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Heyne Galaxy 08

Heyne Galaxy 08

Titel: Heyne Galaxy 08
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Handel mit dem Hyperraum
    (SOMEONE TO WATCH OVER ME)
     
    Christopher Grimm
     
     
    1
     
    Len Mattern hielt vor der Bar ›Zum Goldenen Apfel‹ inne. Seine Hochstimmung war plötzlich verflogen. Er war immer davon ausgegangen, daß sich Lyddy nicht allzu sehr verändert haben konnte. Immerhin schien es erst gestern gewesen zu sein, daß er sie das letztemal gesehen hatte. Doch als er nun die Jahre zusammenzählte, ergab sich eine stattliche Zeit.
    Aber es war zu spät, jetzt noch umzukehren. Ein vertrauter Gedanke. Es war eigentlich nur eine rein moralische Verpflichtung, die er allein gegen sich selbst hatte – gegen niemand sonst. So war es auch damals gewesen, damals, als sich sein Leben so völlig verändert hatte, und mit ihm möglicherweise das Leben aller Menschen im Universum. Es gab nur ein menschliches Wesen, an das er glaubte – an Len Mattern. Und deshalb war diese Verpflichtung bindend.
    Er stieß die Tür auf und betrat das Lokal.
    Er sah Lyddy sofort. Sie stand am Ende der Bar und war von einer Gruppe von Männern umgeben. Um Lyddy hatten sich schon immer die Männer geschart, dachte er, es sei denn, sie war gerade oben in ihrem Zimmer nur mit einem beschäftigt. Sie wandte sich halb um, und er sah ihr Gesicht.
    Die rosa Lippen waren halb geöffnet, ihre Augen verhießen noch immer den Himmel auf Erden. Sie stand dort an der Bar und blickte zu ihm herüber, aufrecht, schlank und geschmeidig.
    Die Spannung, die sich in den letzten Minuten in ihm aufgestaut hatte, wich einer plötzlichen Erleichterung. Er schwankte ein wenig und stieß gegen einen kleinen Tisch, der protestierend knackte. Der Zhapik, dem der ›Goldene Apfel‹ gehörte, kam hinter seinem runden Schirm hervor, wo er sich von seinen Kunden abschirmte. Viele der Zhapik, der Ureinwohner Erytheias, machten Geschäfte mit den Menschen. Das war zuweilen erniedrigend für sie, brachte aber genügend ein, um kleine Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen.
    »Sie haben wohl schon genug gehabt, Captain?« fragte er. »Vielleicht wollen Sie ein andermal wiederkommen?«
    »Ich habe noch gar nichts getrunken«, entgegnete Mattern kurz angebunden. »Außerdem habe ich nicht die Absicht, heute abend noch damit anzufangen!«
    Er hatte sich jetzt entschlossen. Festen Schrittes durchquerte er den Raum und schob die Männer zur Seite, die sich um Lyddy drängten. »Ich bin deinetwegen gekommen«, sagte er zu Lyddy.
    Sie antwortete nicht, sondern musterte ihn nur langsam von oben bis unten. Die wundervollen blauen Augen taxierten seinen Wert als Mann. Dann lächelte sie und strich sich über das goldene Haar, das wie ein Wasserfall über ihre bloßen Schultern fiel und bis zur Taille hinabreichte.
    »Du bist nicht von den Äußeren Planeten«, sagte sie. »Wieso kennst du mich dann?«
    Seltsam, daß er die Enttäuschung so körperlich fühlte. Sicher, er hatte all die Jahre an sie gedacht, und er hatte nie damit gerechnet, daß sie sich an ihn erinnern würde. Und doch platzte er jetzt heraus: »Kennst du mich nicht mehr, Lyddy?« Sofort biß er sich auf die Lippen und verfluchte seine Voreiligkeit. Er wollte gar nicht, daß sie sich an den Mann erinnerte, der er damals gewesen war. Und dann hätte wohl jeder Mann, der einmal mit ihr geschlafen hatte, dieselbe Frage gestellt. Und sie würde jetzt sicherlich die übliche Antwort hervorkramen, etwa: »Natürlich erinnere ich mich an dich, Schatz. Ich habe nur so ein schlechtes Namensgedächtnis!«
    Doch sie blickte ihn ruhig an und sagte: »Nein, mein Lieber. Es tut mir leid, aber ich erinnere mich nicht an dich.« Dann erschienen einige Fältchen auf ihrer wunderbaren Stirn. »Es scheint mir aber, als hätte ich mich erinnern sollen. Wann haben wir uns kennengelernt?«
    »Oh, das war schon vor Jahren. Ich war damals noch ein halbes Kind!«
    Sie errötete, und er erkannte, daß seine Worte mehr als taktlos gewesen waren. Wenn er kein Kind mehr war, dann war sie es ebensowenig. Trotzdem sah sie noch so jung aus wie damals, während er sogar noch jünger wirkte, das wußte er.
    Er wollte jetzt nicht tiefer in sie dringen und traf hastig eine Verabredung mit ihr für einen der nächsten Abende. Als er das Lokal verließ, konnte er sie sagen hören: »Ich hätte geschworen, daß noch jemand bei ihm war, als er hereinkam.«
    Er beschleunigte seine Schritte.
    Sie hatte noch denselben Raum – ein gemütliches, luxuriös eingerichtetes Zimmer in einem der oberen Stockwerke des ›Goldenen Apfels‹. Auch Lyddy war
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