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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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halben Stunde kommt Fräulein Pleschke, in einer Stunde Dr. Kutscher … wenn ich schreie, hört es das Mädchen, und wenn ich aus dem Fenster schreie, hören sie es in der Apotheke und auf der Straße. Das beruhigte sie etwas, die durch den Puls jagende Angst ließ nach … sie legte beide Hände auf das dicke Buch mit der Blindenschrift und wandte das Gesicht voll Dahlmann zu.
    »Du warst bei Dr. Kutscher?«
    »Ja. Er hat dich angerufen?«
    »Natürlich.«
    »Du hast die Konten sperren lassen?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Was wolltest du auf der Bank?«
    »Einen Scheck einlösen.« Sie neigte den Kopf erstaunt zur Seite. Er lügt nicht, dachte sie verblüfft. Er sagt es freiheraus.
    »Du hattest einen Scheck?«
    »Ja. Von dir vor längerer Zeit unterschrieben. Ich brauchte ihn damals nicht, ich nahm das Geld aus der Tageskasse. Und nun, aus dem Krankenhaus entlaufen, wollte ich dir ein Geschenk mitbringen. Ich gehe zur Bank und erlebe die große Erniedrigung, daß man mir, dem Ehemann, den Scheck nicht abnimmt. Ich stand da wie ein begossener Pudel –«
    Schwein! dachte Luise. Die Schecks liegen in einem kleinen Lederbeutel auf meiner Brust. Du lügst so elegant wie immer … mein Gott, wie wäre mein Leben geworden, wenn ich blind geblieben wäre?!
    »Das tut mir leid …«, sagte sie abweisend.
    »Warum hast du die Konten sperren lassen?«
    »Auf den Rat von Dr. Kutscher.«
    »Dr. Kutscher sagt, daß du ihn gestern noch spät am Abend angerufen hast, um den Auftrag zu geben. Wer lügt nun? Mein Gott … warum belügt ihr mich denn?!«
    »Laß bitte Gott aus dem Spiel!«
    »Dann also in drei Teufels Namen: Warum?!« rief Dahlmann. »Du behandelst mich schlimmer als einen räudigen Hund … und ich habe dir immer nur Liebe entgegengebracht, ich habe dich umsorgt, dir jeden Wunsch erfüllt …« Er lehnte sich schwer atmend an das Büfett und preßte beide Hände gegen die bandagierte Brust. Er bekam keinen Atem mehr, es war, als steckten die Rippenstücke in seiner Lunge.
    Luise lauschte angestrengt. Er kommt nicht näher, dachte sie. Er steht am Büfett … was gäbe ich jetzt darum, die Brille und die Haftschalen abnehmen zu können und ihn anzusehen, diesen Menschen, dessen Namen ich trage und den ich so wie nichts auf der Welt hassen lernte.
    »Du brauchst einen Scheck?« fragte sie.
    Dahlmann wurde von dieser Frage völlig überrascht.
    »Ja …«, stammelte er.
    »Wofür?«
    »Wechsel sind fällig. Lieferantenrechnungen … sechstausend Mark für die Handwerker im neuen Haus –«
    »In einer Stunde ist Dr. Kutscher hier. Er wird die Schecks ausstellen.«
    Dahlmann spürte ein Kribbeln in seinen Händen. Zum erstenmal spürte er wirklich den übermächtigen Drang, Luise zu töten, zu erwürgen … alle Hemmungen, die er bisher gekannt hatte, alle Feigheit, alles Zurückschrecken vor Taten der eigenen Hände fielen von ihm ab.
    »Du behandelst mich wie einen unmündigen Jungen …«, sagte er dumpf. Seine Stimme war dunkel geworden, ein Klang, den Luise noch nicht an ihr kannte und der sie erschreckte. Sie stand auf und trat an das Fenster, um hinausschreien zu können, wenn er näher kam oder sie seinen Griff an sich fühlte. »Luiserl … soll eine glückliche Ehe so enden? Willst du wirklich für einen Schauspieler mich eintauschen? Waren wir nicht immer glücklich? Erinnere dich doch an die Jahre, die hinter uns liegen …«
    Luise wandte sich ab. Wie ekelhaft das alles ist, dachte sie. Wie schleimig und kriecherisch.
    Sie hörte, wie Dahlmann leise die Schubladen des Büfetts aufzog und suchte, wie er zu Luises Schreibsekretär schlich und auch dort in den Fächern wühlte. Ein triumphierendes Lächeln überzog Luises Gesicht.
    »Du suchst vergeblich … Alle Scheckbücher sind bereits bei Dr. Kutscher –«
    Dahlmann blieb mit gesenktem Kopf am Schreibsekretär stehen. Die letzte Hoffnung war gestorben … das Auffinden eines Scheckbuches, auf dem er versuchen konnte, die Unterschrift Luises zu fälschen. Eine gefälschte Vollmacht, diesen Scheck ausgezahlt zu bekommen, war schnell geschrieben auf den Geschäftsbogen der Apotheke.
    »Dr. Kutscher kommt gleich«, sagte Luise ruhig. »Er wird alle fälligen Rechnungen, die du ihm vorlegst, bezahlen –«
    Es ist vorbei, dachte Dahlmann. Es ist endgültig vorbei. Jetzt bleibt mir nur ein letzter Weg … Erbe zu sein über ein Vermögen, dessen einziger Berechtigter ich bin. Monika ist nicht mehr da, keine anderen Verwandten … und Luise –
    Er schluckte und
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