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Elantris

Elantris

Titel: Elantris
Autoren: Brandon Sanderson
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das Aon krümmte sich und legte sich spiralförmig um das Zeichen. Der Blitz traf Dilaf in die Brust und explodierte, sodass der Mönch zurückgeschleudert wurde. Dilaf prallte gegen eine Häuserwand und stürzte zu Boden. Zwar stöhnte der Priester, aber er erhob sich torkelnd wieder.
Raoden fluchte. Er lief das kurze Stück zu Sarene und packte sie. »Halte dich an mir fest«, befahl er und zeichnete mit seiner freien Hand ein weiteres Aon. Die Muster, die Raoden um das Aon Tia malte, waren kompliziert, aber seine Hand bewegte sich geschickt. Er stellte es in dem Augenblick fertig, als Dilafs Männer sie erreichten.
Durch Sarenes Körper ging ein Ruck, ähnlich wie bei der Gelegenheit, als Dilaf sie nach Teod gebracht hatte. Sie wurde von flackerndem, pulsierendem Licht umgeben. Den Bruchteil einer Sekunde später kehrte die Welt um sie her wieder zurück. Sarene taumelte orientierungslos und fiel auf das vertraute teoische Kopfsteinpflaster.
Überrascht blickte sie auf. Etwa zwanzig Meter die Straße hinab erblickte sie die nackten Oberkörper von Dilafs Mönchen, die verwirrt im Kreis standen. Ein Mönch hob die Hand und deutete auf Raoden und Sarene.
»Idos Domi!«, fluchte Raoden. »Ich habe ganz vergessen, was in den Büchern steht! Die Kraft der Aonen nimmt immer mehr ab, je weiter man sich von Elantris entfernt.«
»Du kannst uns nicht nach Hause bringen?«, fragte Sarene, die sich wieder aufrappelte.
»Nicht per Aon, nein«, antwortete Raoden. Dann nahm er sie bei der Hand und fing an zu laufen.
Ihr gingen so viele Fragen durch den Kopf, dass die ganze Welt ein verworrenes Durcheinander zu sein schien. Was war mit Raoden geschehen? Wie hatte er sich von der Verletzung erholt, die Dilaf ihm zugefügt hatte? Sie verkniff sich die Fragen. Es reichte, dass er gekommen war.
Fieberhaft suchte Raoden nach einer Fluchtmöglichkeit. Allein hätte er Dilafs Männern vielleicht entwischen können, aber niemals mit Sarene im Schlepptau. Die Straße führte zum Hafen, wo Teods gewaltige Kriegsschiffe schwerfällig aus der Bucht ausliefen, um eine Flotte anzugreifen, die unter Fjordens Flagge segelte. Am anderen Ende des Hafens stand ein Mann in königlich grünem Gewand und unterhielt sich mit zwei Gehilfen. König Eventeo, Sarenes Vater. Der König sah sie nicht, sondern bog schnellen Schrittes in eine Seitengasse ein.
»Vater!«, schrie Sarene, aber die Entfernung war zu groß.
Raoden konnte Schritte hören, die sich ihnen näherten. Er drehte sich blitzschnell um und stieß Sarene hinter sich. Dann hob er die Arme und machte sich daran, mit beiden Händen je ein Aon Daa zu zeichnen. Zwar waren die Aonen in Teod schwächer, aber sie waren nicht wirkungslos.
Dilaf hob eine Hand, woraufhin seine Männer ihre Schritte verlangsamten. Raoden erstarrte. Er wollte sich nicht auf eine offene Schlacht einlassen, wenn es nicht unbedingt sein musste. Worauf wartete Dilaf?
Mönche mit nackten Oberkörpern strömten aus den Gassen und Straßen. Dilaf wartete lächelnd ab, während sich seine Krieger um ihn versammelten. Binnen weniger Minuten war seine Truppe von zwölf auf fünfzig Männer angewachsen, und Raodens Aussichten waren nicht länger nur schlecht, sondern geradezu hoffnungslos.
»Na, das war ja eine fantastische Rettungsaktion«, murmelte Sarene. Sie trat neben Raoden und starrte verächtlich den Ungeheuern entgegen.
Ihre trotzige Ironie brachte Raoden zum Lächeln. »Das nächste Mal denke ich daran, eine Armee mitzubringen.«
Dilafs Mönche stürmten auf sie zu. Raoden vervollständigte seine beiden Aonen und schleuderte den Dakhorern zwei mächtige Energieblitze entgegen. Dann begann er rasch wieder zu zeichnen. Doch Sarene, die Raoden fest an der Taille umschlungen hielt, konnte sehen, dass er nicht fertig sein würde, bevor die übernatürlich schnellen Krieger sie erreicht hätten.
Da erbebten die Hafenanlagen unter einer gewaltigen Kraft. Holz zersplitterte, Stein zerbarst, und ein orkanartiger Wind fegte über sie hinweg. Sarene musste sich an Raoden festklammern, der besseren Halt gefunden zu haben schien; ansonsten wäre sie zu Boden geschleudert worden. Als sie es endlich wagte, die Augen wieder zu öffnen, waren Raoden und sie von unzähligen silberhäutigen Gestalten umgeben.
»Das Aon Daa!«, befahl Galladon mit dröhnender Stimme.
Hunderte Hände erhoben sich in die Luft und malten Aonen. Etwa der Hälfte unterliefen Fehler, und ihre Aonen verblassten wieder. Doch es vervollständigten so viele ihr Aon,
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