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Heyne Galaxy 08

Heyne Galaxy 08

Titel: Heyne Galaxy 08
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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darauf, daß man ihn wegen Mordes oder Totschlags anklagen würde. Das Schiff konnte sich einen längeren Aufenthalt nicht erlauben. Daher wurde eine Anfrage an die Fairhurst-Station gerichtet, und Len Mattern war der beste Mann, den man auftreiben konnte.
    Normalerweise nahmen die Sternenschiffe keine ungelernten Leute auf. Selbst der niedrigste Mannschaftsgrad mußte von einer der zahlreichen Raumschulen kommen, wo er ein Minimum an Jahren im Training gewesen sein mußte. Trotzdem bot man Len den Posten an. Die großen Linienschiffe mußten eine vollständige Mannschaft haben; wenn es einmal Schwierigkeiten gab, konnte ein unbesetzter Posten schlimme Folgen für die Gesellschaft haben.
    Len erkannte die phantastische Chance, die sich ihm hier bot. Er würde nicht nur mehr Geld verdienen, als er je zuvor gesehen hatte, sondern er sah sich nun plötzlich in der Lage, aus diesem System auszubrechen. Trotz allem hatte er Angst, entsetzliche Angst. »Ich habe noch nie einen Sprung mitgemacht«, sagte er zum Zweiten Offizier, und seine Stimme zitterte ein wenig.
    »Sie werden erst ein richtiger Raumfahrer sein, wenn Sie diese Erfahrung hinter sich haben.« Der Zweite Offizier gab sich geduldig, denn er wußte, daß Mattern seine einzige Möglichkeit war, die Mannschaft zu komplettieren.
    »Ich habe sagen hören, daß die – Dinge im Hyperraum eine andere Gestalt annehmen.«
    »Das mag sein; vielleicht sind die Formen, die Sie dort draußen sehen, Abbilder der wirklichen Gestalt, wer weiß?«
    Len fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen und versuchte es erneut. »Man sagt, daß dort draußen im Hyperraum etwas lebt – irgendwelche Wesen oder so.« Das hatte er von einigen Raumfahrern, die den Sprung bereits mitgemacht hatten. Selbst wenn er an die Geister der Flluska geglaubt hätte, wäre er wohl geschickt genug gewesen, dieses dem Offizier eines Sternenschiffes nicht einzugestehen – einem aufgeklärten Mann von den Inneren Planeten, vielleicht sogar von der Erde. Trotzdem, die Raumfahrer waren ein Volk von Geschichtenerzählern. Vielleicht hatte er sich sowieso bereits zum Narren gemacht.
    Doch der Zweite Offizier lachte nicht. »Die Gesetze der Föderation besagen, daß wir uns mit den Wesen des Hyperraumes nicht einlassen dürfen. Wenn wir sie in Ruhe lassen, werden sie sich auch nicht um uns kümmern.«
    Es wäre besser gewesen, wenn ihn der Offizier ausgelacht und ihm versichert hätte, daß es im Hyperraum keinerlei Lebewesen gäbe. »Werden wir sie sehen können?«
    »Kann man uns von einem Schiff aus erkennen, das durch den gewöhnlichen Raum fliegt?« erwiderte der Offizier. »Die Wesen des Hyperraums leben auf ihren eigenen Planeten, denen wir natürlich so weit wie möglich ausweichen. So einfach ist das.« Er fuhr fort: »Wovor fürchten Sie sich so sehr, mein Junge? Seit mehr als zwei Jahrhunderten ist kein einziges Schiff mehr im Hyperraum verlorengegangen, und seit mehreren Jahren hat es auch keine Explosion mehr gegeben.«
    »Explosionen?« wiederholte Len.
    »Unfälle. Im Vergleich zu den Risiken, die Sie bisher mit interplanetarischen Blechkisten auf sich genommen haben, ist das rein gar nichts.«
    Schließlich gab Len nach. Er verpflichtete sich vorerst für eine Reise und füllte die nötigen Formulare aus. Es schien Hunderte von verschiedenen Vordrucken zu geben. Wenn es darum ging, seine nächsten Verwandten anzugeben, ließ er die Spalte jedesmal frei.
    »Haben Sie überhaupt keine Verwandten?« fragte der Zweite Offizier überrascht.
    »Keinen einzigen.« Len machte sich nicht die Mühe, seinen Halbbruder zu erwähnen, den er auf Fairhurst zurückgelassen hatte; mit einem fünfjährigen Kind als Verwandten war nicht gerade viel Staat zu machen. Außerdem wußte der Junge wahrscheinlich gar nicht, daß er überhaupt einen Bruder hatte – er war kaum ein Jahr alt gewesen, als Len sein Elternhaus verließ. Eine der unfruchtbaren Frauen mußte ihn adoptiert und wie ihren eigenen Sohn aufgezogen haben.
    Also füllte Len die Papiere aus und wurde in die Mannschaftsrolle des Schiffes aufgenommen. Und er machte zum erstenmal den entsetzlichen Sprung durch den Hyperraum.
    Die Menschen, die nur als Passagiere an Bord der Raumschiffe weilten, konnten nicht einsehen, warum der Sprung unweigerlich als ›entsetzlich‹ bezeichnet wurde, wenn einmal die Sprache darauf kam. Das lag daran, weil jedem Passagier unmittelbar vor dem Sprung eine einschläfernde Droge verabfolgt wurde – in seinem
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