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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus
Autoren: Lindsey Davis
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vereinbarten wir den Häusertausch. Die Bauunternehmer für das Badehaus wurden Papas Problem. Was ihm nur recht geschah, denn er hatte sie damals Helena empfohlen. Mit heimlicher Schadenfreude wartete ich darauf, wie er Gloccus und Cotta überreden wollte, die Arbeit zu beenden, eine Aufgabe, die Helena misslungen war – trotz der Tatsache, dass sie die Rechnungen bezahlt hatte. Und je unzuverlässiger die beiden wurden, desto höher fielen die Rechnungen aus. Eben typische Bauunternehmer.
    Doch bei Papa konnte man nicht gewinnen. Irgendwie kriegte er sie rum. Innerhalb einer Woche hatten Gloccus und Cotta die letzte schiefe Fliese gelegt und waren verschwunden. Worauf mein Vater ein bestens ausgestattetes Außengebäude besaß, mit einem ordentlichen Kaltraum, Warmraum, dreiteiligem Schwitzraum, schickem Tauchbecken, integrierten Umkleideräumen mit modischen Haken und Fächern für Kleidung, getrennter Feuerung und Heizmateriallagerung, luxuriösem Bassin aus griechischem Marmor und einem extra entworfenen goldenen Meeresmedaillon im frisch verlegten Mosaikboden. Doch während die Besucher seinen Neptun bewunderten, fiel ihnen gleichzeitig der merkwürdige Geruch auf.
    Stieg mir der Geruch in die Nase, erinnerte er mich an Verwesung. Papa nahm es auch wahr. »Als hätte man den Raum verschlossen und einen alten Knacker monatelang tot drin liegen lassen.«
    »Also, der Raum ist brandneu, und der alte Knacker lebt leider immer noch.« Wahrscheinlich gab es ein paar vernachlässigte Nachbarn aus Papas vorherigem Leben, über das wir nie sprachen. Ich wiederum kannte diesen Geruch aus anderen Situationen. Schlimmen Situationen.
    Dann kam ein Abend nach einem langen heißen Tag, als wir merkten, dass wir den Gestank nicht mehr ignorieren konnten. Am Nachmittag hatte ich Papa geholfen, eine Terrasse umzugraben, Jupiter weiß, warum. Er konnte sich Gärtner leisten, und mir lag es absolut nicht, den pflichtbewussten Sohn zu spielen. Danach wuschen wir uns beide ab. Es muss das erste Mal gewesen sein, dass wir zusammen badeten, seit er sich aus dem Staub gemacht hatte, als ich sieben war. Als wir uns dann wieder trafen, war ich frisch aus der Armee entlassen. Ein paar Jahre lang tat ich so, als würde ich ihn nicht kennen. Jetzt musste ich mich aus gesellschaftlichen Gründen gelegentlich mit dem alten Gauner einlassen. Er war älter und mit seinem Alter allein, aber auch ich war älter geworden. Ich hatte jetzt zwei kleine Töchter und sollte ihnen die Chance geben, ihren Großvater verachten zu lernen.
    Als wir an diesem Abend im Heißraum standen, mussten wir eine Entscheidung treffen. Während des Tages hatte ich fast alle schwere Arbeit auf mich genommen. Ich war erschöpft, lehnte aber trotzdem Papas Angebot ab, mir von ihm mit dem Strigilis den Rücken schaben zu lassen. Grob kratzte ich das Öl selber ab. Papa bevorzugte ein Gebräu, das aus zerdrückten Iriswurzeln zu bestehen schien – ziemlich unpassend – und an diesem schwülen Abend längst nicht stark genug war, um den anderen Geruch zu überdecken.
    »Rhea hat Recht.« Ich schaute auf den Boden hinunter. »Irgendwas verwest in deinem Hypokaustum.«
    »Nein, nein, vertrau mir.« Papa benutzte die Stimme, mit der er Idioten davon überzeugte, dass ein gefälschtes Stück aus der Campania aus der »Schule des Lysippus« stammte, wenn man es im richtigen Licht betrachtete. »Ich habe Gloccus angewiesen, das Hypokaustum unter diesem Raum wegzulassen. Seine Forderungen für die Tiefbauarbeiten waren unverschämt. Ich hab selbst nachgerechnet, und bei der Menge an Raum, die hier zu beheizen wäre, hätte ich viermal so viel für Brennmaterial ausgeben müssen …« Seine Stimme verlor sich.
    Ich schob meinen Fuß in den Ristriemen meines Badeschuhs. Helenas ursprünglicher Plan hatte vorgesehen, alle Warmräume ordentlich zu beheizen. Als sie mir dann gestand, was sie hier oben machen wollte, hatte ich die Pläne zu Gesicht bekommen. »Und was hast du stattdessen angeordnet?«
    »Nur Wandheizröhren.«
    »Das wird dir noch Leid tun, du Geizhals. Du bist hier ziemlich weit oben. Im Dezember wirst du dir deine edelsten Teile abfrieren.«
    »Ach was. Ich arbeite direkt bei den Thermen des Agrippa.«
    Dort war der Eintritt frei. Das würde Papa gefallen. »Das Badehaus hier brauch ich sowieso nur im Sommer.«
    Ich streckte mich langsam, um die Steifheit in meiner unteren Rückenpartie zu lockern. »Ist der Fußboden ebenerdig? Oder hatten sie das Hypokaustum schon
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