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Heyne Galaxy 08

Heyne Galaxy 08

Titel: Heyne Galaxy 08
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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daß es dich gibt.« Er wußte auch, daß der Kqyres absichtlich gegen die Phase vibrierte, damit seine entsetzliche Gestalt in diesem Kontinuum nicht nur ihm selbst, sondern auch den Wesen erspart blieb, mit denen er zusammentraf. Denn es bestand immer die Gefahr, an einem Spiegel vorüberzukommen. Mattern wußte, wie der Kqyres in seinem eigenen Universum aussah, wußte auch, wie er selbst im Universum des Kqyres aussah, und er zweifelte nicht daran, daß eine Enthüllung ihre Schrecknisse haben würde. Trotzdem war er neugierig.
    »Ich glaube immer noch, daß ihr jemand gesagt hat, wohin sie schauen muß«, sagte der Schatten, »und vor allen Dingen, wonach sie suchen muß.«
    »Rede keinen Unsinn!« schnappte Mattern. Der Gedanke, daß sein sorgfältig gehütetes Geheimnis vielleicht doch kein Geheimnis mehr war, erregte ihn. »Sei bitte vorsichtig, wenn ich mit Lyddy zusammen bin.«
    »Ich werde mein Bestes versuchen, so wenig das auch ist.« Der Schatten zögerte. »Glaubst du nicht, daß du ihr vielleicht die Wahrheit…«
    »Himmel, nein!« rief Mattern aus. »Sie würde einen Knacks bekommen!«
    »Es gab eine Zeit, da hättest du dich anders über sie geäußert«, sagte der Kqyres vorwurfsvoll.
    »Ich habe es nicht so gemeint, wie es sich anhörte«, versuchte Mattern zu erklären. »Es ist nur, daß … Nun, ich glaube, ich weiß selbst nicht mehr genau, wie die Wahrheit eigentlich aussieht.«
     
     
    3
     
    Bis wann reichte diese Wahrheit eigentlich zurück? Reichte sie fünfzehn Jahre in die Vergangenheit, bis zu der Zeit, da er den Kqyres kennenlernte, oder etwa zwanzig Jahre, bis zu der Zeit, da ihm Lyddy zum erstenmal begegnete? Oder lag der Ursprung noch viel weiter zurück, vielleicht vierundzwanzig Jahre, als er sechzehn war und seinen Stiefvater umbrachte? Er hatte den Anblick noch vor Augen. Karl Brodek lag dort mit zerschmettertem Kopf, und er spürte noch immer das Entsetzen vor seiner Tat in sich aufsteigen …
    Dann hatte er sich umgewandt und war aus der kleinen Gemeinschaft auf Fairhurst – einem der Klytemnestra-Planeten – entflohen. Er schlug sich zur Hauptstadt durch, wo er sich auf einem der kleinen Trampfrachter einschiffte, die zwischen den Planeten seines Heimatsystems hin und her pendelten. Keiner dieser vier anderen Planeten war von Menschen bewohnbar, doch zwei hatten Bergwerkskolonien, und auf einem dritten gab es eine Eingeborenenbevölkerung, die einen regen, wenn auch ziemlich uneinträglichen Handel möglich machte.
    In den nächsten vier Jahren trieb es ihn von einem zehntklassigen Schiff und einem schlechtbezahlten Job zum anderen. Während dieser Zeit verließ er das Klytemnestra-System nicht. Als er sicher sein konnte, daß seine früheren Nachbarn nichts gegen ihn zu unternehmen beabsichtigten, verspürte er nicht mehr den Wunsch, das System zu verlassen. Das lag nicht daran, daß er übermäßig an seiner Heimat hing, sondern an seiner Furcht vor dem Sprung.
    Die meisten Raumfahrer werden niemals richtig mit ihrer Angst vor dem Hyperraum-Sprung fertig, doch bei Len wurde diese Furcht fast zur Besessenheit. Er schämte sich dieses Gefühls, zumal er befürchtete, daß diese ausgeprägte Angst auf seinen Kontakt mit den Eingeborenen des einen Planeten zurückzuführen war.
    Kolonisten mit dem nötigen Selbstrespekt brachten es niemals über sich, mit Eingeborenen zu verkehren, doch in den ersten Jahren seiner Angst vor einer gerichtlichen Verfolgung hatte er sich nur bei den Flluska sicher gefühlt. Er lernte ihre Sprache ein wenig und verbrachte jede freie Minute auf ihrem Planeten Liman. Die Atmosphäre war für ihn nicht atembar, doch es gab eine Reihe von Kuppeln, in denen der Handel abgewickelt wurde, und niemand hatte etwas dagegen, wenn er sie während der Ruhezeit benutzte.
    Die Flluska waren ein religiöses Volk, deren Götter- und Dämonenvorstellungen den irdischen Vorbildern entsprachen. Einen Unterschied gab es jedoch. Während ihre Götter konventionellerweise im Himmel lebten, war ihre Geisterwelt im Hyperraum angesiedelt. Len war damals noch zu unerfahren, um sich zu wundern, wieso ein derart primitives Volk eine Konzeption wie den Hyperraum in ihrer Theologie entwickeln konnte. Er begann nur das Entsetzen der Flluska vor dem Hyperraum zu teilen.
    In dem Jahr, da Len zwanzig wurde, lag die Perseus, einer der Sternenfrachter, die den langen Sprung vom Kastor zur Kapella machten, in Fairhurst fest. Ein Mann fehlte. Er war im Gefängnis und wartete
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