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Eiskaltes Feuer

Eiskaltes Feuer

Titel: Eiskaltes Feuer
Autoren: ABBY GREEN
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hatte, herauszufinden, in welchem seiner zahlreichen Domizile er seinen Urlaub verbrachte.
    Die Straße, die dicht am See entlangführte, war eine traumhaft schöne Route, doch Alicia hatte keine Augen für die malerische Kulisse. Auch nicht für den Mond, der silberhell am dunklen Nachthimmel aufstieg. Alles, was sie sah, waren die Rücklichter des Wagens vor ihr.
    Sie wusste, dass sein Grundstück direkt an den Comer See grenzte. Und dass er mit Vorliebe in der Abenddämmerung auf seiner gemütlichen Terrasse saß und zusah, wie ringsum die Lichter angingen und sich funkelnd in der glatten Wasseroberfläche spiegelten. Zumindest wenn man dem schwärmerischen Zeitungsartikel glauben durfte, der über ihn erschienen war. Was für eine Idylle, dachte sie grimmig. Ein Mann, der sich mit einem Fingerschnippen jeden Wunsch erfüllen kann. Alicia wusste, dass die exklusiven Villen am Comer See niemals öffentlich zum Verkauf standen, nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda den Besitzer wechselten und zu schwindelerregenden Preisen gehandelt wurden.
    Doch was konnte man von einem Multimillionär, der eines der größten und erfolgreichsten Bauunternehmen der Welt besaß, auch anderes erwarten? Ihre Finger krampften sich um das Lenkrad. Er machte sich bestimmt nie selbst die Hände schmutzig …
    Die Rücklichter waren plötzlich verschwunden, und Alicia sah die hohe Mauer vor sich, die sein Anwesen umgab. Melanie zuliebe musste sie sich jetzt zusammenreißen. Vor einer Woche hatte ihre Schwester mühsam einige Worte von sich gegeben. Die Anstrengung hatte genügt, um sie gleich wieder bewusstlos werden zu lassen.
    Aber Alicia wusste seitdem endlich alles, was sie wissen musste.
    Geschickt lenkte sie den Wagen an eine unauffällige Stelle am Straßenrand, halb verborgen von den überhängenden Zweigen eines Baumes, und wartete darauf, dass das andere Auto hinter ihr einscherte. Sie hatte noch nichts von Melanies Schwangerschaft geahnt, als sie gleich nach ihrer Rückkehr aus Afrika ins Krankenhaus gefahren war, alarmiert von den Meldungen auf ihrem Handy und auf dem Anrufbeantworter in ihrer und Melanies gemeinsamer Wohnung. Das Krankenhaus hatte einen Tag gebraucht, um Melanies Identität festzustellen und Alicia zu benachrichtigen.
    Seitdem hatte sie alles um sich herum wie durch einen Nebel wahrgenommen. Unablässig kreisten ihre Gedanken um die verzweifelten Worte ihrer fiebernden Schwester, die sie letztendlich hierhergeführt hatten.
    Melanie hatte nach ihrer Hand gegriffen und mühsam zu sprechen versucht. Es hatte Alicia das Herz gebrochen, sie in diesem Zustand zu sehen. „Melanie, Liebes, sag nichts. Du musst dich schonen!“
    Doch Melanie hatte den Kopf geschüttelt. „Ich will es dir aber sagen. Ich muss zu Dante D’Aquanni … muss ihn sprechen! Er ist …“
    „Was denn, Melanie?“ Alicia war sofort hellhörig geworden. „Ist er der Mann, von dem du mir erzählt hast? Hat er dir das angetan?“
    Während ihres Arbeitsaufenthaltes in einer abgelegenen Region in Afrika hatte sie immer nur kurz und in sehr unregelmäßigen Abständen mit Melanie sprechen können. Und das über eine Telefonverbindung, bei der die Hälfte der Worte im Rauschen unterging.
    Melanie war erschöpft und mit keuchendem Atem in die Kissen zurückgesunken. „Ich war auf dem Weg zu ihm. Ich wollte ihm sagen, dass ich die Firma verlasse, dass ich alles tue, was er verlangt, wenn er nur … und dann kam plötzlich dieser Laster auf mich zu …“ Bei der Erinnerung schloss sie kurz die Augen, wurde noch blasser, als sie ohnehin schon war, und umklammerte verzweifelt Alicias Hand.
    „Du musst ihn finden, Lissy, bitte …“ Schockiert hatte Alicia in das tränennasse Gesicht ihrer Schwester geblickt.
    „Ach, Lissy“, hatte Melanie noch geflüstert, „ich liebe ihn so, und er hat ihn weggeschickt. Ich brauche ihn doch!“
    Alicia blickte gedankenverloren in die Dunkelheit der Nacht hinaus. Ihre Schwester hatte so hohes Fieber gehabt, dass sie kaum in der Lage gewesen war, klare Sätze zu formulieren. Sie hatte wohl gemeint, dass D’Aquanni sie weggeschickt hatte. Die Fakten sprachen für sich, und es fiel Alicia nicht schwer, sich die ganze Geschichte zusammenzureimen.
    Ihre Schwester hatte offenbar eine Affäre mit Dante D’Aquanni gehabt, dem Inhaber der Unternehmens, bei dem sie angestellt war, und er hatte sie sitzen gelassen. Melanie war auf dem Weg zu ihm verunglückt, weil sie vor lauter Verzweiflung nicht auf den Verkehr geachtet
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