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Eine Sünde zuviel

Eine Sünde zuviel

Titel: Eine Sünde zuviel
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ein Taxi heran und stieg ein.
    »Ewaldstraße 17.«
    Ist das nicht ein Witz, dachte er. Mein Leben hängt an einer kleinen Unterschrift –
    *
    »Was machen Sie denn hier?« fragte Dr. Kutscher, als Dahlmann durch den Privateingang das Büro betrat. »Ich denke, Sie haben in der Brust feingehackte Knochenbeilage …?«
    Dahlmann setzte sich. Sein bleiches Gesicht war spitz und unbeweglich. Dr. Kutscher schob die Unterlippe vor. Das Schweigen, das zwischen ihnen lag, war voller Unheil.
    »Sie haben gestern alle Bankkonten sperren lassen?« fragte Dahlmann endlich.
    Dr. Kutscher nickte. »Ja.«
    »Warum?«
    »Ihre Frau wollte es so. Ich habe nicht gefragt, welche Gründe sie dazu hat … ich habe es getan. Sie hat ja nach wie vor die Verfügungsgewalt –«
    »Das weiß ich!« rief Dahlmann. Sein bleiches Gesicht rötete sich. »Sie brauchen mir nicht in Ihrer zartfühlenden Art immer wieder vorzuhalten, daß ich ein Trottel bin!«
    »Ich würde mir nie als höflicher Mensch erlauben, das Wort Trottel auszusprechen …«
    »Wann hat meine Frau Ihnen den Auftrag gegeben?«
    »Gestern abend … es war schon spät. Ich habe den Direktor privat angerufen.«
    »Ohne mich zu benachrichtigen …?«
    Dr. Kutscher schwieg und sah an die Decke. Natürlich, dachte Dahlmann giftig. Einem Trottel braucht man nichts zu sagen. Unverständlich war ihm nur, warum Luise plötzlich so anders war, so voller Widerstand, so abweisend und kalt. Er hatte sie immer höflich und liebevoll behandelt, und trotzdem hatte sie sich diesem Schauspieler Sanden zugewandt. Es war ein Rätsel um Luise, zu dessen Lösung er jetzt keine Zeit mehr aufwenden konnte.
    »Wer bezahlt jetzt Lieferantenrechnungen, Wechsel, sonstige Verbindlichkeiten?« fragte Dahlmann.
    »Ich –«
    »Ach! Und von Ihnen bekomme ich jetzt auch mein Taschengeld.« Dahlmann sprang auf. Trotz der fest bandagierten Brust schmerzten die Rippen höllisch und hinderten ihn manchmal daran, tief zu atmen. »Lieber Onkel Rechtsanwalt, ich möchte mir ein Eis kaufen … gib mir ein Gröschelchen … Und eine Tasse Kaffee möchte ich auch trinken … vielleicht auch ein Kännchen … macht zwei Mark mit Trinkgeld …« Dahlmann hieb auf die Schreibtischplatte. »Das geht doch wohl zu weit! Bin ich ein stammelnder Idiot?! Ist das das Ergebnis jahrelanger Mitarbeit in der Apotheke, daß ich jetzt dastehe wie ein Bettler?!«
    »Klagen Sie nicht wie Hiob, mein Lieber … sprechen Sie sich mit Ihrer Frau aus. Aber auch das ist nur in meiner Gegenwart möglich. Ich habe Order, alle geschäftlichen Dinge zu regeln. Alle!«
    »Danke!«
    Dahlmann verzichtete auf weitere Vorhaltungen oder Fragen. Er kannte Dr. Kutscher zu gut. Am Ende würde man sich anschreien oder sich mit Sarkasmen beleidigen. Er brauchte seine Energie jetzt für andere Dinge.
    »Was machen Sie eigentlich außerhalb Ihres Krankenbettes?« fragte Dr. Kutscher, als Dahlmann schon die Klinke in der Hand hatte.
    »Sie werden lachen: Ich besuche eine Brieftaubenausstellung.«
    »Sinnig. Und die fliegen vom Dach der Bank ab …?«
    Ohne weitere Worte verließ Ernst Dahlmann die Praxis des Anwalts. Dr. Kutscher wartete, bis er noch eine Tür klappen hörte und wußte, daß er allein war. Dann rief er Luise an.
    »Er war hier«, sagte er. »Ich vermute, daß er jetzt zu Ihnen kommt. Bitte, rufen Sie mich an, wenn etwas los sein sollte. Leider habe ich gleich einen Termin … aber in einer Stunde bin ich sowieso bei Ihnen. So lange werden Sie Ihren Mann wohl noch fesseln können –«
    *
    Es war ein kleiner zeitlicher Irrtum Dr. Kutschers. Dahlmann fuhr nicht gleich nach Hause, sondern machte einen Umweg über die Kriminalpolizei.
    Der dicke Faber saß gemütlich und umweht von starkem Kaffeedunst an seinem Tisch und frühstückte drei gekochte Eier.
    »Ja, wer kommt denn da?« rief er und schien ausgesprochen beglückt. »Unser Rippenbruchträger! Sagen Sie mal – weiß der Arzt, daß Sie herumspazieren?«
    »Nein.«
    »Dachte ich mir's doch! Was treibt Sie hinaus ins feindliche Leben und vor allem zu mir?«
    »Eine dumme Sache. Als man mich aus dem Wagen zog, sind aus meiner Brieftasche zwei Blankoschecks verschwunden.«
    »Diebstahldezernat Zimmer 376-379, Kommissar Ernst Lachner. Übrigens hat der Mann den falschen Namen, denn er hat wirklich nichts zu lachen.«
    »Ich habe die Schecks schon sperren lassen. Ich möchte nur feststellen lassen, wie sie verschwinden konnten. Vielleicht hat einer der Polizisten, die damals Straßendienst
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