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Elantris

Elantris

Titel: Elantris
Autoren: Brandon Sanderson
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durch die Tür geschwebt. »Es ist so weit.«
    Sarene packte Raoden fest am Arm. »Los«, befahl sie mit einem Nicken in Richtung der Tür. Sie würde ihn nicht mehr loslassen, bis jemand sie miteinander vermählt hatte.
Raoden versuchte sich auf die Zeremonie zu konzentrieren, aber korathische Hochzeitsgottesdienste waren eine langwierige und oftmals trockene Angelegenheit. Pater Omin war sich durchaus bewusst, welch Präzedenzfall dadurch geschaffen wurde, dass ein Elantrier einen korathischen Priester gebeten hatte, seine Trauung vorzunehmen. Folglich hatte er eine ausführliche Predigt zu diesem besonderen Anlass vorbereitet. Wie immer wirkte der Blick des kleinen Mannes leicht glasig, während er vor sich hin schwadronierte, als habe er vergessen, dass noch andere Leute anwesend waren.
Deshalb ließ auch Raoden seinen Gedanken freien Lauf. Ihm ging eine Unterhaltung nicht aus dem Kopf, die er früher am Tag mit Galladon geführt hatte. Den Anstoß zu dem Gespräch hatte ein Stück Knochen gegeben. Der Knochen, der aus der Leiche eines fjordellischen Mönches stammte, war deformiert und verbogen - aber dennoch im Grunde eher schön als abscheulich anzusehen gewesen. Er war wie ein geschnitztes Stück Elfenbein oder ein Bündel miteinander verflochtener Holzruten, in die Muster eingeritzt waren. Am beunruhigendsten war die Tatsachte, dass sich Raoden sicher war, inmitten der Muster vage vertraute Symbole ausmachen zu können. Es handelte sich um Symbole, die er noch aus Schulzeiten wiedererkannte, uralte fjordellische Zeichen.
Die derethischen Mönche hatten ihre eigene Form von Aon- Dor erfunden.
Die Sorge bedrückte Raoden so sehr, dass sie ihn noch nicht einmal während seiner eigenen Hochzeit losließ. Im Laufe der Jahrhunderte hatte nur eines Fjorden davon abgehalten, den Westen zu erobern: Elantris. Wenn der Wyrn sich Zugriff auf das Dor verschafft haben sollte ... Raoden musste immer wieder an Dilaf und dessen seltsame Fähigkeit denken, der Wirkung der Aonen zu widerstehen, ja sie sogar zu zerstören. Wenn ein paar Mönche mehr diese Macht besessen hätten, hätte die Schlacht ohne Weiteres anders ausgehen können.
Iens vertraute kugelige Lichtgestalt schwebte beifällig an Raodens Seite. Die Wiederherstellung des Seons entschädigte Raoden beinahe für die lieben Freunde, die er im Laufe der letzten Schlacht um Elantris verloren hatte. Sie alle würden Karata und die anderen vermissen. Ien behauptete, sich an nichts aus der Zeit seines Wahnsinns erinnern zu können, aber etwas an dem Seon schien ein wenig ... anders zu sein. Es war stiller als gewöhnlich, sogar nachdenklicher. Sobald Raoden etwas Zeit hatte, wollte er die anderen Elantrier befragen, weil er hoffte, auf diese Weise mehr über die Seonen herauszufinden. Es beunruhigte ihn, dass er im Laufe seiner eifrigen Studien niemals herausgefunden hatte, wie Seonen erschaffen wurden - sofern es sich bei ihnen überhaupt um Geschöpfe des AonDor handelte.
Das war allerdings nicht das Einzige, was ihm Kopfzerbrechen bereitete. Da war auch noch Shudens eigenartiger Chay-Shan-Tanz. Beobachter, unter ihnen Lukel, hatten behauptet, es sei dem Jindo im Alleingang gelungen, einen von Dilafs Mönchen zu besiegen - mit geschlossenen Augen! Manche sagten sogar, der junge Baron habe während des Kampfes geleuchtet. Mittlerweile hatte Raoden der Verdacht beschlichen, dass es mehr als eine Methode gab, auf das Dor zuzugreifen, viel mehr. Und eine dieser Methoden befand sich in den Händen des brutalsten, herrischsten Tyrannen von ganz Opelon, Wyrn Wulfden dem Vierten, Regent über alle Schöpfung.
Anscheinend bemerkte Sarene, dass Raoden nicht aufpasste, denn sie stieß ihn mit dem Ellbogen an, als Omins Ansprache sich dem Ende zuneigte. Ganz die Staatsfrau, war sie ruhig, besonnen und aufmerksam. Und natürlich wunderschön.
Sie vollzogen die Zeremonie, tauschten korathische Anhänger aus, die das Aon Omi trugen, und gelobten sich einander im Leben und im Tod. Den Anhänger, den Raoden Sarene gab, hatte Taan persönlich kunstfertig aus reiner Jade geschnitzt und dann mit einer Goldfassung umgeben, die zu ihren Haaren passte. Sarenes Geschenk war weniger extravagant, aber genauso passend. Sie hatte einen schweren schwarzen Stein aufgetrieben, der in poliertem Zustand beinahe wie Metall glänzte und dessen spiegelnde Dunkelheit Raodens silbrige Haut zur Geltung brachte.
Schließlich verkündete Omin ganz Arelon, dass der König verheiratet sei. Die Jubelrufe setzten
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