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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten
Autoren: Kay Hooper
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unwissentlich an dem beteiligt gewesen zu sein, was mit Cassie passiert war, und das sah man ihm an. »Abby möchte sie besuchen. Ich habe ihr gesagt, dass es morgen vermutlich besser wäre.«
    »Ja.«
    »Sie lässt dir ausrichten, du solltest dir keine Sorgen um Max machen, dem geht es gut bei uns.«
    Ben nickte. »Danke.«
    »Ich habe Mary angeboten, sie heute nach Hause zu fahren, aber Rhodes hat sich freiwillig gemeldet.«
    Trotz allem verspürte Ben wehmütige Erheiterung. »Bilde ich mir das nur ein, oder haben die beiden nur einen Blick aufeinander geworfen, und es war um sie geschehen?«
    »Keine Einbildung.« Matt lächelte. »Rhodes scheint völlig hin und weg zu sein, und Mary erzählt allen, dass Alexandra Melton ihr schon vor Langem prophezeit hätte, sie würde sich dank ihres Sohnes in einen großen, dunkelhaarigen Mann verlieben und ihn heiraten.«
    »Dank meiner. Na gut, ich habe ihn aus Raleigh einfliegen lassen.« Ben schaute zurück zu Cassie. »Ich bin froh, dass wenigstens für jemanden etwas Gutes dabei herausgekommen ist.«
    »Sie wird sich erholen, Ben.«
    »Ich weiß. Ich weiß, dass sie das wird.« Er musste es immer wieder aussprechen. Er musste daran glauben.
    Matt wollte sich abwenden, zögerte aber dann. »Vermutlich ist es dir im Moment scheißegal, aber Shaw redet endlich. Und wir wissen nun auch, woher diese Münzen stammten.«
    »Woher?«, fragte Ben, obwohl es ihm in der Tat scheißegal war.
    »Von Vasek. Zu seiner sadistischen Fantasie gehörte auch das Bedürfnis, bei seinen Opfern ein Zeichen seiner Zuneigung zuhinterlassen. Er wusste, dass seine übliche Papierrose ihn an Cassie verraten würde, daher kam er auf die Münzen. Sie stammten aus der Sammlung seines Vaters, lagen zwanzig Jahre lang in einem Banksafe. Nachweisbar. Das ist die erste handfeste Verbindung zwischen Shaw und Vasek.«
    »Gut«, sagte Ben.
    »Und wir haben noch etwas herausgefunden. Über diese Kätzchen, die Cassie in Lucy Shaws Gedanken sah. Anscheinend besaß Lucy eine Katze, die sie sehr liebte, und war begeistert, als sie Junge bekam. Eines Tages kam Lucy vom Einkaufen zurück und fand Mike mitten auf dem Wohnzimmerboden sitzen. Er zerstückelte die Kätzchen mit seinem Pfadfindermesser. Da war er acht Jahre alt.«
    »Du liebe Güte.«
    »Ja. Russell kam nach Hause und überraschte Lucy dabei, wie sie versuchte … alle Stücke aufzuheben. Und das versucht sie immer noch.«
    Ben blickte auf Cassies Gesicht und spürte einen inneren Schmerz. Monster. Großer Gott, wie viele solcher entsetzlicher Geschichten waren in ihrem Gedächtnis gespeichert? Und war es nicht unglaublich, dass sie trotzdem fähig gewesen war, in sein Büro zu kommen und freiwillig ihre Hilfe anzubieten, um zu verhindern, dass ein weiteres dieser Monster Bens Stadt terrorisierte?
    »Ben? Kann ich dir irgendwas holen?«
    »Nein. Nein, vielen Dank, Matt.«
    »Na gut. Dann bis morgen.«
    »Ja.« Ben saß ein paar Minuten in der Stille des Raumes, stand dann auf und schloss die Tür. Er kehrte zu Cassies Bett und seinem Stuhl zurück.
    Lange Zeit dachte er an Monster, die resolut in einen sanften und müden Verstand eingeladen wurden, wieder und wieder, trotz der Angst. Und dann dachte er an die Mauer, die ein Mann um sich errichtet, als eine Art Schutz vor einer Vergangenheit, die schwierig gewesen war, aber ohne wirkliche Monster. Mauern, die den Schmerz der Erinnerung fernhielten, aber genauso den heilenden Geist der Frau, die er liebte.
    Dann nahm er Cassies kühle Hand in seine, beugte seinen Kopf darüber und begann, seine Mauern niederzureißen.

Epilog
12. März 1999
    »Ich hätte es erkennen sollen«, sagte Cassie und schüttelte den Kopf. »Es hat mich unruhig gemacht, dass der Mörder zwischen Heiß und Kalt schwankte, seine Methoden veränderte und die Art, in der er seine Opfer hinterließ. Ich hätte mich daran erinnern sollen, dass das Vaseks Vorgehensweise war.«
    Vom Fuß ihres Bettes sagte Matt: »Dreitausend Meilen entfernt und mit so vielen Monaten Abstand? Außerdem, wenn er Ben die Wahrheit erzählt hat, dann hat der Drecksack mit allen Mitteln dafür gesorgt, Sie nicht darauf kommen zu lassen, dass er es war.«
    »Mit anderen Worten«, sagte Ben, »du bist und warst nicht schuld an Conrad Vaseks Verbrechen.« Lass los, fügte er lautlos hinzu, und als sie ihren Kopf drehte, um Ben anzulächeln, spürte er die Wärme wie eine körperliche Berührung und nahm in seinem Geist das helle Schimmern ihrer Erheiterung
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