Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
ausgehoben, als du dich dagegen entschieden hast?«
    »Na ja, die Jungs hatten angefangen. Ich hab sie angewiesen, das Loch wieder zuzuschütten und alle Verbindungen zu den anderen Räumen zu blockieren.«
    »Brillant, Papa. Es gibt also keinen Zugang, von dem aus wir unter diesen Boden hier kriechen können.«
    »Nein. Da kommen wir nur von oben ran.«
    Na toll. Wir würden das gerade erst fertig gestellte Mosaik aufhacken müssen.
    Der Unterboden eines verwendbaren Hypokaustums ist normalerweise achtzehn Zoll hoch, höchstens zwei Fuß, mit einer Menge Stützpfeiler für den Hängeboden darüber. Da unten pflegt es dunkel und heiß zu sein. Normalerweise schickt man kleine Jungs zum Säubern rein, was ich natürlich keinem Kind zumuten würde, um dort wer weiß was zu finden. Ich war erleichtert, dass es keinen entsprechenden Zugang gab. Das ersparte es mir, selbst hineinkriechen zu müssen.
    »Also, was hältst du von dem Geruch, Marcus?«, fragte mein Vater viel zu rücksichtsvoll.
    »Dasselbe wie du. Dein Neptun treibt auf Fäulnis. Und die geht nicht weg.«
    Instinktiv atmeten wir ein. Es stank tatsächlich.
    »Ach, verfluchte Titanenscheiße!«
    »Genauso riecht es, Papa.«
    Wir befahlen dem Heizsklaven, mit dem Nachlegen aufzuhören, ins Haus zu gehen und dafür zu sorgen, dass alle drinnen blieben. Ich holte Spitzhacken und Stemmeisen, dann machten Papa und ich uns daran, das goldene Meeresmosaik aufzubrechen.
    Es hatte ein Vermögen gekostet, aber Gloccus und Cotta hatten ihre übliche Pfuscharbeit abgeliefert. Die Einbettung der Tesserae, der kleinen Mosaiksteine, war viel zu flach. Neptun mit seinem Haar aus Seetang und seinen glubschäugigen Tintenfischdienern wären schon bald abgesunken und hätten alles holperig gemacht.
    Mit einem Meißel klopfte ich den Boden ab und fand eine hohle Stelle, an der wir ansetzten. Meinen Vater erwischte es am schlimmsten. Wie immer ungestüm, schlug er zu rasch mit der Spitzhacke zu, traf auf etwas und wurde mit einer fauligen gelben Flüssigkeit bespritzt. Angeekelt schrie er auf. Ich machte einen Satz zurück und hielt den Atem an. Ein warmer Luftzug brachte einen widerlichen Gestank mit sich. Wir flohen zur Tür. Nach der Stärke des Luftzugs zu urteilen, war das Unterbodensystem nie vollständig blockiert worden, wie Papa angeordnet hatte. Wir hatten jetzt keinen Zweifel mehr, was sich dort unten befinden musste.
    »O Schweinerei!« Papa riss sich die Tunika vom Leib, schleuderte sie in eine Ecke und spritzte Wasser auf seine Haut, wo ihn die stinkende Flüssigkeit besprüht hatte. Vor Ekel hüpfte er auf und ab. »O Schweinerei, Schweinerei, Schweinerei!«
    »Hier spricht Didius Favonius. Kommt, Bürger von Rom, strömt zusammen und lauscht der Gewähltheit seiner Redekunst …« Ich wollte den Augenblick hinauszögern, an dem wir genauer nachschauen mussten.
    »Halt deine dämliche Klappe, Marcus! Es ist ekelhaft, und du hast verdammt noch mal nichts davon abgekriegt.«
    »Na komm, bringen wir es hinter uns.«
    Wir bedeckten unsere Münder und wagten einen Blick hinab. In einer Vertiefung, die faule Bauarbeiter zur Beseitigung von Abfall benutzt haben mussten, zwischen Mengen von Bauschutt, hatten wir ein Relikt ausgegraben, das einem den Magen umdrehte. Eine halb verweste Leiche, gerade eben noch als menschlich zu erkennen.

II
     
     
    Der Winter hatte es in diesem Jahr in sich gehabt. Während des größten Teils war Helena mit unserem zweiten Kind schwanger gewesen. Sie litt mehr als beim ersten, während ich mich bemühte, ihr Ruhe zu verschaffen und auf unsere Tochter Julia aufzupassen. Als Königin des Haushalts setzte Julia in diesem Jahr ihre Autorität durch. Das bewiesen allein schon meine blauen Flecken. Außerdem war ich taub geworden; sie genoss es, ihr Lungenvolumen auszutesten. Unser dunkelhaariger Fratz brachte es auf eine Laufgeschwindigkeit, um die sie jeder Stadionläufer beneidet hätte, vor allem, wenn sie auf einen übersprudelnden Kochtopf zurannte oder die Treppe von unserer Wohnung zur Straße hinunterschoss. Selbst bei weiblichen Verwandten konnte man sie nicht mehr abladen; ihr Lieblingsspiel in letzter Zeit war das Zerbrechen von Vasen.
    Auch im Frühjahr besserte sich die häusliche Lage kaum. Zuerst wurde das zweite Kind geboren. Das ging sehr schnell, Jupiter sei Dank. Diesmal waren beide Großmütter zur Stelle, um den Vorgang zu erschweren. Mama und die Frau des Senators waren voll kluger Ratschläge, hatten allerdings
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher