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Einem Tag mit dir

Einem Tag mit dir

Titel: Einem Tag mit dir
Autoren: S Jio
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besseres Tanzpaar abgeben als wir beide.« Ich warf Kitty einen triumphierenden Blick zu. »Unglaublich, oder?«
    Gerard grinste, und Max’ Augen leuchteten auf. »Also, die Herausforderung nehmen wir doch gerne an, oder?« Er warf einen Blick in Richtung Tanzfläche und streckte seine Hand aus. »Wollen wir?«
    Die Band begann zu spielen, und Max strahlte übers ganze Gesicht. Kitty warf mir einen vernichtenden Blick zu und stand auf, um Max’ Hand zu nehmen.
    Gerard legte mir sanft und elegant einen Arm um die Taille. Ich liebte seinen festen Griff, sein selbstbewusstes Auftreten.
    »Gerard?«, flüsterte ich ihm ins Ohr.
    »Ja, Liebes?« Er war ein hervorragender Tänzer – in seinen Bewegungen ebenso präzise wie in seinem Beruf als Bankier.
    »Empfindest du …« Ich überlegte, wie ich es formulieren sollte. »Empfindest du Leidenschaft für mich?«
    »Leidenschaft?«, wiederholte er und unterdrückte ein Lachen. »Du Dummerchen. Natürlich empfinde ich Lei denschaft für dich.« Er zog mich ein bisschen fester an sich.
    »Echte Leidenschaft?«, insistierte ich, enttäuscht von der Antwort.
    Er blieb stehen und drückte liebevoll meine Hände an sein Kinn. »Du zweifelst doch nicht an meiner Liebe, oder? Du musst doch inzwischen wissen, dass ich dich über alles liebe, mehr als alles auf der Welt.«
    Ich nickte und schloss die Augen. Kurz darauf war das Stück zu Ende, und die Band spielte eine langsamere Nummer. Ich schmiegte mich enger an Gerard, so eng, dass ich seinen Herzschlag spürte und er meinen. Wir wiegten uns zu der verführerischen Melodie der Klarinette, und mit jedem Schritt redete ich mir ein, dass wir Leidenschaft füreinander empfanden. Natürlich taten wir das. Gerard liebte mich heiß und innig und ich ihn auch. Warum war ich plötzlich so verunsichert? Das war Kittys Schuld. Kitty . Ich sah sie lustlos mit Max tanzen. In dem Augenblick erschien wie aus heiterem Himmel Mr. Gelfman auf der Tanzfläche. Er ging auf Kitty zu, sagte etwas zu Max und nahm sie in die Arme, woraufhin Max sich enttäuscht verzog.
    »Was macht Kitty denn mit Mr. Gelfman?«, fragte Gerard stirnrunzelnd.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte ich, während ich zusah, wie Mr. Gelfman Kitty wie eine Puppe umherwirbelte. Seine Hände lagen zu tief auf ihren Hüften, seine Arme umschlangen sie zu fest. Ich dachte an die arme Kathleen und bekam ein mulmiges Gefühl.
    »Lass uns gehen«, sagte ich zu Gerard.
    »Jetzt schon?«, fragte er. »Wir haben doch noch gar nicht gegessen.«
    »Maxine hat uns ein paar Sandwiches in den Kühlschrank gestellt«, erwiderte ich. »Ich hab keine Lust mehr zu tanzen.«
    »Ist es wegen Kitty?«, wollte er wissen.
    Ich nickte. Ich wusste, dass Kitty nicht mehr zu bremsen war, sie hatte sich klar genug ausgedrückt. Aber ich wollte verdammt sein, wenn ich zusah, wie meine beste Freundin ihr Herz und ihre Würde an einen Mann – einen verheirateten Mann – verschenkte, der sie nicht verdient hatte. Aber da war noch etwas anderes, etwas, das mein Kopf noch nicht wahrhaben wollte, obwohl mein Herz es wusste: Ich beneidete Kitty. Ich wollte spüren, was sie spürte. Und ich fürchtete, dass mir das nie vergönnt sein würde.
    Der Portier reichte mir meinen blauen Samtmantel, und ich hakte mich bei Gerard unter. Bei ihm fühlte ich mich sicher und beschützt. Ich redete mir ein, dass ich ein Glückspilz war.
    Auf dem Heimweg fragte mich Gerard, ob wir lieber eine Wohnung in der Stadt kaufen sollten oder ein Haus in Windermere, dem vornehmen Viertel, wo unsere Eltern wohnten und wo wir aufgewachsen waren. Eine Wohnung in der Stadt würde näher an der Bank liegen, sagte er. Und es wäre bestimmt aufregend, auf der Fifth Avenue zu wohnen. Andererseits würden die Buskirks im Herbst ihre große Villa verkaufen, die könnten wir erwerben und renovieren, einen Flügel für das Dienstpersonal anbauen und ein Kinderzimmer einrichten. Kinderzimmer .
    Gerard redete immer weiter, und die Luft im Auto wurde warm. Zu warm. Die Straße verschwamm vor meinen Augen, und ich sah die Straßenlaternen doppelt. Was war bloß los mit mir? Warum bekam ich plötzlich keine Luft mehr? Mir wurde schwindlig, und ich hielt mich am Türgriff fest.
    »Alles in Ordnung, Liebling?«
    »Ich glaube, ich muss ein bisschen frische Luft schnappen«, sagte ich und kurbelte das Fenster herunter.
    Er tätschelte mir den Arm. »Tut mir leid, Schatz, das ist wohl alles zu viel auf einmal.«
    »Ein bisschen«, sagte ich. »Es müssen so
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