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Elantris

Elantris

Titel: Elantris
Autoren: Brandon Sanderson
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aufgehäuft wurde.
Dieser Ort sollte zu einer Gedenkstätte werden, einer Möglichkeit, sich derer zu entsinnen, die für Arelon gekämpft hatten - wie auch des Mannes, der versucht hatte, es zu zermalmen. Jede Lektion hatte zwei Seiten. Es war genauso wichtig für sie, sich an Iadons ekelhafte Habgier zu erinnern wie an Roials Opfer.
Langsam näherte sie sich einem letzten Grab. Die Erde war wie bei den anderen hoch aufgeschüttet und bildete einen Grabhügel, der eines Tages mit Gras und Blätterwerk bedeckt sein würde. Im Moment war er jedoch kahl und die frisch aufgehäufte Erde noch weich. Sarene war mit ihrem Wunsch, diesen Hügel errichten zu lassen, nicht auf viel Widerstand gestoßen. Sie alle wussten, wie sehr sie in der Schuld des Mannes standen, der darin beerdigt lag. Hrathen aus Fjorden, Hohepriester und heiliger Gyorn des Shu-Dereth. Sein Begräbnis hatten sie bis zum Schluss aufgehoben.
Sarene wandte sich um und richtete das Wort an die Menge, in deren erster Reihe sich Raoden befand. »Ich werde nicht lange reden«, sagte sie, »denn obwohl ich mehr mit dem Mann namens Hrathen zu tun hatte als die meisten von Euch, habe ich ihn nicht gekannt. Ich bin immer davon ausgegangen, ich könne einen Mann verstehen lernen, indem ich seine Feindin bin, und ich dachte, ich verstünde Hrathen - sein Pflichtbewusstsein, seine große Willenskraft und seine Entschlossenheit, uns vor uns selbst zu bewahren.
Sein innerer Konflikt ist mir jedoch verborgen geblieben. Ich konnte nichts von dem Mann wissen, dessen Herz ihn letzten Endes dazu zwang, alles zu verwerfen, woran er einst geglaubt hatte. Und das alles im Namen dessen, was er für richtig hielt. Ich habe nie den Hrathen gekannt, der das Leben anderer Menschen über seinen eigenen Ehrgeiz stellte. Diese Dinge waren verborgen, aber am Schluss waren sie ihm am wichtigsten.
Wenn Ihr dieses Mannes gedenkt, dann seht ihn nicht als einen Feind. Denkt an einen Mann, der Arelon und sein Volk beschützen wollte. Denkt an den Mann, zu dem er wurde, den Helden, der Euren König gerettet hat. Mein Ehemann und ich wären von dem Ungeheuer aus Dakhor umgebracht worden, wäre Hrathen nicht gekommen, um uns zu beschützen.
Und vor allem erinnert Euch an Hrathen als den Mann, der die lebenswichtige Warnung aussprach, die Teods Flotte gerettet hat. Wenn die Kriegsflotte gefallen wäre, dann seid versichert, dass Teod nicht das einzige Land gewesen wäre, das darunter gelitten hätte. Die Heere des Wyrns wären über Arelon hergefallen, Elantris hin oder her, und Ihr alle würdet in diesem Augenblick ums Überleben kämpfen - wenn Ihr überhaupt noch am Leben wärt.«
Sarene hielt inne und ließ den Blick eine Weile auf dem
Grab ruhen. An der Kopfseite stand eine sorgsam errichtete blutrote Rüstung. Hrathens Umhang hing vom Griff eines Schwertes, dessen Spitze in die weiche Erde gerammt war. Der karmesinrote Stoff flatterte im Wind.
»Nein«, sagte Sarene. »Wenn Ihr von diesem Mann sprecht, so verkündet aller Welt, dass er gestorben ist, um uns zu verteidigen. Es darf nicht verschwiegen werden, dass Hrathen, Gyorn des ShuDereth, trotz allem nicht unser Feind war. Er war unser Erlöser.«
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