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Ich kann jederzeit aufhören - Drogen - der gefährliche Traum vom Glücklichsein

Ich kann jederzeit aufhören - Drogen - der gefährliche Traum vom Glücklichsein

Titel: Ich kann jederzeit aufhören - Drogen - der gefährliche Traum vom Glücklichsein
Autoren: Ruth Omphalius
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Sucht – Was ist das eigentlich?
    Jenni, 12 Jahre: „Da kann man nix machen. Von meinen Eltern lass ich mir nicht verbieten, mit meinen Freunden Party zu machen und was zu trinken. Was die sagen, ist mir egal.“
    Thomas, 23 Jahre: „Ich wusste ganz genau, was los ist. Ich habe mich dafür entschieden. Es ist unbewusst, aber man entscheidet sich: Ich zieh los, kauf mir Drogen. Das ist eine Entscheidung in dem Moment, aber man fällt die aus einem gewissen Automatismus – weil man selber nichts mit sich anzufangen weiß.“
    Andy, 20 Jahre: „XTC nehme ich meistens zusammen mit Speed, weil ich dann eher auf die Musik raufkomme. Ich lebe eben jetzt, und was später kommt, kommt halt. Im Moment sind meine gesundheitlichen Probleme noch nicht so schlimm – eigentlich denke ich nur dran, wenn’s wehtut. Manchmal tun die Nieren weh oder das Herz, manchmal auch die Leber.“
    Wie Menschen zu Drogen stehen oder mit ihnen umgehen, ist sehr verschieden. Sowohl legale als auch illegale Drogen sind in unserer Gesellschaft viel weiter verbreitet als die meisten denken. Und je nach Persönlichkeit und Lebensumständen gehen wir recht unterschiedlich mit Drogen um. Auch die Einschätzung, ob jemand abhängig ist oder etwas nur genießt, kann sehr weit auseinandergehen.
    Was zum Beispiel Jenni beschreibt, würden viele als „Abhängigkeit“ bezeichnen, bei Thomas und Andy fällt uns vielleicht eher das Wort „Sucht“ ein. Mit dieser Einschätzung aus dem Bauch heraus sind wir praktisch mittendrin in der Diskussion der Fachleute. Um es gleich vorweg zu sagen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Begriff Abhängigkeitssyndrom geprägt. Mit diesem Wortmonster machen die Mediziner deutlich, dass jemand, der Drogen nimmt, in erster Linie ein Patient ist, der Hilfe benötigt.
    Im medizinischen Alltag reden die meisten Ärzte von Abhängigkeit, während der Begriff Sucht offiziell lange Zeit verpönt war. Im allgemeinen Sprachgebrauch blieb er allerdings erhalten. Auch in den Medien heißt das Abhängigkeitssyndrom nach wie vor Sucht und mittlerweile gibt es sogar viele Fachleute, die diesen Begriff für sinnvoller halten.
    Ralf Schneider, Autor der bekannten „Suchtfibel“, begründet das so: „Sucht weist auf Anteile des Verhaltens und Erlebens hin, die in Abhängigkeit nicht enthalten sind: Wir sind abhängig von etwas, wie beispielsweise das Kleinkind von der Mutter oder der Mittellose von Zuwendungen anderer, hingegen süchtig nach etwas, wie der Bär nach Honig oder der Börsenhai nach Geld.“ In dem Begriff Sucht steckt also eher die Bedeutung, die Thomas oben beschreibt: Er wusste ziemlich genau, was er tat. Er wurde aktiv, holte sich Drogen und nahm die Nebenwirkungen in Kauf.
    Wir haben uns hier für den Begriff Sucht entschieden, weil wir der Meinung sind, dass damit tatsächlich alle wesentlichen Aspekte erfasst sind.
    Suchen oder Siechen?
    Der Begriff Sucht hat nichts mit suchen zu tun, sondern hängt mit dem Verb siechen zusammen, was so viel heißt wie „an einer Krankheit leiden“. Eine Sucht war eine Krankheit, an der jemand sehr litt – meist bis zum Tod. Bei der „Gelbsucht“ beispielsweise färbte sich die Haut des Kranken gelb. Erst im 20. Jahrhundert sprach man von Sucht als unstillbarer Gier nach einer Droge.

    Was ist eine Droge?
    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat auch hier eine offizielle Definition parat: Eine Droge ist ein Stoff, „der in einem lebenden Organismus Funktionen zu verändern vermag“. Das ist ziemlich weit gefasst, denn Nahrungsmittel verändern die Funktionen eines lebendigen Körpers ebenfalls. Isst man zu viel, wird Fett abgelagert. Isst man Süßes, setzt der Körper Glückshormone frei. Tatsächlich weisen die Fachleute der WHO extra darauf hin, dass Nahrungsmittel aus der Definition ausgenommen sind. Bleibt die Frage: Was genau sind Nahrungsmittel im Gegensatz zu Drogen? Ist ein Bier „flüssiges Brot“, wie viele sagen, oder doch Alkohol und damit eine Droge? Wie steht es mit Kaffee, Tee oder auch Kräutern. Viele sind bekannt dafür, dass sie eine anregende, beruhigende oder heilende Wirkung haben. So ganz genau will sich offenbar keiner festlegen.
    Vom „Getrockneten“ zur Droge
    Das Wort Droge leitet sich von dem holländischen Adjektiv droog („trocken“) ab. Zur Zeit der niederländischen Kolonialherrschaft bezeichnete man alle getrockneten Pflanzen und Pflanzenteile , die als Medizin, Genussmittel oder zum Kochen genutzt wurden als
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