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Heyne Galaxy 08

Heyne Galaxy 08

Titel: Heyne Galaxy 08
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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noch immer dieselbe, war genauso, wie er sie in Erinnerung hatte. Sie lagen in der Dunkelheit nebeneinander, und sie fragte: »Kannst du im Dunkeln sehen, Captain?«
    Er war überrascht, und als er darüber nachdachte, wiederum nicht so überrascht.
    »Natürlich nicht. Ebensowenig wie du. Wie kommst du auf diese Frage?«
    »Ich – habe das Gefühl, als starrt mich jemand an.«
    Er wälzte sich auf die Seite, so weit wie möglich weg von ihr, damit sie die plötzliche Spannung nicht bemerkte, die von ihm Besitz ergriff. Ich muß etwas dagegen unternehmen, dachte er.
    »Warum sagst du nichts, Liebling?« klang ihre ängstliche Stimme aus der Dunkelheit.
    »Willst du mich heiraten, Lyddy?« fragte er.
    Er konnte hören, wie sie scharf einatmete. »Frag mich doch morgen früh noch mal!« sagte sie müde. Er wußte, was sie jetzt denken würde: Männer, die lange keine Frau mehr gehabt hatten, taten zuweilen die seltsamsten Dinge. Morgen früh beim Aufwachen würde er sicherlich verschwunden sein.
    Doch er lag noch neben ihr, als der Morgen kam. Und zwei Wochen später waren sie verheiratet.
     
     
    2
     
    Lyddy war neugierig. Sie versuchte so viel wie möglich über ihren Ehemann herauszubekommen. Glücklicherweise herrschte auf den Äußeren Planeten die Lebensauffassung, daß die Vergangenheit eines Mannes seine eigene Angelegenheit war, und so vermochte er ihren Fragen zu entgehen, ohne sie wirklich anzulügen. Nicht, daß ihm das Lügen etwas ausgemacht hätte; es war einfach besser, so wenig Geschichten wie möglich zu erfinden, um später die Übersicht nicht zu verlieren.
    Aber es war in Ordnung, einen Mann über seine Gegenwart zu befragen. »Hast du irgend jemand, Len? Verwandte oder so etwas?«
    Er runzelte ein wenig die Stirn und dachte an den Jungen auf Fairhurst. »Nein«, sagte er. »Ich habe keine Verwandten. Ich habe niemanden.«
    Ihr Gesicht verdüsterte sich. »Es wäre schön gewesen, plötzlich eine richtige Familie zu haben.«
    »Oh, da bin ich nicht so sicher«, entgegnete er. »Es gibt Augenblicke, da ist es besser, wenn man keine Familie hat.«
    »Ja, ich nehme an, du hast recht. Wahrscheinlich würde ich ihnen nicht gefallen.«
    Daraufhin ertönte ein geisterhaftes Geräusch – eine Art Lachen oder Seufzen. Er hoffte, daß sie es nicht gehört hatte.
    Der Zhapik bestand darauf, Lyddys Hochzeit auszurichten, obwohl er selbst natürlich nur hinter seinem Schirm daran teilnehmen konnte. Viele Leute waren der Ansicht, daß der Alte die Gelegenheit für eine gute Publicity nur zu gern ergriffen hatte, doch Mattern hielt es für möglich, daß das Angebot des Zhapik auf einer echten Zuneigung basierte. Er stand den Außerirdischen näher als irgendein anderer Mann in diesem Raumsektor, jedem Raumsektor. Er stammte zwar von den Äußeren Planeten, doch er war weit herumgekommen und hatte seine Vorurteile abgelegt. Sein bester Freund war ein Nichtmensch.
    Zur Hochzeit wurde jeder Mensch in Erytheia eingeladen. Auch Matterns vier Mannschaftsmitglieder nahmen an der Feier teil. Drei von ihnen waren bereits im mittleren Alter und fuhren seit Jahren mit Mattern, doch seine neueste Errungenschaft war ein junger Mann, fast noch ein Junge. Raines war sein Name. Die ganze Zeit über starrte er Lyddy an, als hätte er noch nie eine schöne Frau gesehen. Da er von der Erde stammte, war das eigentlich ungewöhnlich. Mattern freute sich über diese Zustimmung zu seiner Wahl.
    »Nur vier Mann!« sagte Lyddy und sah enttäuscht aus. »Du mußt aber ein ziemlich kleines Schiff haben.«
    Mattern lächelte. »Nicht zu klein.«
    Es war ihr anzusehen, daß sie ihm nicht glaubte.
    Lyddy schien ihre Heirat kaum zu genießen. Während der Zeremonie und des anschließenden Empfangs blickte sie ständig über die Schultern und wurde immer unruhiger. Schließlich mußte Mattern sie fragen, was eigentlich los war, obwohl er auf die Antwort gern verzichtet hätte.
    »Weißt du, Schatz«, flüsterte sie, »ich habe das seltsame Gefühl, als ob hier noch jemand wäre, jemand, der nicht dazugehört. Ich habe ihn noch nie richtig gesehen; er scheint wie ein Schemen vorbeizugleiten, aber ich glaube, daß er nicht einmal ein Mensch ist.«
    »Sag doch nicht so etwas«, erwiderte er beinahe heftig. »Du weißt ganz genau, daß es kein Außerirdischer wagen würde, in eine Menschenparty einzudringen.«
    »Sicher.« Doch sie blickte erneut über die Schulter.
    Der Zhapik lud sie ein, sich beliebig lange als seine Gäste zu betrachten.
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