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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus
Autoren: Lindsey Davis
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Porta Capena zurücklief, um sich bei Helenas Eltern über unser grauenvolles Leben zu beschweren. Der Senator erzählte es mir jedes Mal brühwarm weiter, wenn wir uns in dem von uns beiden frequentierten Gymnasium trafen.
    »Warum zum Hades ist sie dann zu uns gekommen?«, grummelte ich. »Sie muss doch eine Ahnung gehabt haben, wie es bei uns zugeht.«
    »Das Mädchen mag meine Tochter einfach gern«, meinte der Senator beschwichtigend. »Außerdem wurde mir gesagt, sie sei in dem Glauben, dass du ihr die Möglichkeit zu Reisen und Abenteuern in exotischen ausländischen Provinzen bieten würdest.«
    Ich erzählte dem vorzüglichen Camillus, in welche grässliche Provinz ich gerade eingeladen worden war, und wir lachten herzhaft.
    Julius Frontinus, ein Exkonsul, den ich vor zwei Jahren bei einer Ermittlung in Rom kennen gelernt hatte, musste sich jetzt mit der Belohnung für einen makellosen Ruf herumschlagen – Vespasian hatte ihn zum Statthalter von Britannien ernannt. Bei seiner Ankunft hatte Frontinus einige Probleme bei seinem größten Arbeitsvorhaben vorgefunden und schlug vor, ich solle mich darum kümmern. Er wollte, dass ich dorthin kam. Aber mein Leben war schon kompliziert genug. Ich hatte ihm bereits geschrieben und seine Bitte um Hilfe abgelehnt.

III
     
     
    Das Genörgel von Julius Frontinus ließ aber nicht nach. Und so wurde ich prompt eines Nachmittags zu einer Plauderei mit dem Kaiser einbestellt. Ich wusste, dass das eine nachdrücklichere Aufforderung nach sich ziehen würde.
    Vespasian, der selbst häusliche Probleme hatte, trieb sich jetzt ständig in den Gärten des Sallust herum. Damit konnte er Bittstellern im Palast aus dem Weg gehen – und auch seinen beiden Söhnen. Domitian stritt sich oft mit seinem Vater und seinem Bruder. Vermutlich hatte er das Gefühl, sie würden sich gegen ihn verbünden. (Die Flavier waren eine eng miteinander verbundene Familie, aber Domitian Cäsar war ein kleiner Scheißer. Wer konnte es den beiden also verdenken?) Titus, der ältere Lieblingssohn, trat als der politische Kollege seines Vaters auf.
    Der ehemalige Wunderknabe hatte jetzt Berenike, die Königin von Judäa, importiert, mit der er offen eine leidenschaftliche Liebesaffäre hatte. Sie war schön, mutig und unverschämt – und daher äußerst unbeliebt. Das muss ein paar heftige Kabbeleien beim Frühstück ausgelöst haben. Wie auch immer, Berenike war ein schamloses Weibsbild, das bereits versucht hatte Vespasian während des Judäakrieges schöne Augen zu machen. Nachdem Vespasians langjährige Gefährtin Antonia Caenis vor kurzem gestorben war, fühlte er sich möglicherweise verletzlich. Selbst wenn er Berenike widerstehen konnte, war es ihm vielleicht unangenehm, seinen virilen Sohn mit ihr rumknutschen zu sehen. Titus hatte im Palast auch noch eine junge Tochter, die sich zu einem eigenwilligen Ding entwickelte. Mangel an Disziplin, wie meine Mutter sagte. Da Mama Victorina, Allia, Galla, Junia und Maia großgezogen hatte – alle geeignet, sich zur Furie ausbilden zu lassen –, sollte sie Bescheid wissen.
    Vespasian misstraute Ermittlern generell, aber bei seiner momentanen Art des Privatlebens hätte eine lockere Plauderei eine friedvolle Abwechslung sein können. Auch mir wäre es durchaus willkommen gewesen – ein intelligentes Gespräch mit einem ausgesprochenen Individualisten, der sich aus eigener Kraft hochgearbeitet hatte –, hätte ich nicht befürchten müssen, dass er mir eine miese Aufgabe andrehen wollte.
     
    Die Gärten des Sallust liegen am Nordrand der Stadt, von meiner Behausung aus nur in einem langen, schweißtreibenden Marsch zu erreichen. Sie erstrecken sich zu beiden Seiten des Tales zwischen den Hügeln des Pincius und des Quirinal. Ich glaube, Vespasian besaß hier ein Privathaus, bevor er Kaiser wurde. Die Via Salaria, immer noch die Verbindung zu seiner Sommerresidenz in den Sabiner Bergen, führt ebenfalls in diese Richtung.
    Wer auch immer Sallust gewesen war, sein Freizeitpark befand sich seit mehreren Generationen in kaiserlichem Besitz. Der verrückte Caligula hatte dort einen ägyptischen Pavillon bauen lassen, voll mit rosa Granitstatuen zum Gedenken an eine seiner inzestuösen Schwestern. Beliebter waren die von Augustus in einem Museum zur Schau gestellten Knochen eines Riesen. Kaiser besitzen mehr als ein beschnittenes Lorbeerbäumchen und ein Bohnenspalier. Hier bildeten einige der besten Statuen, die ich je im Freien gesehen hatte, die
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