Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Skandalbett

Das Skandalbett

Titel: Das Skandalbett
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
G. BLANDON

    Bernt auf Reisen

    U nter den Augenlidern saßen tausend kleine Teufelchen und pieksten, und der Mund war wie zugeklebt. Jedenfalls fühlte Bernt sich so, als er wach wurde. Er machte mit großer Anstrengung die Augen auf und versuchte, zur Seite zu blicken. Die kleine Drehung des Kopfes aber, die nötig war, damit er überhaupt etwas sehen konnte, genügte, um eine derart starke Welle von Schmerz durch die Stirn zu schicken, daß er laut aufstöhnte und wieder die Augen schloß. Es dauerte eine Ewigkeit, bis der Schmerz sich einigermaßen legte, und da unternahm Bernt einen neuen Versuch, um festzustellen, wo er sich befand. Aber diesmal begnügte er sich damit, die Augen aufzuschlagen. Er starrte direkt auf einen großen grauen Aktenschrank. Die eine Hälfte des Schrankes wurde von Sonnenstrahlen erleuchtet, die vermutlich von irgendwo hinter Bernt kamen, und er konnte sehen, wie sich neben dem Schrank die Umrisse einer Tür abzeichneten.
    Wo zum Teufel befand er sich eigentlich?
    Vorsichtig, vorsichtig - durch die Erfahrung von vorhin gewitzt - wandte er den Kopf und starrte an die Decke, während er darüber nachzudenken versuchte, was gestern abend geschehen war. Langsam kamen einige Erinnerungen wieder: Ihm kamen Einzelheiten eines gestrigen Saufgelages bei einer Künstlerin in den Sinn. Anschließend hatte sein Kollege Erik ihn in eine Konditorei geschleppt; dort hatte er ein großes Glas kalter Milch bekommen, das er gierig getrunken hatte, als wäre er ein halbverhungertes Kalb. Anschließend waren sie beide mit einem Taxi weitergefahren. Aber wohin? Ohne den Kopf zu bewegen versuchte Bernt, andere Teile seiner Umgebung zu erfassen. Da entdeckte er, daß er in einem kleinen, dunklen Büroraum lag und daß jemand ein paar alte Zeitungen vors Fenster geklebt hatte. Bernt versuchte den Körper zu bewegen, und als er unter sich ein leises Knarren hörte, kam ihm blitzschnell die Erkenntnis: er lag in einem der alten Redaktionsräume auf einer Couch.
    Erik hatte ihn also zur Zeitung mitgenommen, damit er dort seinen Rausch ausschlafen konnte, solange es in der Redaktion einigermaßen ruhig war. Bernt zog das Jackett herunter, das ihm jemand ausgezogen und als Decke über ihn gelegt hatte. Er hob den Arm und drehte ihn ein paarmal hin und her, um zu sehen, wie spät es war. Zehn Uhr! Mein Gott, da mußte die Arbeit in der Redaktion ja schon längst wieder in vollem Gang sein! Gestern erst hatte man ihn eingestellt, und jetzt das! Bernt vergaß plötzlich, wie miserabel es ihm ging, warf die Beine über die Couchkante und richtete sich auf. Die Folge war das Gefühl, jemand hätte ihm mit einer Keule eins über den Schädel geschlagen, und er sank in sich zusammen, die Stirn in die Hände gestützt. Übelkeit stieg in ihm hoch, und er mußte sich heftig übergeben.
    Das mußte draußen zu hören gewesen sein, denn im selben Augenblick machte jemand die Tür auf und trampelte mit eisenbeschlagenen Schuhsohlen herein. So erschien es Bernt jedenfalls, und er versuchte, sich die Ohren zuzuhalten, während er gleichzeitig den Blick hob und mit tränenden Augen sah, wer da ins Zimmer gekommen war. Es war Erik, und als Bernt das merkte, fühlte er sich noch elender und übergab sich sofort wieder.
    »Wie geht’s dir?« fragte Erik mit der totalen Verständnislosigkeit dessen, der sich wieder erholt hat.
    »Uuuuuh«, erwiderte Bernt.
    Erik ging zu ihm und faßte Bernt unter beide Arme. Mit einem kräftigen Ruck brachte er ihn auf die Füße und schleifte ihn dann mit sich in den Waschraum. Dort drehte Erik den Kaltwasserhahn voll auf, packte Bernts Nacken fest mit der Faust und drückte seinen Kopf unter den eiskalten Wasserstrahl. In den ersten zwei Zehntelsekunden fand Bernt diese Behandlung schön, aber dann fing er an zu kämpfen, um sich zu befreien. Erik hielt ihn aber weiter in seinem eisernen Griff fest, bis Bernt nahe daran war, das Bewußtsein zu verlieren. Erst in diesem Moment ließ Erik ihn los. Vor Anstrengung und Wut schnaubend, packte Bernt einen Stoß Papierhandtücher und fing an, mit wilden Bewegungen sein Gesicht abzutrocknen. Das Wasser war so kalt gewesen, daß er bald kein Gefühl mehr im Gesicht hatte, aber nachdem er sich eine Weile abgerieben hatte und die Wärme wiederkehren fühlte, merkte er auch, daß er jetzt bedeutend munterer war als vorhin. Seine Wut war jetzt wie weggeblasen, und er versuchte, sich auf die Wiederherstellung seiner äußeren Erscheinung zu konzentrieren. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher