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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten
Autoren: Kay Hooper
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»die sich an verwesendem Fleisch mästen. An einer verwesenden Seele …«
    »Cassie, zieh dich zurück. Sofort. Hörst du mich?«
    Nach einigen Augenblicken sagte sie: »Ja. In Ordnung.« Sie zitterte jetzt sichtbar, und er wusste, wenn er sie berührte, würde ihre Haut eiskalt sein.
    »Was siehst du? Was sieht er?«
    »Die Straße. Keine Briefkästen mehr. Er wird angespannt. Er ist fast an seinem geheimen Ort angekommen.«
    »Sieh hin, Cassie. Mach weiter.«
    Mehrere Minuten vergingen, dann runzelte sich ihre Stirn.
    »Cassie?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Logan trat rasch beiseite und sprach leise mit seinem Partner. »Schon Glück mit Andover gehabt, Paul?«
    »Es gibt fünf Variationen des Straßennamens Andover innerhalb von zweihundert Meilen. Bob, wir können sie nicht alle erreichen, ganz zu schweigen davon, sie wirkungsvoll abzudecken. Sie muss uns was anderes geben.«
    »Ich weiß nicht, ob sie das kann.«
    »Sie muss es versuchen.«
    Logan kehrte zu Cassie zurück. »Was siehst du, Cassie? Sprich mit mir.«
    In einem jetzt fast träumerischen Ton sagte sie: »Da ist ein See. Ich hab die Scheinwerfer auf dem Wasser schimmern sehen. Er ist … sein geheimer Ort ist in der Nähe eines Sees. Er denkt, er wird die Leiche da reinwerfen, wenn er fertig ist. Vielleicht.«
    Logan sah rasch zu seinem Partner, aber Paul sprach bereits ins Handy.
    »Was noch, Cassie? Was kannst du mir noch sagen?«
    »Es wird schwieriger.« Ihre Stimme wurde unsicher, schwankte erneut. »Schwieriger, in seinem Kopf zu bleiben. Ich bin so müde.«
    »Ich weiß, Cassie. Aber du musst es weiter versuchen. Du musst uns bei ihm halten.«
    Wie immer reagierte sie auf seine Stimme und seine Beharrlichkeit, schöpfte ihre jämmerlich dürftigen Kraftreserven aus, um einen Kontakt zu halten, der sie abstieß und verängstigte. »Ich höre sie. Das kleine Mädchen. Sie weint. Sie hat so viel Angst.«
    »Hör nicht auf sie, Cassie. Nur auf ihn.«
    »In Ordnung.« Sie hielt inne. »Er biegt ab. Jetzt ist es eine gewundene Straße. Ein Feldweg. Manchmal kann ich den See zwischen den Bäumen sehen.«
    »Siehst du ein Haus?«
    »Wir kommen an … Einfahrten vorbei, glaube ich. Überall sind Häuser. Häuser an dem See.«
    Logan trat beiseite, als Paul ihm ein Zeichen gab. »Was ist?«
    »Es gibt nur eine Andover Street in der Nähe eines Sees. Am Lake Temple. Der liegt nur etwa fünfzehn Meilen entfernt, Bob.«
    »Kein Wunder, dass sie ihn so gut empfängt«, murmelte Logan. »Sie war noch nie so tief drinnen, nicht in diesem Dreckskerl. Die Teams sind unterwegs?«
    »Ich hab sie alle losgeschickt. Und wir arbeiten eine Liste aller Hausbesitzer am See ab. Mir wurde gesagt, es wäre eine Gegend, in der die Leute ihren Häusern Namen geben, Namensschilder aufstellen und so. Wenn wir echtes Glück haben …«
    »Halt mich auf dem Laufenden«, sagte Logan und kehrte zu Cassie zurück.
    »Lake Temple«, sagte sie, wieder verträumt. »Der Name gefällt ihm. Er findet ihn passend.«
    »Hör nicht auf das, was er denkt, Cassie. Beobachte nur. Sag mir, was er macht, wohin er fährt.«
    Das fünfminütige Schweigen schien ewig zu dauern, dann sprach sie plötzlich wieder.
    »Wir biegen ab. In eine Einfahrt, glaube ich.«
    »Siehst du irgendwelche Briefkästen?«
    »Nein. Nein. Tut mir leid.«
    »Mach weiter.«
    »Die Einfahrt ist steil. Lang. Windet sich zum See hinunter. Ich sehe … ich glaube, da vorne ist ein Haus. Manchmal wird es von den Scheinwerfern gestreift …«
    »Beobachte weiter, Cassie. Wenn du das Haus siehst, halt nach einem Schild Ausschau. Das Haus hat einen Namen.«
    »Da … da ist das Haus.« Sie sprach schneller. »Neben der Tür ist ein Schild. Da steht … ›Rentenfonds‹.«
    Logan blinzelte und schaute dann zu Paul, der nur das Wort »typisch« mit den Lippen andeutete.
    Logan wandte sich wieder Cassie zu. »Sprich mit mir, Cassie. Hält er das Auto an? Will er in dieses Haus?«
    Cassie erwiderte: »Warte … wir fahren daran vorbei. Oh. Oh, verstehe. Da ist … ein Bootshaus. Ich glaube, es ist ein Bootshaus. Ich sehe …«
    »Was, Cassie? Was siehst du?«
    »Es hat … eine Wetterfahne oben drauf. Auf dem Dach. Ich kann sehen, wie sie sich in der Brise bewegt. Ich kann sie … knarren hören.«
    »Hören? Cassie, hat er das Auto angehalten?«
    Sie schien verwirrt. »Oh. Oh ja, hat er. Die Scheinwerfer sind aus. Ich kann die Umrisse des Bootshauses sehen … die dunkle Form. Aber … er kennt sich aus. Er … er holt sie vom
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