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Eisige Schatten

Eisige Schatten

Titel: Eisige Schatten
Autoren: Kay Hooper
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parkte. Er knipste die Taschenlampe an, die er mitgebracht hatte, um seinen Weg an der Scheune vorbei und durch ein ausgefranstes Loch im alten Zaun in den Wald dahinter zu finden.
    Es war still. Zu still.
    Er ging nicht weit in den Wald hinein, bevor er stehen blieb und die Taschenlampe in einem langsamen Bogen herumschwenkte. Der Wald bestand aus Hartholzbäumen, noch ohne Laub im Februar, und Unterholz gab es kaum, sodass er recht gut sehen konnte.
    Er hatte nicht so richtig geglaubt, dass die Leiche hier sein würde.
    Als das Licht auf sie fiel, hörte Ben sein eigenes scharfes Einatmen.
    Genau, wie Cassie es beschrieben hatte, saß das Opfer mit dem Rücken an einen Baum gelehnt, in Richtung der Scheune, leicht zu finden. Ihre Augen waren geöffnet, ihr Kopf ein wenig zur Seite geneigt, und ihre Lippen standen leicht auf, als hätte sie sich beim Sprechen unterbrochen, um höflich einem Begleiter zuzuhören. Ihre Hände lagen gefaltet im Schoß, die Handflächen nach oben. Sie war vollkommen bekleidet.
    Ben kannte sie. Becky Smith, ein kaum zwanzig Jahre altes Mädchen, das in der Stadt im Drugstore arbeitete – gearbeitet hatte –, während es das örtliche College besuchte. Sie hatte Lehrerin werden wollen.
    Ihre Kehle war von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt.
     
    »Verdammt noch mal, Ben, du weißt es doch besser!« Der Sheriff war wütend und ließ es sich anmerken.
    »Als hättest du nicht genau dasselbe getan.« Ben schüttelte den Kopf. »So überzeugend sie auch klang, Matt, ich konnte nicht so richtig glauben, dass ich irgendwas finden würde. Also, ja, ich habe mich der Leiche bis auf ungefähr vier Meter genähert. Mir war nicht klar, dass es sich um einen Tatort handelt, bis es zu spät war. Aber ich habe sie nicht berührt oder irgendwas verändert.«
    »Warum zum Teufel hast du mich nicht angerufen, bevor du hier rausgefahren bist?«
    Ben schaute am Sheriff vorbei zur Rückseite der Scheune, wo die meisten der Deputys, die Matt mitgebracht hatte, sorgfältig den Boden absuchten. Die Sonne war mittlerweile aufgegangen, und Beckys Leiche war abtransportiert worden.
    Den Anblick, wie ihre Leiche in den schwarzen Sack gelegt wurde, würde er nicht so bald vergessen.
    »Ben?«
    »Das haben wir doch schon durchgekaut, Matt. Ich wollte nicht wie ein Vollidiot dastehen, wenn ich dich hier rausbrächte und es nichts zu finden gäbe.«
    »Also bist du allein hergekommen. Unbewaffnet. Und wenn der Schweinehund noch nicht mit seiner Arbeit fertig gewesen wäre, Ben? Himmel, sie war ja kaum kalt.«
    »Ich wünschte, ich hätte ihn hier gefunden. Ich bin kein zwanzigjähriges Mädchen.«
    »Und er hätte eine Waffe haben können. Hast du daran gedacht? Hast du überhaupt gedacht?«
    Normalerweise hätte Ben es nicht zugelassen, von seinem Freund so abgekanzelt zu werden, und auch noch laut, an einem ziemlich öffentlichen Ort, doch er kannte Matt gut genug, um zu erkennen, dass der Sheriff stark erschüttert war.
    Vor dem heutigen Tag war der letzte Mord in Salem County vor zehn Jahren geschehen, als Thomas Byrd früh von der Arbeit heimgekommen war und einen anderen Mann dabei erwischt hatte, sein Bett zu wärmen. Ganz zu schweigen von Mrs Byrd. Das war ein durchaus verständliches Verbrechen aus Leidenschaft gewesen.
    Dieses Verbrechen hier war alles andere als verständlich.
    »Matt, können wir mein rücksichtloses Vorgehen bitte hinter uns lassen und weitermachen?«
    Matt presste die Lippen zusammen, nickte aber.
    »Okay. Also, da wir von den guten Bürgern von Salem County gewählt wurden, um Verbrecher zu fassen, und da ich von ihnen zum Staatsanwalt gewählt wurde, würde ich sagen, wir haben Arbeit vor uns.«
    »Ja.« Matt drehte den Kopf zu den Aktivitäten hinter der Scheune und machte ein finsteres Gesicht. »Und als Erstes will ich mit Cassie Neill reden.«
    Ben zögerte und sagte dann: »Du und deine Leute müssen hier noch fertig werden. Was hältst du davon, wenn ich Miss Neill abhole und sie aufs Revier bringe? Ich bin sehr daran interessiert, was sie zu sagen hat.«
    Matt wandte Ben sein finsteres Gesicht zu. »Es ist nicht deine Aufgabe, bei Verbrechen zu ermitteln. Deine Aufgabe beginnt, wenn ich den Dreckskerl erwischt habe.«
    »Meine Aufgabe wird mir viel leichter gemacht, wenn ich von Anfang an dabei bin, und das weißt du.«
    »Vielleicht. Und vielleicht ist bei diesem Fall deine Beteiligung keine so gute Idee. Du bist nicht völlig unparteiisch, oder?«
    »Was zum Kuckuck soll das
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