Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elantris

Elantris

Titel: Elantris
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
hatte Fjon ihn gefunden? Wie ...? Es war unmöglich.
Fjon lächelte und verschwand in dem Menschengewühl.
Als die Dunkelheit Hrathen umfing, gab er alles Fragen auf. Stattdessen erfüllte Sarenes besorgtes Gesicht sein Blickfeld und sein Bewusstsein. Die Frau, die sein Verderben gewesen war. Ihretwegen hatte er die Lügen von sich abgeschüttelt, die er sein ganzes Leben lang geglaubt hatte.
Sie würde niemals wissen, dass er sie letzten Endes geliebt hatte.
Lebt wohl, meine Prinzessin, dachte er. Jaddeth, erbarme dich meiner Seele. Ich habe nur das Beste getan, was ich tun konnte.
Sarene sah, wie das Licht in Hrathens Augen immer schwächer wurde.
»Nein!«, rief sie und presste die Hand auf seine Wunde in dem vergeblichen Versuch, die Blutung zu stillen. »Hrathen, wagt es ja nicht, mich hier allein zu lassen!«
Er reagierte nicht. Sie hatte um des Schicksals zweier Länder willen gegen ihn gekämpft, aber nie wirklich gewusst, wer er eigentlich war. Nun würde sie es nie erfahren.
Ein überraschter Aufschrei riss Sarene aus ihren Gedanken. Menschen versammelten sich um sie, fassungslos angesichts des sterbenden Mannes auf der Straße. Entgeistert erkannte Sarene, dass sie im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit stand. Sie hob abwehrend die Hand und zog sich zurück, wie um sich zu verstecken, aber es war zu spät. Mehrere Gestalten mit nacktem Oberkörper erschienen aus einer Gasse, um dem Vorfall nachzugehen. Einer von ihnen hatte Blut im Gesicht, das sichere Anzeichen einer gebrochenen Nase.
Fjon stahl sich durch die Menge. Er frohlockte, weil sein erster Mord derart einfach verlaufen war. Man hatte ihm gesagt, dass es nicht schwer sein würde: Er musste nur einen einzigen Mann niederstechen, um in das Kloster Rathbore aufgenommen zu werden, wo man ihn zum Attentäter ausbilden würde.
Ihr habt recht gehabt, Hrathen, dachte er. Sie haben mir eine neue Möglichkeit eröffnet, Jaddeths Reich zu dienen, und zwar eine wichtige.
Wie ironisch, dass man ihn beauftragt hatte, ausgerechnet Hrathen umzubringen. Wie hatte der Wyrn wissen können, dass Fjon Hrathen hier, auf den Straßen von Teod, antreffen würde? Wahrscheinlich würde Fjon das nie erfahren. Lord Jaddeth wandelte auf Pfaden, die das menschliche Verständnis überstiegen. Doch Fjon hatte seine Pflicht erfüllt. Seine Zeit der Buße war vorüber.
Beschwingten Schrittes ging Fjon zu seinem Gasthaus zurück und bestellte ein Frühstück.
»Lass mich in Ruhe«, sagte Lukel gequält. »Ich bin so gut wie tot. Kümmere dich lieber um die anderen.«
»Hör mit dem Gewinsel auf«, sagte Raoden und zeichnete über dem verletzten Lukel das Aon Ien in die Luft. Er vervollständigte es mit der Schluchtlinie, und die Wunde am Bein des Kaufmanns schloss sich augenblicklich. Diesmal kannte Raoden nicht nur die richtigen modifizierenden Zeichen, sondern seine Aonen hatten zudem Elantris' Macht hinter sich. Die Auferstehung der Stadt hatte dazu geführt, dass AonDor seine legendäre Kraft wiedergewonnen hatte.
Lukel blickte nach unten und beugte versuchsweise das Bein. Er betastete die Stelle, an der die Schnittwunde gewesen war. Dann runzelte er die Stirn. »Also weißt du, du hättest wenigstens eine Narbe übrig lassen können! Ich habe einiges mitgemacht, um diese Wunde zu erhalten. Du hättest sehen sollen, wie mutig ich gewesen bin! Meine Enkelkinder werden enttäuscht sein, wenn ich ihnen noch nicht einmal ein paar Narben zeigen kann.«
»Sie werden es überleben.« Raoden erhob sich und ging.
»Was ist denn mit dir los?«, meinte Lukel von hinten. »Ich dachte, wir hätten gesiegt!«
Wir haben gesiegt, dachte Raoden. Aber ich habe versagt. Sie hatten die Stadt abgesucht - aber von Sarene, Dilaf und Hrathen fehlte jede Spur. Raoden hatte einen versprengten derethischen Soldaten gefangen und von ihm wissen wollen, wo sie waren, aber der Mann hatte vorgegeben, es nicht zu wissen, und Raoden hatte ihn angewidert ziehen lassen.
Grüblerisch sah er den Menschen beim Feiern zu. Trotz der Toten, trotz der beinahe völligen Zerstörung Kaes, waren sie glücklich. Fjorden war zurückgeschlagen worden, und Elantris war wiedergekehrt. Die Zeit der Götter war erneut angebrochen. Unglücklicherweise konnte Raoden den süßen Sieg nicht genießen. Nicht ohne Sarene.
Galladon entfernte sich schlendernd von einer Gruppe Elantrier und kam langsam auf ihn zu. Der Großteil der silberhäutigen Menschen war völlig orientierungslos. Viele waren jahrelang Hoed gewesen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher