uns zwar ziemlich oft, aber das war nicht dasselbe. Wenn er nach Tupfingen kam, benahm er sich wie ein Besucher. Dabei war er doch hier zu Hause! Und wenn ich nach Dederstadt fuhr, war ich die Besucherin. Echt blöd. Aber bis jetzt war es zum Glück nur eine Trennung auf Zeit. Nach den Sommerferien wollten Mama und Papa entscheiden, wie es auf Dauer weitergehen sollte. Dann würden sie sich bestimmt wieder vertragen und Papa würde zurück nach Tupfingen ziehen. Mit Sack und Pack. Und diese blöde Carola würde er einfach abservieren. Das hatte sie dann davon.
    Ich hörte, wie die Post auf die Fußmatte im Flur plumpste, und sah durch das Küchenfenster den Postboten vom Hof radeln. Schnell flitzte ich
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