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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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die Tradition und setzen wieder schlichte, aber exquisite Gerichte auf ihre Speisekarte, die einfach und zugleich kompliziert zu bereiten sind. Man muss allerdings wissen, dass ihre Zubereitung von Ort zu Ort variiert, so wie der cilentanische Dialekt sich von Gegend zu Gegend unterscheidet und ich bisher siebenundzwanzig Bezeichnungen für ein und dasselbe Tier fand, den Gecko (und die Liste ist noch lange nicht abgeschlossen).
    Mein absolutes Lieblingsgericht ist die Pizza cilentana, belegt mit Tomaten und einer Parmesan-Pecorino-Mischung – einfach unvergesslich.
    Dann gibt es die Cicci maritati, einen Eintopf aus Hartweizen, Mais, Saubohnen, Erbsen, weißen Bohnen, regional speziellen Bohnen von bräunlicher Farbe, Linsen, Kichererbsen, getrockneten Kastanien, Knoblauch, Öl, Peperoncino, Dosentomatenund Salz. Die Zutaten werden auf ganz kleiner Flamme mit viel Geduld gegart, ein Gericht, das noch in einigen Restaurants und vielen Privathaushalten nach Originalrezept bereitet wird.
    Dann gibt es ein traumhaftes und ganz einfaches Gericht mit dem Namen »Kräuter und Kartoffeln«, eine Art Kartoffelpüree, gewürzt mit rund fünfzehn verschiedenen Wildkräutern, wie man sie am Straßenrand findet und deren Namen schon halb vergessen sind: Borretsch, Löwenzahn, Eskariol, Wegwarte, wilder Fenchel, zarte Kürbis- und Mangoldblätter, Rübensprossblätter, Kartoffelsprösslinge. Alles schlichte Dinge, aber richtig zubereitet eine wahre Gaumenfreude. Ganz zu schweigen vom Auberginenauflauf, bei dem die Auberginenscheiben im Gegensatz zu der neapolitanischen Version vorher goldgelb frittiert werden. Und dann gibt es eine Variante, bei der Kartoffelscheiben hinzukommen, überraschend, aber äußerst lecker.
    Wie soll man alles aufzählen? Die Pizza chiena, gefüllt mit Reis und Käse, eine Osterspezialität. Die Pizza dolce , mit Sahne und Schokolade und Orangenguss, deren Teig unbeschreibliche Mengen an Eiern enthält. Viele Arten von Wild: Hase, Dachs, Drossel, die Grasmücke, die Schnepfe und schließlich das Wildschwein, das eine begehrte Trophäe hiesiger Jäger darstellt.
    Mir ist klar, dass Sie nun vielleicht denken, ich käme nur wegen des Essens in das Cilento-Gebiet. Dem ist nicht so, aber oft ist es schwer genug, den kulinarischen Versuchungen zu widerstehen.
    Um ein wenig von dem Zuviel, das man zu sich genommen hat, wieder loszuwerden, kann man wunderbar die kurvige Küstenstraße entlangjoggen, die von Casalvelino über Pioppi bis nach Acciaroli führt und dann weiter nach Mezzatorre, Agnone, Case del Conte und Ogliastro Marina.
    Sollte Ihnen mal die Puste ausgehen, können Sie einen der zahlreichen Stichwege zum Meer einschlagen und sich in die angenehm kühlen, blaugrünen Fluten werfen. Viele der Zugänge gehören zu Privatvillen, die sich an den Küstenhang schmiegen, doch ebenso viele bieten freien Zutritt und sichere Erfrischung. Es gibt nichts Besseres, als vom Lauf erhitzt die letzten Meterhinab zum steinigen Strand zu gehen, die verschwitzten Kleider abzulegen, Joggingschuhe und Strümpfe auszuziehen und sich ins Meer zu werfen, die kalten Bläschen zu spüren, die über den Körper perlen und augenblicklich Erleichterung und Zufriedenheit schenken.
    Ein Bad im cilentanischen Meer ist an sich schon die reine Freude, und das Klima gestattet dies mindestens acht Monate im Jahr. Im Sommer aber, wenn man von den glühend heißen Felsen am Strand ins Wasser springt, sich auf dem Rücken mit ausgebreiteten Armen und Beinen treiben lässt und den Gebirgskamm betrachtet, an dem Pinien, Buchen, Lärchen, Agaven und Feigenbäume ihre Wurzeln in den Tuffstein graben, glaubt man wirklich, im Paradies zu sein. In der Ferne flitzen die Boote vorbei, zum Glück nicht allzu viele, und an windigen Tagen kann man Dutzende Windsurfer wie riesige, bunte Möwen über den Horizont schweifen sehen.
    Es gibt hier Gegenden, die vom Wind geradezu gesegnet und bei allen Fans dieser Sportart bekannt sind. Das schon in frühester Vergangenheit dokumentierte Pioppi, dem Geburtsort der mediterranen Diät, ist in Italien wegen seiner günstigen Winde einer der Lieblingsorte von Surfern. Ich liebe die gesamte Region des Cilento, doch Pioppi wird mit seinem Kastell Vinciprova immer einen festen Platz in meinem Herzen haben.
    Die Strände von Acciaroli und Ascea sind weite Flächen feinen, hellen Sandes, und das Meer fällt seicht ab, so dass man lange gehen muss, bis man endlich schwimmen kann. Pioppis Strand hingegen ist klein,
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