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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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war. Zum Glück (?) lag sie allein darin, also war ihre Treue noch unversehrt, dachte sie mit einem flüchtigen Lächeln und ging ans Telefon.
    »Nelly?«
    »Marco. Was …«
    »Wir haben eine weitere Leiche gefunden.«
    »Wo?«
    »Beim Forte Begato. Diesmal hat ein Hund sie entdeckt, der mit seinem Herrchen beim Frühspaziergang war. Ich bin mit Lombardo schon vor Ort.«
    »Ich komme sofort.«
    Laut fluchend sprang Nelly in ihre Kleider und stürzte aus dem Haus. Wie bitte, zwei in zwei Tagen? Die gemeine kleine Stimme hatte also recht gehabt. Nelly kannte sie schon lange.Sie ließ nur selten von sich hören, war dann aber äußerst hartnäckig, sagte immer Unglück und Ärger voraus und lag damit meist richtig. Ihre persönliche Kassandra.
    Nelly rannte zur Tiefgarage in der Via Madre di Dio, in der ihr alter Punto stand. Die Stadt fing gerade an, sich zu rühren. Nach einer weiteren Nacht, die man japsend auf dem Balkon oder draußen auf der Straße auf der Suche nach einem Lufthauch verbracht hatte, stolperten die Genueser träge und hitzematt aus den Häusern. Als sie beim Forte Begato ankam, sah sie sofort die Streifenwagen der örtlichen Polizei und uniformierte Beamte, die dabei waren, einen Teil des Geländes mit rot-weißem Band abzusperren, während der Vizekommissar und seine Kollegen sich entlang der alten Festungsmauern zu schaffen machten. Hier war es grün und schattig. Leicht abschüssig. Es gab Holztische und -bänke, auf denen normalerweise immer irgendjemand saß, lesende Einzelgänger, picknickende Familien oder alte Leute, die nach einem Spaziergang verschnauften.
    Marco hatte Nellys Auto gesehen und winkte sie heran. Auch diesmal ein Ginstergestrüpp, fast direkt am Fuß der Außenmauern. Auch diesmal eine junge Frau – und wieder ohne Kopf. Keine Farbige, sondern eine Weiße, wenn auch braungebrannt, die hellen Streifen des Bikinis waren deutlich zu sehen. Die Beine gekrümmt. Ein Arm angewinkelt, wie beim ersten Opfer, der andere hingegen halb ausgestreckt. Auch diesmal Minirock, keine Unterhose, ein gelbes Top mit dünnen Trägern. Marco zog nervös an seiner Zigarette.
    Ein paar Meter entfernt stand ein grauhaariger Mann um die sechzig und sah unsicher zu ihnen herüber. An der Leine hatte er eine Kreuzung aus deutschem Schäferhund und Rottweiler. Der Hund saß reglos da und fixierte sie mit wachsamem und alles andere als freundlichem Blick. Ganz schöne Kampfmaschine, dachte Nelly, als sie auf den Hundebesitzer zuging. Das Tier nahm sofort eine drohende Haltung ein.
    »Ruhig, Diavolo«, sagte der Mann und tätschelte ihm den Kopf.
    »Hat er sie gefunden?«, fragte Nelly.
    »Ja, ich habe Ihrem Kollegen schon alles gesagt. Er hat sich losgerissen und ist geradewegs auf das Gestrüpp zugeschossen, und als er dann nicht gehorchen wollte und nicht aufhörte zu jaulen, bin ich hingegangen, um zu sehen, was er gefunden hatte. Die arme Frau, ein Wahnsinn!«
    »Ja, wirklich. Wohnen Sie in der Nähe?«
    »Am Righi, nicht weit von der Bergbahn. Ich bin pensioniert, hab ein kleines Häuschen mit Garten. Aber mein Hund braucht Auslauf, und deshalb …«
    »Ja, ja, sicher. Sie sind Signor …«
    »Bacigalupo, Anselmo. Ich habe bis vor zwei Jahren im Hafen gearbeitet. Ihr Kollege hat alle meine Daten. Er hat mich gefragt, ob ich was gesehen habe. Ich habe nichts gesehen, hier war keine Menschenseele.«
    »Haben Sie die Leiche bewegt?«
    »Um Himmels willen, Commissario … Aber Diavolo vielleicht. Ich glaube, er hat sie am Arm gepackt, aus Instinkt.«
    »Danke, Signor Bacigalupo, Sie können gehen. Wenn wir Sie noch einmal brauchen sollten, melden wir uns.«
    »Vielleicht hätten wir zumindest das hier verhindern können, wenn wir die Drecksau gestern sofort festgenagelt hätten«, knurrte Marco. Er sah noch immer auf die bäuchlings daliegende Tote hinunter, ein zarter Körper mit schlanken Fesseln und schmalen Handgelenken. Auch sie sah sehr jung aus. Wut kochte in ihm hoch.
    »Diesmal werden wir bei der Identifizierung wohl weniger Glück haben«, meinte Nelly, ohne auf die Bemerkung ihres Kollegen einzugehen. »Wir müssen die Sache bekannt machen und sehen, was passiert. Vielleicht sucht schon jemand nach ihr.«
    »Wo bleibt Parodi? Und der Staatsanwalt? Wie lange brauchen die denn, verdammt noch mal?« Marco war gereizt. Nelly wusste, dass er immer so reagierte, wenn er sich ohnmächtig fühlte.
    Wie von Nellys Vize gerufen, tauchte Parodi am Fuß desAbhangs auf und kam mit den Männern der
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