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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten
Autoren: Kay Hooper
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einem Polizeibeamten in L.A. sprechen.«
     
    Sie geht wie eine Hure.
    Diese kurzen Röcke machen es noch schlimmer, wenn sie beim Gehen mit dem Arsch wackelt.
    Widerlich.
    Und schau sie dir an – wie sie mit ihm flirtet. Wirft die Haare zurück und klimpert mit den Wimpern.
    Hure.
    Du Hure, ich dachte, du wärst anders!
    Bloß noch so eine Zwanzig-Dollar-Hure. Und nicht mal das ist sie wert.
    Nicht mal das.
     
    Matt Dunbar stammte von einer langen Linie von Gesetzesvertretern ab, die bis zu einem Texas Ranger zurückreichte, der um 1840 herum den Westen durchstreift hatte, und Matt war stolz auf dieses Erbe. Er war auch stolz darauf, wie er in seiner frisch gebügelten Sheriffuniform aussah. Mit fast religiösem Eifer strampelte er sich an sechs Tagen der Woche in seinem Kellerfitnessraum ab, damit ihm ja keine Speckrollen über den Gürtel hingen.
    Keinesfalls würde er zu einer dieser üblichen Karikaturen eines fetten, trägen Südstaatensheriffs werden. Er hatte sich bemüht, seinen Akzent loszuwerden, obwohl das Ergebnis, wie er zugeben musste, nicht ganz seinen Erwartungen entsprach. Eine Geliebte hatte ihm mal gesagt, er würde so schleppend sprechen, dass man dabei unweigerlich an eine faule Katze denken müsse, die sich in der Sonne rekelt.
    Das war ein Vergleich, der ihm gefiel.
    Also sprach er vielleicht tatsächlich ein wenig schleppend, als er Becky Smith anwies, beim nächsten Mal besser nicht direkt vor dem Feuerhydranten zu parken, auch wenn sie nur schnell in den Drugstore laufen wolle.
    Vielleicht nicht gerade das, was man als strenge, offizielle Verwarnung betrachten konnte.
    »Oh, das tut mir leid, Sheriff.« Sie schenkte ihm ein breites Lächeln und schob ihr schimmerndes braunes Haar mit einer Geste über die Schulter zurück, die fast ein wenig kokett war. »Aber ich war nur zwei Minuten fort, das schwöre ich. Ich fahr das Auto sofort weg.«
    Er wollte ihr gerade sagen, dass sie sich nicht so zu beeilen bräuchte, doch dann sah er Ryans Jeep hinter seinem Streifenwagen anhalten, daher verabschiedete er sich von Becky mit einem höflichen Tippen an die Mütze und ging hinüber zu seinem Freund aus Kindertagen und gelegentlichen Pokerkumpan, der allerdings manchmal auch eine Nervensäge sein konnte.
    Heute schien eher Letzteres zuzutreffen.
    »Matt, wann hast du mit Cassie Neill gesprochen?«, fragte Ben, während er aus dem Jeep stieg.
    Der Sheriff lehnte sich an die vordere Stoßstange des Jeeps und verschränkte die Arme über der Brust. »Sie kam Ende letzter Woche aufs Revier. Donnerstag, glaube ich. Heißt das, sie ist mit dieser wilden Geschichte zu dir gerannt?«
    »Bist du dir so sicher, dass es eine wilde Geschichte ist?«
    »Ach, um Himmels willen, Ben …«
    »Hör zu, ich hab auch daran gezweifelt. Aber hast du dir die Mühe gemacht, die Frau zu überprüfen? Ich hab’s jedenfalls getan.«
    »Und?«
    »Und der Detective von der LAPD, mit dem ich gesprochen habe, sagt, dank Cassie Neill säße ein halbes Dutzend Mehrfachmörder heute hinter Gittern. Und das nur in seinem Zuständigkeitsbereich.«
    Matts Augen wurden schmal. »Wieso habe ich dann noch nie von ihr gehört?«
    Ben schüttelte den Kopf. »Darüber stand kaum was in der Presse, und schon gar nicht in der überregionalen. Anscheinend wollte sie es so – was meiner Meinung nach für sie spricht. Der Detective erzählte mir, seine Vorgesetzten seien sehr erfreut gewesen, dass sie darauf bestand, das Dezernat solle die Lorbeeren einstreichen und sie da rauslassen. Natürlich waren sie nicht sehr begierig darauf, zugeben zu müssen, dass sie die menschliche Version einer Kristallkugel benutzt hatten, um die bösen Buben aufzuspüren.«
    Matt gab einen Grunzlaut von sich und betrachtete abwesend die friedliche Szenerie der Innenstadt von Ryans Bluff an einem milden Dienstagnachmittag. »Ich hab für diesen übersinnlichen Schwachsinn einfach nichts übrig, Ben. Und du auch nicht, wie ich bisher dachte.«
    »Ich bin mir nach wie vor nicht sicher. Aber ich glaube, wir sollten dem, was die Lady sagt, besser unsere Aufmerksamkeit schenken.«
    »Nur für alle Fälle?«
    »Genau.«
    Nach kurzem Zögern zuckte Matt die Schultern. »Na gut. Sag mir, was ich wegen der sogenannten Warnung dieser Dame unternehmen soll. Sie behauptet, jemand würde sterben. Dass dieser Jemand eine Frau sei – nur wisse sie nicht, wer. Sie wisse bloß, dass die Frau möglicherweise dunkelhaarig sei, möglicherweise zwischen zwanzig und
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