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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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schroff und steinig, das Meer fällt wenige Meter vom Strand ins tiefe Blau ab, wie auch der Strandabschnitt Richtung Acciaroli. So wechseln die verschiedenen Strandtypen innerhalb einer Region, und selbst im Schlauchboot gelangt man schnell von einem zum anderen.
    An windigen Tagen kann man an beiderlei Arten von Strand Wellenhaschen spielen. Umgeben von kreischenden Kindern, steht man bis zur Hüfte im Wasser und wartet, ausgerüstet mit bunten Schwimmbrettern. Stets wird die Geduld mit einer besonders starken Welle belohnt, die die Waghalsigen erfasst undsie meterweit auf den Strand zurückspült, wo sie sich prustend und lachend aufrappeln, und nicht selten wird man seiner Badehose beraubt.
    Wir sind verwöhnt hier: Wir fläzen uns unter den Sonnenschirmen, vor uns die Weite aus Sand und Meer, und wenn jemand unvorsichtigerweise mit seinem Schirm auf mehr als fünf Meter herankommt, traktieren wir ihn mit bösen Blicken. An anderen Stränden, auch gerühmten und schönen Stränden Kampaniens, fühle ich mich immer schnell unwohl, so dicht an dicht mit meinen Liegestuhlnachbarn, weswegen ich es nie länger dort aushalte.
    Natürlich gibt es auch im Cilento mondänere Orte, aber die Atmosphäre insgesamt ist immer ein wenig retro, mit dem Granitaverkäufer, der über den Strand wandert, der Sechziger-Jahre-Musik und den zufälligen Begegnungen mit Freunden, die eine angenehme Konstante darstellen.
     
    Im Landesinnern wiederum ist es ganz anders.
    Hierher verirrt sich selten ein Ausländer – dazu zählt jeder nördlich von Salerno und südlich von Sapri Beheimatete –, und er wird neugierig beäugt. Fast immer stellt sich heraus, dass er der Verwandte des einen ist, der in die Fremde ausgewanderte Sohn eines anderen oder der Freund mit Empfehlung und fester Adresse eines Dritten, und er wird freundlich aufgenommen. Das gilt auch für Reisende von außerhalb Italiens: Nicht umsonst blickt der Inland-Cilentaner auf eine lange und tiefverwurzelte Tradition des Emigrierens in verschiedene Länder der Erde zurück, allen voran Südamerika, und er kennt Fremdsprachen.
    Die Ortschaften sind in der Regel klein, mit alten Häuschen aus dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert, die sich um einen meist großzügigen Dorfplatz scharen, auf dem alle Festivitäten stattfinden: das Fest des Dorfpatrons, Ferragosto, Weihnachten und zahlreiche andere Veranstaltungen. Je weiter man sich vom Zentrum wegbewegt, desto moderner werden die Häuser, wobei die Steinbauweise immer zu sehen ist, ebenso die Leinengardinen mit Stickereien und andere traditionelle Details.Jedes Häuschen hat einen grünen, blühenden Garten, säuberlich aufgeschichtete Holzstapel für den Kamin, und nicht weit entfernt beginnen die offenen Felder, die nach wie vor von den Einheimischen bestellt werden.
    Viele der alten Häuser haben noch ihre Kamine mit den gravierten Steinen, die Jahrhunderte zurück datieren, oder die alten steinernen Ölmühlen und Weinkeltern. Alle verfügen über einen Keller mit gelegentlich gigantischen Eichenfässern, wo Salami, Capocolli und verschiedenste Wurstsorten zum Trocknen hängen. Am Schlachttag oder zu anderen Festlichkeiten zieht man mit Freunden gerne fröhlich von einem Keller zum nächsten, auf ein Gläschen Wein, ein Stück Schinken oder eine Scheibe frisches Brot mit leckerem Öl, und es fällt nicht immer leicht, »basta« zu sagen.
    Die Kamine der Häuser, meist in der geräumigen Küche gelegen, wären eine eigene Betrachtung wert: antik und ordentlich restauriert, oder auch neueren Datums, aber in traditioneller Handwerkskunst errichtet, bilden sie das Herz des Hauses. Um sie herum lässt es sich viel gemütlicher zusammensitzen als vor dem Fernseher. Sie wärmen das Haus nicht nur, sondern versorgen es oft auch mit warmem Wasser, auf ihnen wird gekocht, und sie haben die noble Aufgabe, jeglichen Papierabfall zu entsorgen.
    Entsprechend bleibt in vielen Häusern neben dem Kamin, der einen Teil des Hausmülls aufnimmt, und dem Schweineeimer, in den die meisten der feuchten Abfälle wandern, für die Mülltonne nur ein wenig Plastikmüll. Das Cilento ist absoluter Vorreiter in Sachen Müllentsorgung in einer Region, Kampanien, die leider immer noch berüchtigt ist für ihre diesbezüglichen Schwierigkeiten.
    Im Landesinnern gibt es zahlreiche Dörfer mit jeweils eigenen Traditionen, Festen, Spezialitäten und baulichen Besonderheiten, über die es viel zu schreiben gäbe. Stio mit seiner bemerkenswerten
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