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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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im Fallen um sich selbst und bettete sich ein in einen tierischen, grellen Schrei.
    Luise schwankte zurück in die Wohnung. Sie hörte den Aufschlag nicht mehr, sie sah nicht, wie sich unten vor dem Neubau die Bauarbeiter um den zerschmetterten Körper drängten, wie eine Frau, vor der Dahlmann auf das Pflaster geprallt war, in Ohnmacht fiel … sie wankte die Treppen hinunter, verließ das Haus durch die hinteren Gänge und angebauten Garagen und ging nach Hause.
    Sie saß unbeweglich, wie versteinert, in der Blumenecke, bis Dr. Kutscher kam. Sein Gesicht war noch blaß von den entsetzlichen Erlebnissen.
    »Ihr Mann –«, sagte er heiser. Luise hob die Hand.
    »Ich weiß … Ich … ich kann ja sehen … Doktor …«
    Erst da wurde sie bewußtlos, bevor Dr. Kutscher sie auffangen konnte.
    *
    Der dicke Faber tat sehr erstaunt, als Dr. Kutscher ihn in seinem Amtszimmer besuchte, obwohl er längst auf den Besuch gewartet hatte. Er seufzte, als Dr. Kutscher mit der Höflichkeitsfloskel: »Na, wie geht's denn?« eintrat und hob den Blick an die Decke.
    »Wir Kriminalisten sind arme Schweine, Doktor«, sagte er und trank einen Schluck Kaffee. Wie immer standen auf Fabers Schreibtisch eine große Thermosflasche und ein wahrer Topf von Tasse. »Gehetzt, geplagt, beschimpft … warum muß es so viele schlechte Menschen geben?!«
    Dr. Kutscher setzte sich und lächelte schwach. Er weiß genau, warum ich hier bin, dachte er. Und er klagt die Menschheit an. Er ist schon ein raffinierter Bursche, der dicke Faber.
    »Was sagen Sie zu dem Unfall?« fragte er. »Gräßlich, nicht wahr?«
    Kommissar Faber nickte und schraubte die Thermosflasche auf. »Fast zwei Promille Alkohol im Blut –«
    »Wer?« Dr. Kutscher hatte Mühe, nicht aufzuspringen.
    »Ernst Dahlmann. Den meinen Sie doch?! Die Obduktion hat ergeben, daß er volltrunken war. Soll man das nun als einen ungeheuren Glücksfall betrachten?«
    Dr. Kutscher legte die Hände gegeneinander. Er erkannte sofort die Möglichkeiten, die sich aus diesem Obduktionsbefund ergaben. Luise würde nie eine Schuld treffen … selbst die Wahrheit, daß es Notwehr gewesen war, wurde uninteressant. Das offizielle Ergebnis war weit harmloser geworden. Kommissar Faber schüttete sich die Riesentasse erneut voll Kaffee.
    »Ihre Luise hat da einen dollen Dusel gehabt«, sagte er dabei. »Nicht wegen des Absturzes … auch so …«
    »Was soll das heißen: Auch so –«
    »Es wird keinen Skandal geben.«
    »Mit so etwas haben wir nie gerechnet –«
    Der dicke Faber lächelte gemein. Auch Dr. Kutscher lächelte zurück. Man kannte sich, man brauchte sich nichts vorzumachen.
    »Wenn es Sie interessiert …« Faber kramte in den Papieren auf dem Schreibtisch. »Im Konzept habe ich den Abschlußbericht schon fertig: Unfall durch Volltrunkenheit. Dahlmann wollte seinen Neubau besichtigen, trat auf den ungeschützten Balkon hinaus, verlor das Gleichgewicht oder wurde schwindelig und stürzte ab. Ein klarer Tatbestand, untermauert vom gerichtsmedizinischen Institut.« Der dicke Faber legte das Papier zur Seite. »Damit können wir auch die andere Sache einstellen.«
    »Was einstellen?«
    »Das Ermittlungsverfahren gegen Ernst Dahlmann wegen Mordes –«
    »Mord –«
    Dr. Kutscher sprang nun doch auf. Es riß ihn einfach vom Stuhl. Faber sah ihn plötzlich ernst an. Dann nickte er mehrmals und legte seine großen Hände um die heiße Tasse.
    »Sosehr es mich freut, auch Sie einmal sprachlos zu sehen, Doktor … so bitterernst ist die Tatsache, daß Dahlmann ein Mörder war. Seit gestern wissen wir es … Wir haben die Leiche von Monika Horten gefunden.«
    »Wo? –« Die Stimme Dr. Kutschers war kaum hörbar.
    »Im Moor! Wir haben aufgrund einer Beobachtung eines besoffenen Moorbauern den Platz abgesucht, mit langen Stangen und Sonden. War eine Sauarbeit. Aber dann stießen wir auf den Körper. Er war in eine Decke eingewickelt.«
    »Und … und wie … hat Dahlmann sie …« Dr. Kutscher verschluckte das Wort getötet. Er war zu sehr erschüttert.
    »Durch eine Morphininjektion. Auch das ist ganz klar.« Der dicke Faber trank einen tiefen Schluck. »Durch den ›Unfalltod‹ Dahlmanns können wir nun die Akten schließen. Es bleibt alles unter uns … das meinte ich damit, daß Luise Dahlmann in keinen Skandal verwickelt wird. Zu überdenken ist nur noch, wer ihr den Tod Monikas sagt.«
    »Das werde ich übernehmen«, sagte Dr. Kutscher leise.
    »Sie nehmen mir damit eine große Last ab, Doktor. Ich
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