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Eiskaltes Feuer

Eiskaltes Feuer

Titel: Eiskaltes Feuer
Autoren: ABBY GREEN
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hatte. Und ich war nicht für sie da, dachte Alicia schuldbewusst. Vielleicht wäre der Unfall dann nie passiert …
    Wenn sie doch nur öfter angerufen hätte! Sie hatte zwar gewusst, dass Melanie sich mit jemandem aus der Firma traf, aber Melanies E-Mails hatten wie verschlüsselte Botschaften geklungen. So sehr war ihre Schwester darauf bedacht gewesen, den Mann zu schützen, der ihr Herz gestohlen hatte … und ihre Unschuld.
    Alicia hatte im Internet recherchiert, um so viel wie möglich über diesen Mann in Erfahrung zu bringen. Büroaffären waren, wie sie herausgefunden hatte, innerhalb der Firma D’Aquanni ein Kündigungsgrund, was Melanies Geheimniskrämerei erklärte. Umso schlimmer, dass der oberste Firmenchef selbst ein so übler Heuchler war!
    Hinter ihr wurde eine Autotür zugeschlagen. Energisch fasste sie ihre Lockenmähne zu einem straffen Knoten zusammen, den sie mit einem Gummiband befestigte. Dann setzte sie eine Baseballkappe auf und stieg aus. Die Spätsommernacht barg bereits einen Hauch von Kälte. Fröstelnd reckte sie ihre steifen Glieder und zog ein weites, dunkles Sweatshirt über. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass ihr Handy stumm geschaltet war, setzte sie ihren kleinen Rucksack auf und trat entschlossen auf die beiden Männer zu, die aus dem zweiten Wagen gestiegen waren.
    Dante D’Aquanni sprang mit einem Satz aus dem Wagen und lief die steinernen Stufen zur Haustür hinauf, wo er von seiner Haushälterin begrüßt wurde. Nachdem er ein paar Worte mit ihr gewechselt hatte, betrat er erleichtert die weitläufige, palastartige Villa. Dies war sein Zuhause, der schönste Platz auf der ganzen Welt.
    Nur zu gern hätte Alessandra hier die Nacht mit ihm verbracht. Doch als sie ihm beim Abschied Dinge ins Ohr geflüstert hatte, die sie für erotische Verheißungen hielt, war ihm auch der letzte Rest von Lust vergangen.
    Er setzte sich mit einem Drink auf die Terrasse. Der Blick auf den stillen dunklen See war Balsam für seine Seele. Alessandra Macchi war unbestreitbar eine der schönsten Frauen Italiens. Sie hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass sie Dante begehrte. Oder eher – seine Miene verhärtete sich – sein Vermögen. Gleich nach seiner Ankunft am Comer See, als er mit ein paar Freunden in Ruhe ein Bier trinken wollte, war sie überraschend aufgetaucht. Hatte behauptet, hier ihren Urlaub zu verbringen, und ihm so hartnäckig nachgestellt, dass er schließlich mit ihr ausgegangen war. Und dann war er tatsächlich schwach geworden und hatte sich von ihr verführen lassen. Müde rieb er sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    Was war nur mit ihm los? Alessandra war genau der Typ Frau, den er bevorzugte. Schön, elegant, erfahren. Und nicht auf eine feste Bindung aus, jedenfalls behauptete sie das. Warum also war das Zusammensein mit ihr so gar nicht aufregend gewesen, so mechanisch und unbefriedigend? Natürlich hatte es ihr nicht gefallen, als er sie einfach stehen ließ, aber wenn es darauf ankam, konnte er knallhart sein. Er kannte Frauen wie sie. Sie würde es überleben.
    Er beglückwünschte sich zu seiner Flucht, leerte seinen Drink und schlenderte zurück ins Haus, als ihm aufgeregtes Stimmengewirr entgegenklang. Offenbar versuchte seine Haushälterin, irgendwelche Eindringlinge fernzuhalten.
    Dante hielt alarmiert inne, jeder Muskel seines Körpers zitterte vor Anspannung. Er fühlte sich zurückversetzt in sein raues Leben in den Straßen von Neapel, als an jeder Ecke Gefahren lauerten. Was verrückt war, denn diese Zeit war nur noch eine blasse Erinnerung an eine andere Welt, ein anderes Leben. Eines, vor dem er jetzt sicher war.
    Alicia bemühte sich, die Situation unter Kontrolle zu halten. Aber der Zeitungsreporter und der Fotograf, die sie mitgebracht hatte, gingen zu ihrem Entsetzen äußerst aggressiv vor. Die arme Haushälterin, die versuchte, ihnen die Tür vor der Nase zuzustoßen, sah völlig verschreckt aus. Leider reichten Alicias Italienischkenntnisse nicht aus, um sie zu beruhigen und ihr zu erklären, dass sie lediglich Dante D’Aquanni sprechen wollte. Jeden Moment würden seine Sicherheitsleute auftauchen und sie alle hinauswerfen.
    Es war ihnen gelungen, durch das Loch in der Mauer zu schlüpfen, das Alicia zuvor ausgekundschaftet hatte. Danach mussten sie sich nur noch durch dichtes Dornengestrüpp einen Weg zum Haus bahnen. Doch Alicia war klar, dass das Anwesen überwacht wurde. Der Fotograf griff über sie hinweg und streifte ihr dabei
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