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Handyman Jack 02 - Der Spezialist

Titel: Handyman Jack 02 - Der Spezialist
Autoren: F. Paul Wilson
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Freitag

1

    »Es ist schon okay!« rief Alicia, als der Taxifahrer den Wagen nach links riß, um einen NYNEX-Truck zu überholen, der die Madison Avenue hinaufschlich. »Ich habe es nicht eilig!«
    Der Fahrer – mit krausem Haar, einem Saddam-Hussein-Schnurrbart und dunkler Haut – ignorierte sie. Er riß seinen Wagen zwei Fahrspuren nach links, dann drei nach rechts, trat auf die Bremse und beschleunigte, bremste und gab Gas, wodurch Alicia auf dem Rücksitz nach hinten und nach vorne geschleudert wurde, nach links und nach rechts, dann machte er einen heftigen Schlenker, um einem anderen gelben Kamikazemobil auszuweichen, das sich auf ähnliche Art und Weise durch den morgendlichen Verkehr schlängelte.
    Der Vorsprung, den ihr Fahrer herausholte, betrug eine Taxilänge. Ungefähr.
    Alicia klopfte gegen die verschmierte, zerkratzte Plastiktrennscheibe. »Langsamer, verdammt noch mal! Ich möchte einigermaßen heil am Ziel ankommen!«
    Aber der Fahrer beachtete sie nicht. Im Gegenteil, er steigerte sein Tempo sogar noch. Er schien einen Privatkrieg gegen jedes andere Auto in Manhattan zu führen. Und Gnade einem Gott, wenn man Fußgänger war.
    Alicia hätte eigentlich daran gewöhnt sein müssen. Sie war in Manhattan aufgewachsen. Allerdings war sie eine ganze Weile nicht mehr hier gewesen. Sie war mit achtzehn weggezogen und aufs College gegangen, hatte anschließend ihr Medizinstudium und ihre Assistentenzeit mit den Schwerpunkten Kindermedizin und Infektionskrankheiten absolviert. Sie hatte nicht zurückkehren wollen – schließlich lebten dieser Mann und ihr Halbbruder Thomas immer noch hier –, aber das St. Vincent hatte ihr das sprichwörtliche Angebot gemacht, das sie nicht ausschlagen konnte.
    So kam es, daß sie sich immer noch, nach knapp über einem Jahr, an die Veränderungen in der Stadt gewöhnen mußte. Wer hätte zum Beispiel geglaubt, daß es ihnen gelingen würde, der Schäbigkeit und des Schmutzes Herr zu werden, von denen sie angenommen hatte, daß der Times Square für immer damit geschlagen sein würde?
    Dann die Taxifahrer. Was war mit ihnen geschehen? Sie waren schon immer aggressive, verwegene Fahrer gewesen – das mußte man sein, wenn man in dieser Stadt bestehen wollte –, aber diese neue Gattung zählte zur Kategorie der Irren.
    Schließlich erreichten sie den Bereich der Vierziger-Straßen.
    Fast am Ziel, dachte Alicia. Vielleicht ist es mir doch noch vergönnt, den nächsten Sonnenaufgang zu erleben.
    Doch als sie sich der Forty-eighth näherten, bemerkte sie, daß sich das Taxi immer noch auf der Mittelspur befand und weiter beschleunigte. Zuerst glaubte sie, daß sie ihre Abzweigung verfehlen würden, dann sah sie die Lücke: zwei Fahrspuren weiter rechts, hinter einem mit Graffiti bedeckten Lieferwagen und dicht vor einem Bus, der soeben Anstalten machte, sich wieder in den Verkehr einzufädeln.
    »Niemals!« schrie Alicia. »Sie haben doch nicht etwa vor …«
    Er tat es. Und er schaffte es – ganz knapp –, aber nicht ohne den Bus zu einer Vollbremsung zu zwingen und von dem Fahrer mit ohrenbetäubender Lautstärke angehupt zu werden.
    Der Fahrer jagte mit Vollgas durch das freie Stück der Forty-eighth, dann lenkte er abrupt an den Bordstein. Mit quietschenden Reifen kam das Taxi vor dem Gebäude zum Stehen, dessen Adresse Alicia genannt hatte, als sie unten in Greenwich Village auf dem Rücksitz Platz genommen hatte.
    »Sechs fünfundsiebzig«, sagte der Taxifahrer.
    Alicia saß, vor Wut schäumend, auf der Rückbank und wünschte sich, sie wäre kräftig genug, die Trennscheibe zu zertrümmern und den Kerl zu erwürgen. Sie war es leider nicht. Aber sie konnte es ihm heimzahlen – mit gleicher Münze.
    Langsam rutschte sie zur Tür auf der Bürgersteigseite, öffnete sie zögernd und stieg umständlich aus. Dann holte sie ihre Geldbörse hervor und begann ihr Kleingeld zu zählen – betont langsam. Sie bekam ungefähr zwei Dollar in Münzen zusammen. Davon zählte sie einen Dollar und fünfundsiebzig Cents ab.
    »Na los, Lady«, sagte der Fahrer, lehnte sich zur Beifahrerseite hinüber und blickte durch das Seitenfenster zu ihr hoch. »Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Alicia verriet durch keinerlei Reaktion, daß sie ihn gehört hatte, während sie fünf Ein-Dollar-Scheine aus ihrem Portemonnaie zupfte, einen … nach … dem … anderen. Schließlich, als sie genau sechs fünfundsiebzig in der Hand hatte, reichte sie den Betrag durchs Fenster.
    Und
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